Jubiläumskonzert:Wild und lebendig

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Werner Meier darf moderieren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die "Panzerknacker" werden 50. Der Kabarettist und Musiker Werner Meier beschreibt, wie die Band ihn beeinflusst hat

Von Sophia Belliveau, Erding

Für den jugendlichen Werner Meier waren die Panzerknacker in den 60ern und 70ern "wie ein Wunder": Der Kabarettist und Musiker aus Ottenhofen ist heute noch ein Fan. An diesem Samstagabend, 19 Uhr, feiert die Band, in der auch Ebersberger wie Mike Huber und Jürgen Roßmann gespielt haben und spielen, ihr 50-jähriges Bestehen im Jakobmayer in Dorfen. Werner Meier darf die Megaparty moderieren. Was für eine Freude!

SZ: Sie waren 15 Jahre alt, als die Band 1968 gegründet wurde. Sind Sie ein Panzerknacker-Fan der ersten Stunde?

Werner Meier: Ja, auf jeden Fall. Ich war von Anfang an dabei, da hieß die Band noch Separations. Sie hat mich durch meine gesamte Jugend begleitet. Immer wenn ich eine neue Freundin hatte, sind wir zu den Separations zum Tanzen gegangen. Nach dem Motto: Wenn sie die Separations mag, dann mag sie mich auch. Das musikalische Niveau der Band war weitaus höher als das der anderen Tanzgruppen hier in der Umgebung. Das war schon Bundesliga und die anderen bestenfalls Bayernliga, manche auch nur C-Klasse. Sie haben das musikalische Lebensgefühl vor allem der Jugend in der ganzen Region gravierend beeinflusst und die Messlatte für alle anderen Bands sehr hoch gelegt. So sind sie auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und berühmt geworden.

Dass eine Band hier aus der Umgebung das schaffen konnte, hat mich sehr beeindruckt. Sie haben Beatles-Songs im Original gespielt, das war eine Art musikalische Revolution. Die hohen Stimmen, die ausgefuchsten Stimmsätze, das konnten nur die Separations! Es war und ist eines der Markenzeichen der Panzerknacker-Separations: ihr unglaublicher, sicherer und sauberer mehrstimmiger Chorgesang. Alle Mitglieder, damals und auch heute, sind tolle und auch a bisserl verrückte Musiker.

Wie haben Sie zum ersten Mal von den Panzerknackern erfahren?

Mein Bruder hat mich auf die Band aufmerksam gemacht. Er hat gesagt: "In Edling bei Wasserburg spuin die Separations, de muaßt da amoi ohörn!" Für mich war das Konzert wie ein Wunder. Wir hatten alle das Gefühl: Hier entsteht etwas Neues. '68 war die Zeit der Beatles, der Stones und all dieser wilden Bands, aber man konnte ihre Musik nur im Autoradio hören - und da steht plötzlich eine Band auf der Bühne, die die Songs eins zu eins covert, das hörte sich an wie im Radio.

Haben Sie von den Panzerknackern auch was gelernt? Ja, ich habe selbst schon Gitarre gespielt und mir natürlich einiges abgeguckt und den Walter Schäfer gefragt, wie spielst du das und das? Hat die Band Sie also in Ihrer eigenen Musik beeinflusst? Obwohl ich ja eine ganz andere Art von Musik mache, also Lieder für mein Kabarett und Lieder für Kinder, Sternschnuppe eben, haben mich die Separations insoweit beeinflusst, dass ich selbst eine Zeit lang Tanzmusik gespielt habe. Da musst du die verschiedensten Stilrichtungen der internationalen Popmusik beherrschen, Tanzmusik ist total Multikulti!

Welcher Auftritt ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Ein Konzert in Hohenlinden, das muss Anfang oder Mitte der 1970er Jahre gewesen sein. Den Saal würde man nach heutigen Maßstäben total scheußlich finden, aber das war uns egal. Damals hat man grelle Neonbeleuchtung in Kauf genommen, solange die Musik gut war - und das war sie. Von halb elf an hat die Band nur noch improvisiert. Die Session hat sehr lange gedauert, und ich erinnere mich noch gut an das wahnsinnig lange und toll gespielte Schlagzeugsolo vom Veit Sepp.

Können Sie die Musik der Band heute, nach 50 Jahren, immer noch so gut hören wie in Ihrer Jugend?

Ja, ich finde, die Panzerknacker haben sich eine erstaunliche Vitalität bewahrt. Das hätte man in den 70er und 80er Jahren gar nicht erwartet. Die Band spielte den Song "My Generation" von The Who und da heißt es in einer Liedzeile "Hope I die before I grow old". Es beschreibt ziemlich genau die Atmosphäre zur damaligen Zeit: Wir waren wild, lebten voll und ganz im "Hier und Jetzt und Gleich" und dachten gar nicht daran, dass wir mal so alt werden könnten. Die Panzerknacker haben jedoch das Gegenteil bewiesen. Unter dem Aspekt kann man die Band sogar mit den Rolling Stones vergleichen.

Haben Sie noch persönlichen Kontakt mit den Bandmitgliedern?

Ich bin mit einigen befreundet. Vor allem Walter Schäfer ist ein sehr guter Freund von mir. Er ist ein hervorragender Musiker, spielt bei Panzerknacker Keyboard und Gitarre und er ist der Kopf der Band.

Was erhoffen Sie sich als Moderator und Freund von der Feier zum 50-jährigen Bestehen?

Ich glaube, das wird ein sehr schöner Abend. Einerseits wird die Stimmung sehr berührend sein, viele ehemalige Mitglieder der Band wieder mal vereint auf der Bühne. Andererseits denke ich, dass es eine riesige Gaudi wird, bei der richtig getanzt und gerockt wird. Als Moderator werde ich mich zurückhalten und eher nicht so viel sagen, damit die Musik richtig zum Tragen kommt. Ich werde aber auch einen meiner eigenen Songs spielen: "Die Ü-70-Party". Klar, der Blick in die Zukunft. Wer mehr davon hören will, soll am 2. November nach Erding in die Stadthalle kommen, da spiele ich mein neues Musikkabarett-Programm "Nah dran".

Denken Sie, dass die Jubiläumsfeier eher eine Ü-70-Party wird?

Nein, das glaube ich nicht. Natürlich werden viele Fans von früher dabei sein, die schon zwischen 50 und 70 sind, aber die Band hat immer noch diese tolle vitale Ausstrahlung. Das lockt auch viele Jüngere an. Es wird auf jeden Fall ein tolles Ereignis für Gäste jeden Alters.

Begeistern die Panzerknacker also auch noch die junge Generation?

Das glaube ich schon. Viele Kinder der ursprünglichen Fans finden die Band auch toll. Es wird so werden wie in den 60ern und 70ern: wild und lebendig!

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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