Kinder:Recherche bei den Praktikern

Lesezeit: 2 min

Tanja Schorer-Dremel (CSU), Doris Rauscher (SPD), Besucherin Yesil Güneuz mit ihren Kindern, Lidija Sturmann vom Aktivkreis Familie, Gisela Sengl (Grüne) und Gabi Schmidt (FW) (v.l.). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kinderkommission des bayerischen Landtags macht sich bei einer Tour durch den Landkreis ein Bild von der Situation der Kinder und Jugendlichen in der Region

Von Sandra Langmann, Ebersberg

"Bayern ist bunt, und wir wollen alle Facetten sehen", verkündete Tanja Schorer-Dremel (CSU), Vorsitzende der Kinderkommission des bayerischen Landtags (KiKo). Freilich ging es nicht um einen entspannten Urlaub im Freistaat, sondern um eine Dienstreise - die Kinderkommission war unter anderem im Landkreis Ebersberg unterwegs, um sich ein Bild von der Situation der Kinder und Jugendlichen in der Region zu machen.

Die Kinderkommission wurde - wie schon in der vorangegangenen Legislaturperiode - 2014 auf Beschluss des Landtags eingesetzt, um einerseits zu überprüfen, wie es mit den Rahmenbedingungen im Freistaat bestellt ist, andererseits aber auch Verbesserungen anzuregen. Die Kommission setzt sich zusammen aus jeweils einer Abgeordneten der vier Fraktionen CSU, SPD, Freie Wähler und Bündnis 90/Die Grünen. Eine Informationstour führte die vier Frauen kürzlich unter anderem durch Traunstein und Eichstätt, als letzte Station stand der Landkreis Ebersberg auf dem Programm - hier konnte Doris Rauscher, die stellvertretende Vorsitzende der Kommission und örtliche SPD-Landtagsabgeordnete, auch eigenes Hintergrundwissen beitragen. "Es fiel mir schwer, nur vier Stationen für unseren Besuch auszuwählen", erzählte Rauscher, doch mehr Zeit blieb zu ihrem Bedauern nicht. Ausgewählt wurden daher als Stationen die Korbinianschule und der integrative Montessorikindergarten in Steinhöring, der Kinderschutzbund in Ebersberg, das Rathaus Poing und das Café Familia in Markt Schwaben. Mit von der Partie: der Ebersberger CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber. Als erster Regionalpolitiker habe er es vom Anfang bis zum Ende des Programms mit der Damenrunde ausgehalten, merkte Schorer-Dremel positiv überrascht an.

Im Poinger Rathaus traf sich die KiKo mit Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) und vier Kitaträgern der Gemeinde. Schnell war klar, mit welchen Problemen diese im Alltag konfrontiert sind. Es gebe einen Fachkräftemangel, was auch an zu wenigen Ausbildungsstandorten im Landkreis liege, kritisierten die Fachleute. Kämen Fachkräfte aus dem Ausland, werde deren Ausbildung meist nicht anerkannt. "Hier fehlt eine allgemeine Regelung", stellte Schorer-Dremel fest. Darüber müsse im Landtag einmal eine Debatte geführt werden. Nach Angaben der Träger fehlt es auch an Schulungsmöglichkeiten für Ehrenamtliche. Guo Li, seit zwei Jahren im Vorstand des Waldkindergartens Poing, wünschte sich Unterstützung in Sachen Rechtsberatung. Vor allem für kleinere Kitaträger stelle die Bürokratie aus finanzieller Sicht eine große Herausforderung dar. Rauscher riet, sich einem Dachverband anzuschließen, um Kontakte und Verbindungen zu knüpfen, was Rechts- und Fachberatung anbelangt. Der Bürgermeister sprach ein anderes Problem an: Weil die frühere Vorsitzende des Diakonievereins Poing falsche Angaben gemacht habe, habe sie zu Unrecht Fördermittel für die Einrichtung erhalten. "Nun haftet die Gemeinde", so Hingerl. "Natürlich können Fehler passieren", sagte Rauscher, aber gewisse Grundkenntnisse müssten einfach da sein. Hingerl sagte, man habe die Konsequenzen gezogen und veranlasse nun regelmäßige Prüfungen, wofür die Träger auch sehr dankbar seien.

Zum Abschluss der Ebersberg-Rundreise stattete die Kommission dem Café Familia in Markt Schwaben einen Besuch ab, wo man mit einer großen Auswahl an Kuchen, Torten und Kaffee auf die Gäste wartete. Dazu gesellte sich auch Bürgermeister Georg Hohmann (SPD), der sich stolz auf die Projekte des Aktivkreises zeigte. Da es viele Migranten gebe, sei das Café Familia ein guter Ort, an dem man zusammenkommen und sich austauschen könne. "Hier können die Kinder frei sein, ohne dass sich ein Nachbar aufregen könnte, weil es zu laut ist", so Lidija Stuhrmann, tätig im Aktivkreis Kinder und Projektleiterin des Café Familia. Sie stellte auch Heinz Brandl als Familienpaten vor. Der Rot-Kreuz-Sanitäter und Schulhausmeister kümmert sich um Familien, die Hilfe benötigen. Und sei es nur, um mit der kleinen Tochter einkaufen zu gehen, damit sie neue Kleidung für die Schule hat.

Doris Rauscher zeigte sich am Ende des Tages zufrieden. "Die Tour durch den Landkreis war sehr informativ und es gibt viele positive Rückmeldung von den Kolleginnen", sagt Rauscher. Es sei sehr wertvoll, sich selbst einen Eindruck verschaffen zu können und dann eine fraktionsübergreifende Debatte anzuschließen.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: