Hundehalter erörtern Protestmarsch:Aufstand formiert sich

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Hundehalter planen öffentliche Demonstration gegen Leinen-Verordnung

Thorsten Rienth

Markt Schwaben"Ich bestimme selbst, wann ich meine Hunde anleine!" Oder auch: "Meine Hunde folgen!" Sätze wie diese sind nur ein Auszug von Sabine Witfelds Wortbeiträgen am Sonntagabend im Wirtshaus am See in Markt Schwaben. Und sie zeigen, dass mächtig Ärger in der Luft liegt. Was als "Infotreffen" angekündigt war, wird zur Vorbereitung eines kleinen Aufstands.

Demonstrationen müsse man organisieren, schlagen gleich mehrere Teilnehmer vor. Und dann auch gleich Spenden überweisen für die anstehenden Anwaltskosten. Und schließlich Protestschreiben ans Landratsamt schicken. Einige der vorgefertigten Musterwidersprüche werden gleich noch am Wirtshaustisch gefaltet, in Couverts gesteckt und zugeklebt. "Es wäre gut, wenn ihr auf die Vorlage auch noch eure eigene Gedanken schreibt, sonst lesen die im Landratsamt sich das gar nicht mehr durch", rät Sabine Witfeld. Sie moderiert den Protest.

Dass der Storch vor wildernden Hunden geschützt werden müsse, halten sie und ihre etwa 80 Mitstreiter lediglich für einen argumentativen Deckmantel. "Seit zehn Jahren sind die Störche jetzt schon da - aber kein Hund hat ihnen etwas getan", sagt eine Besucherin. Es müsse also einen anderen Grund für die Leinenzwang-Verordnung geben. Zum Beispiel den, dass einige Landwirte "den Hundekot nicht mögen", mutmaßt jemand. "Wir sollten Argumente finden, warum es ganz gut ist, so wie es ist", lautet die Devise.

Eines der Argumente betrifft auch um die Psyche der Hunde. "Das Verhalten eines Hundes ändert sich extrem, wenn er jetzt einen langen Zeitraum an die Leine muss", erklärt Sabine Witfeld. Quelle für diese Feststellung sei "die Uni München". Augenblicke später schallt das erste Mal Applaus durch den Saal. Eine Besucherin hatte vorgeschlagen, doch den Storch an die Leine zu nehmen. "Der frisst ja Wiesenbrüter!"

Die Protestler bemühen sich, das Thema nicht nur aus der Hundehalter-Perspektive zu sehen. Auch Spaziergänger, Kinder, Jogger, Radfahrer und Reiter müssten schließlich auf den befestigten Wegen bleiben, sollte es nicht gelingen, die Verordnung doch noch zu verhindern. "Das gilt dann auch für Kinder, die einen Drachen steigen lassen", betont Sabine Witfeld. Und was, bitteschön, seien überhaupt befestigte Wege?

Mit einer Demonstration wollen die Hundebesitzer ihren Protest nun auf die Straße bringen. Am besten vor dem Landratsamt, schlägt eine Frau vor, dort sei die Verordnung entstanden. Da sei aber wegen der Baustelle kein Platz, wirft jemand ein. Man einigt sich auf Markt Schwaben. "Es geht ja um eine Markt Schwabener Sache."

© SZ vom 13.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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