Kindermusical:Im Bann der Elemente

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Im Musical "Der blaue Planet" besingen die Kinder der Musikschule mit beeindruckendem Tiefgang die vier Elemente. (Foto: Christian Endt)

Musikschulkinder begeistern mit "Der blaue Planet"

Von Valentina Antonucci, Grasbrunn/Vaterstetten

Ein paar vereinzelte Klavierakkorde lassen das Gerede verstummen. Eine dichte Stille senkt sich über das Publikum herab, die Blicke wenden sich ohne Umschweife der Bühne zu. Eine Schar Kinder, gekleidet in bunten Farben, stürmt die Bühne, bildet eine Formation, doch ehe das Auge den genauen Aufbau erfassen kann, schließt sich der samtene Vorhang über die Szenerie, die das gesellschaftskritische Kindermusical "Der blaue Planet" von Peter Schindler einläutete. Inszeniert wurde das Stück, das am Samstag und Sonntag im Bürgerhaus in Neukeferloh aufgeführt wurde, von Matthias Gerstner und Alexandra Greinacher. Herausragend, wie die die Kinder der Vaterstettner Musikschule durch musikalisches Engagement, Textsicherheit und einer wahnsinnigen Bühnenpräsenz das Publikum in den Bann zogen.

Bedeutungsschwere Musik wird angestimmt und scheint das Stichwort eines komplett in schwarz gekleideten Chors zu sein. In schwierigen Sopranstücken erzählt dieser, was uns erwartet, berichtet von den stürmischen vier Elementen und ihrem Streit darüber, welches das Wichtigste der Schöpfung sei. Der Vorhang hebt sich, im Hintergrund ein Bild unseres Planeten, davor eine Vielzahl an Kindern, die sich neben- und hintereinander auf einer Tribüne aufgereiht haben. Sie haben sich ihren jeweiligen Farben zugeordnet. Es gibt grüne, weiße, blaue und rote Kostüme gepaart mit einem Haarkranz der jeweiligen Farbe und zwei Seidentücher im passenden Stil. Nach und nach treten Feuer, Wasser, Erde und Luft auf, beschreiben in einem Gesangsstück ihre Vorteile und die Gründe, warum sie das wichtigste Element der Schöpfung seien. Die Musikstücke werden voon wellenschlagendem Wasser oder dem Wehen des Windes lautmalerisch begleitet. Die Zuschauer sind wie faszinier. Ein Dreijähriger vergisst die Salzstangen in seiner Hand, kann er den Blick doch nicht mehr von den bunten Kindern mit den wirbelnden Tüchern abwenden.

Die hervorragend dargebotene Musik des Musicals, die vor allem geprägt ist durch dominante Trommeln, unterstützt den trance-ähnlichen Zustand des Publikums. Unterbrochen wird das Spiel immer wieder durch den schwarzen Chor, der in beeindruckend schweren und gut gesungenen Stücken seine Erzählerrolle beibehält. Beendet wird der Streit der Elemente durch eine Gruppe Kinder, die die Auseinandersetzung schlichtet, weil sie verdeutlichen, dass alle vier ihre Berechtigung haben. Im zweiten Akt des Stücks, der die aktuelle Gegenwart darstellt, ist ein Krieg zwischen den verschiedenen Präsidenten der vier Himmelsrichtungen entbrannt. Grund hierfür ist die Vorherrschaft auf unserem Planeten. Die einzelnen Präsidenten versuchen ihre Gegner in Solostücken von ihren Vorteilen zu überzeugen. Zunächst zaghaft, schließlich immer selbstbewusster werdend besingen die Präsidenten ihre Standpunkte. Auch dieser Streit kann durch den Kinderchor geschlichtet werden. "Es kann sich nur etwas ändern, (...) wenn ein jeder Mensch erkennt, wir sind ein Teil der Welt, die jeden hier am Leben hält", wird von hellen, kräftigen Kinderstimmen verkündet. Die Zeilen rühren ans Herz, regen jeden Erwachsenen im Raum zum Nachdenken an und entlassen die Zuschauer mit einem Zustand zwischen Begeisterung und Nachdenklichkeit. Unterstützt wurden sie dabei von einem großen Team, allen voran den ausgezeichneten Musikern. Ihre Leistung wurde mit lautem und anhaltendem Applaus gewürdigt. Aus den vorderen Reihen ertönte die kräftige Stimme eines vielleicht Zweijährigen, der nach einer Zugabe verlangte, sie wurde ihm gewährt. Die strahlenden Gesichter der Kinder auf der Bühne machten deutlich, dass die Anspannung endlich von allen abgefallen war und mit einem lauten "Hey!" verabschiedeten sie sich, während das Licht schlagartig ausging und der Applaus toste.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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