Karl-Sittler-Grundschule:Das liegende Klassenzimmer

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Ohne Firma und Architekt verzögert sich der Bau der Poinger Grundschule weiter. Vorerst werden Container errichtet

Von Franziska Spiecker, Poing

Große Bauprojekte kosten oftmals mehr Zeit und Geld als geplant. Ob die Elbphilharmonie in Hamburg, das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 oder aber die Grundschule in der Karl-Sittler-Straße in Poing. Denn wenngleich sich letztere naturgemäß in viel geringeren Dimensionen bewegt, ist sie doch das derzeit größte Bauprojekt der Gemeinde: Circa 21,2 Millionen Euro sollte sie ursprünglich maximal kosten - und im kommenden Schuljahr 2019/2020 fertig sein. Zwei Ziele, von denen die Gemeinde wohl noch weiter entfernt ist, als bislang bekannt war.

So verkündete Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) auf der diesjährigen Bürgerversammlung, dass es nicht nur Probleme mit der Baufirma gegeben, sondern auch der Architekt gekündigt habe. Was für Konsequenzen das nach sich ziehe? Darauf konnte Hingerl unlängst auf SZ-Nachfrage keine konkreten Antworten geben: Der geplante Fertigstellungstermin zum 17. Januar 2020 könne aufgrund der aktuellen Entwicklungen voraussichtlich nicht eingehalten werden und "ein neuer Termin kann erst nach Wiederaufnahme der Planungs- und Bauüberwachungsarbeiten durch ein neues Architekturbüro festgelegt werden." Auch die Höhe der Mehrkosten aus der Bauzeitverzögerung, so der Bürgermeister, ist noch unklar.

Neben dem Schulzentrum am Poinger Bergfeld ist der Bauplatz für die neuen Container angelegt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Fest steht laut Hingerl aber, dass sich allein die Kosten für eine der Verzögerung geschuldete Übergangslösung auf "voraussichtlich 846 000 Euro brutto" belaufen. Gemeint sind die 34 Containermodule, die zur Zeit im Bergfeldpark, angrenzend an Sportplatz und Pausenhof der Bergfeldschule aufgestellt werden.

Grund dafür sind dem Bürgermeister zufolge Raumprobleme, die sich aus der Bauzeitverzögerung ergeben: In der Bergfeldschule ist bereits seit Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2017 die Grundschule Karl-Sittler-Straße untergebracht. Da die Schüler nicht wie geplant vom kommenden Schuljahr an in ihr eigenes Gebäude zurückkehren können, müssen auch die ausgelagerten Klassen der Bergfeldschule länger als gedacht im angrenzenden Kita-Komplex verweilen - Räume, die somit für Hort und Mittagsbetreuung fehlen.

Um dem Platzmangel entgegen zu wirken, einigte sich der Gemeinderat nach Angaben des Bürgermeisters bereits im Sommer vergangenen Jahres auf die übergangsmäßige Nutzung von Containern. "Die Lösung wurde im Vorfeld mit der Schulleitung und den Trägern der Mittagsbetreuung sowie des Kinderhortes abgestimmt", erklärt Hingerl. Auch die Elternbeiräte seien informiert worden, Beschwerden habe es nicht gegeben.

Daher sollen von Anfang August diesen Jahres an, sobald die Container fertiggestellt sind, etwa 100 Schülerinnen und Schüler in ihnen untergebracht werden: 50 aus dem Hort und 50 aus der Mittagsbetreuung, jeweils in zwei Gruppen zu je 25 Leuten. Claudia Demmel, die Geschäftsleiterin der Mittagsbetreuung der Poinger Kolpingfamilie begrüßt das: "Für uns wird die Situation dann besser sein als bisher." Zur Zeit sei es in den Mittagsbetreuungsräumen nämlich sehr beengt, da dort die Mittagsbetreuungen beider Schulen untergebracht werden müssten. Durch die Container, so Demmel, hätten sie zwei Räume zusätzlich und könnten daher auch ungefähr 25 bis 30 Kinder mehr aufnehmen.

Der Neubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Strasse zieht sich in die Länge. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch von den Eltern erwartet die Geschäftsleiterin daher positive Reaktionen: "Es geht ihnen nur darum: kriegen wir einen Platz oder nicht?" Außerdem sollten nur die älteren Schüler in den Containern untergebracht werden. Und da diese auch direkt an den Pausenhof angrenzten, so Demmel, "sollte es keine Probleme geben".

Lediglich die Wege im Grünzug im Bereich der Poinger Bergfeldschule können laut Bürgermeister Hingerl wegen der Arbeiten zur Aufstellung der Module bis Ende August nur eingeschränkt genutzt werden. Stehenbleiben sollen die Container voraussichtlich für ein Jahr, bis zum Beginn des Schuljahres 2020/2021. Ob es tatsächlich dabei bleibt, das dürfte wohl auch davon abhängen, wie schnell die Gemeinde eine neue Baufirma und einen neuen Architekten für die Grundschule Karl-Sittler-Straße findet.

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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