Klosterbauhof:Junge Blüten

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Beim Ebersberger Kunstverein sind nun Werke einer Münchner Akademieklasse zu sehen. 17 Studenten von Markus Oehlen stellen aus, zur Vernissage gibt es Musik

Von Anja Blum

Der gute Ruf des Ebersberger Kunstvereins basiert vor allem auf den vielen Einzelausstellungen arrivierter Künstler aus ganz Deutschland, die er regelmäßig in seiner Galerie zeigt. Doch nicht minder stolz sind die Verantwortlichen nun darauf, einmal ganz junger, frischer Kunst eine Plattform bieten zu können: Die nächste Schau nämlich wird bestritten von einer Klasse der Münchner Kunstakademie - zu welcher die Ebersberger gute Kontakte pflegen. 2017 ging die Bewerbung beim Kunstverein ein.

17 Schüler des Professors Markus Oehlen haben sich die Räume im Ebersberger Klosterbauhof zu eigen gemacht und mit ihren Werken bereichert. Unter dem vielversprechenden Titel "Die Blüte der Präzision" erwartet die Besucher weder Bieder-Florales, noch kühle Akkuratesse - sondern vielmehr ein Einblick in das wilde, bunte Herantasten an die Formen der Malerei und an eine jeweils eigene künstlerische Handschrift. "Erhaschen auch Sie eine Ahnung dessen, was größtmögliche Progression verheißen mag", heißt es etwas kryptisch in der Ankündigung. Eröffnet wird die Ausstellung jedenfalls am Freitag, 3. Mai, um 19 Uhr mit mehreren DJ-Performances.

Zwischen Anfang 20 und Anfang 30 sind die Künstler der Akademieklasse Oehlen jung, manche haben ihr Studium gerade erst aufgenommen, andere ihr Diplom bereits in der Tasche. Diversität verspricht außerdem die Herkunft der Studenten aus aller Herren Länder. So stellen aus: Josef Köstlbacher, Andreas Lech, Julian Arayapong, Mehmet & Kazim, Jan Rybnicek, Kiyomi Ideno, Susi Müller, Youngjun Lee, Florian Donnerstag, Sri Maryanto, Lina Augustin, Maximilian Helk, Pio Ziltz, Lola Sprenger, Gülbin Ünlü, Sara Raschke, Hyundeok Hwang sowie Marc Aurel, seines Zeichens Assistent des Professors.

Obwohl die Ausstellung ein Titel ziert, liegt den Exponaten kein gemeinsames Thema zugrunde. "Es ist zwar vieles nebeneinander entstanden, aber jeder zeigt das, was er möchte", erklärt Sandra Nonhoff vom Beirat des Kunstvereins, die mit ihrem Mann, Schriftführer Björn Nonhoff, die Projektleitung übernommen hat. Dass Dozent Ohlen seinen Studenten viel Freiheit gewährt, lässt auch ein Rundgang durch die Galerie erahnen: von Konformität keine Spur. Zu sehen ist vor allem Malerei und Zeichnung, jedoch der unterschiedlichsten Ausprägungen. Düsteres und Humorvolles, Figurales wie Abstraktes, Dezentes wie Deutliches. Manches ist sehr nahe an der Vollendung, anderes noch ein Stückchen weiter weg. Allein: Man spürt, dass jedes dieser Werke eine Bedeutung hat, keines ist belanglos, jedes zeugt von einer tiefen Auseinandersetzung. Sei es mit einem Gefühl, einem Motiv, einer Farbe, einer Form, einer Technik.

Jan Rybnicek etwa zeigt großformatig und mit beherztem Strich Menschen in surrealen Szenen, der eine umarmt innig ein Stachelschwein, ein anderer steht inmitten eines dornigen Gestrüpps und gießt Wasser aus einem Gefäß. Die Anmutung ist seltsam weich und hart zugleich, dadaistische Prismen zersplittern die runden Formen. Sofort als zusammengehörig erkennbar sind auch die Werke von Sri Maryanto, der Indonesier hat sich auf eine stark lasierende Malweise verlegt. Zahllose durchlässige, erdfarbene Schichten legt er übereinander, kreiert dabei allerhand organisch anmutende Formen, so dass ganz eigene Welten entstehen, in denen die Fantasie auf Reisen gehen kann. Maximilian Helk wiederum lässt unwillkürlich an eines der berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte denken, den "Schrei" von Edvard Munch. Nur zwei Ingredienzien braucht es dafür: einen Totenkopf und einen sich nach hinten schlängelnden Weg. Hinzu kommen bei Helk eine comicartige Figur mit etwas panischem Gesichtsausdruck, die ihren Oberkörper entblößt, und eine durchgehend gestrichelte Silhouette. In Kontrast dazu: ein pastellig-ländlicher Hintergrund.

Begleitet werden die jungen Künstler bei ihrem Prozess von einem, der selbst schon viel geschaffen und erlebt hat: Markus Oehlen, der "Punk-Professor", wie ihn mal jemand nannte. 1956 in Krefeld geboren, studierte er an der Akademie in Düsseldorf, zählte zu den Hauptvertretern der Neuen Wilden und war als Musiker Teil des deutschen Punk. Insofern ist es kein Wunder, dass Oehlen der Ausstellung in Ebersberg nicht nur als graue Eminenz beiwohnen wird. Die Line-up der Vernissage jedenfalls lautet: Kissing Cousins, Honza, Arayapong & Lech und Markus Oehlen.

Klasse Oehlen: "Die Blüte der Präzision", in der Galerie des Kunstvereins Ebersberg. Vernissage ist am Freitag 3. Mai, um 19 Uhr, am Freitag 24. Mai, um 20 Uhr "Sisoko", Konzert und Bar, am Sonntag, 26. Mai, um 16 Uhr Finissage mit Künstlergespräch. Öffnungszeiten: am Freitag von 18 bis 20 Uhr, am Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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