In Grafing:Trauer um Lilo Rosin

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Die ehemalige Grafinger Stadträtin Lilo Rosin ist am Dienstag im Alter von 80 Jahren gestorben. Ihre Entscheidungen waren stets geprägt von christlicher Nächstenliebe. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

GrafingVorne halten zwei Grundschüler Kisten mit Lebensmitteln in die Kamera. Hinter den beiden ist das Klassenzimmer voll von Speiseölflaschen, haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln - und dem Rest der Klasse. Noch weiter hinten, man muss fast schon nach ihr suchen, steht Lilo Rosin. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, der Gesichtsausdruck eine Mischung aus Stolz, Zufriedenheit und Dankbarkeit. Am Dienstag ist Lilo Rosin im Alter von 80 Jahren gestorben.

Das Foto, das vor ein paar Jahren entstanden ist, als sie mit den Grundschülern für die Grafinger Tafel sammeln ging, sagt viel aus über Lilo Rosins Perspektive auf sich selbst: Wichtig waren ihr vor allem die anderen. Diejenigen, die auch im wohlhabenden Münchner Speckgürtel am Monatsende kein Geld mehr fürs Abendbrot haben - aber bei der Tafel für einen symbolischen Euro einen Einkauf erhalten, der Essen für einen ganzen Tag bedeutet. Diejenigen, die vor Krieg und Repression nach Europa flüchten. Diejenigen, die ihre Arbeit wegen Krankheit aufgeben mussten. Kurz: Die gar nicht einmal so kleine Gruppe derjenigen, mit denen es das Leben nicht immer ganz gut meint.

In diese Grundhaltung passte auch die Art und Weise, mit der sich Lilo Rosin im Jahr 2002 auf die SPD-Liste zur Stadtratswahl aufstellen ließ: Fast ganz hinten - weil sie ja längst genug zu tun hatte, in der Tafel, im Kirchenvorstand als Vertrauensfrau, im Kirchenchor, und, und, und. Natürlich schaufelten sie die Grafinger mit ihren Stimmen so weit nach vorne, dass Lilo Rosin die nächsten sechs Jahre in der SPD-Fraktion verbrachte. Sich selbst nicht sonderlich wichtig nehmend, aber hellwach. Das war das Bild, das man dort von ihr sah. Wehe, jemand wagte es, an eine Kürzung der städtischen Weihnachtshilfe für Bedürftige auch nur zu denken. Ein dann fast schon barsches Contra war ihm gewiss!

"Sie füllte ihr Amt mit großem Verantwortungsbewusstsein aus; christliche Liebe zu den Menschen prägte ihre Entscheidungen", charakterisiert sie Bürgermeisterin Angelika Obermayr in der offiziellen Trauernote der Stadt Grafing. Spätestens nach diesen beiden Sätzen hätte Lilo Rosin auch abgewunken, bescheiden die Hand gehoben, aber deutlich dazwischengerufen: Jetzt ist aber gut! Obwohl in diesem Moment gerade recht wenig gut ist.

Der Trauergottesdienst am Montag, 3. Dezember, beginnt um 14 Uhr in der Grafinger Auferstehungskirche.

© SZ vom 01.12.2018 / thri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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