Im Poinger VHS-Haus:Das Schöpferische bewahrt

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Der Akademiekurs von Sylvia Vassilian (links): Gisela Stuckert, Petra Hartmann, Anneliese Welter, Christine Ginal, Julia Straubinger, Gabriele Finkenzeller, Sigi Streb, Rosalinde Gattner und Mareen Förster zeigen ihre Werke. (Foto: Christian Endt)

Ausstellung mit Malerei des Akademiekurses zeigt unterschiedliche Stile

Von Peter Kees, Poing

Goethe liebte den Dilettantismus, sah er im Laien doch einen Liebhaber der Künste, "der nicht allein betrachten und genießen, sondern auch an ihrer Ausübung Theil nehmen will." Goethe begriff auch sich selbst in der Malerei und Naturwissenschaft als eben solcher. Tatsächlich gibt es viele Menschen, die sich aktiv der bildenden Kunst widmen, ohne dabei den Anspruch beruflicher Professionalität zu haben. In den Räumen des VHS-Hauses in Poing sind derart geschaffene Werke gerade zu sehen. Das von Sylvia Vassilian geleitete und pro Semester einmal stattfindende Akademieseminar zeigt dort eine Ausstellung mit Malerei.

Die Wände und Gänge sind vollgehängt mit zum größten Teil gegenständlichen Darstellungen aller möglichen Sujets, die Maltechniken sind vielfältig. Da ist zum Beispiel ein roter Luftballon zu sehen, an dem ein, ebenso roter, Damenschuh angebunden ist. Er zieht durch einen grau-blauen Himmel. Ein anderes Bild zeigt fast scherenschnittartig den Ausschnitt einer Stadtlandschaft, gezeichnet, gemalt mit weißer Farbe auf schwarzem Grund.

Sie gehe gerne durch Museen, erzählt die Kursleiterin bei der Vernissage, lasse sich dort von Bildern inspirieren und bringe dann eine bestimmte Technik mit in den Kurs. Diese wird gemeinsam besprochen, ehe jeder Teilnehmer beginnt, Bilder in dieser Art zu malen, wobei es jedem freigestellt ist, was er oder sie daraus macht. "Es geht jeweils um eine neue Technik, die von den Teilnehmern, die allesamt schon vorher etwas mit Malerei zu tun hatten, umgesetzt werden soll. Dabei hat jeder seinen eigenen Stil."

Das ist den Werken auch deutlich anzusehen. So haben beispielsweise die ausgestellten Porträts durchaus ganz unterschiedliche Charakteristik, sowohl vom Blick des Malers, als auch von ihrer technischen Umsetzung her. Da ist der Strich kräftiger, dort ist er feiner; der Umgang mit der Wahl des Bildausschnittes oder mit Farbe und Form zeigt ebenfalls ganz persönliche Ausdrucksformen. Zur Eröffnung ließen sich die Besucher von den Schöpfern gerne erklären, wie ihre Bilder entstanden sind.

Dass Vassilian ihre Schützlinge als professionell arbeitende Künstler versteht, wie sie in ihrer Eröffnungsrede sagte, mag man schätzen. Der Unterschied läge lediglich in den Vermarktungsfragen, die für die VHS-Maler nicht von Interesse seien, malten sie doch L'art pour l'art, so die Kursleiterin. Doch greift die Kunst im gegenwärtigen Diskurs nicht ungleich weiter? Die Gegenwartskunst hat es sich doch längst zur Aufgabe gemacht, aktuelle gesellschaftliche Gegebenheiten zu reflektieren. Alles andere ist reine Dekoration. Dabei darf freilich auch die Malerei eine Rolle spielen, als Sprache poetischer Imagination oder als Abbild innerer wie äußerer Zustände. Es wäre zu kurz gegriffen, den Kunstmarkt mit den Inhalten der Gegenwartskunst zu verwechseln. Dennoch ist es begrüßenswert, wenn Menschen das weiter tun, was wir als Kinder alle getan haben: malen, zeichnen, Bilder entwerfen.

Ingrid Bauer, Gabriele Finkenzeller, Mareen Förster, Rosalinde Gattner, Christine Ginal, Petra Hartmann, Karin Kuntner, Julia Straubinger, Sigi Streb, Gisela Stuckert und Anneliese Welter tun genau das. Sie haben sich die Sphäre der Fantasie, der Poesie, des Schöpferischen bewahrt. So gesehen stimmt Goethes Bild vom Dilettanten, auch wenn ihm schon Friedrich Schiller kritisch gegenüberstand. Die Beschäftigung mit Pinsel und Leinwand ist förderlich für die Sache, für die bildende Kunst. Auch mögen sie offener und neugieriger in die Welt blicken als manche andere Menschen, die Maler und Malerinnen des Akademieseminars der VHS. Man kann sie also nur ermuntern, weiterzumachen. Unterm Strich ist die Betrachtung eines Kunstwerkes sowieso immer subjektiv. Darin kann man Vassilian Recht geben: Entscheidend ist, ob ein Bild seinen Betrachter anspricht, ob es ihn verzaubern kann.

Ausstellung des Akademiekurses im VHS-Haus Poing, zu sehen Montag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr, Dienstag von 17 bis 19 Uhr.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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