Hohenlinden:Zu wenig Pfarrer

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Hohenlindener Katholiken setzen auf Wort-Gottes-Feiern

Von Johanna Feckl, Hohenlinden

Die Knappheit an Geistlichen im katholischen Pfarrverband Maria-Tading zeigt Konsequenzen: Ab sofort wird in der Hohenlindener Pfarrkirche Sankt Josef etwa alle sechs Wochen eine Sonntagsmesse durch eine sogenannte Wort-Gottes-Feier ersetzt. Der Grund hierfür sei der große zeitliche Druck, unter dem die Pfarrer stünden, sagt Jörg Meier, der die alternativen Feiern abhalten wird. "Wenn unsere Pfarrer um Viertel nach Zehn bereits an ihrem dritten Ort sind, das geht langfristig nicht. Die sind alle im Stress." Für eine Wort-Gottes-Feier hingegen ist kein Pfarrer notwendig.

Meier ist seit vielen Jahren in der Hohenlindener Pfarrgemeinde sehr aktiv. Zwar ist er auch Mitglied im Kreisvorstand der Katholischen Erziehungsgemeinschaft (KEG) und besitzt als Religionslehrer die kirchliche Lehrerlaubnis Missio canonica - notwendig, um eine Wort-Gottes-Feier halten zu dürfen, ist das alles aber nicht. "Wenn der Pfarrgemeinderat zu jemanden sagt, dass er das kann, dann darf er es auch", erklärt Meier.

Ein weiterer Unterschied zu einem gewöhnlichen Gottesdienst besteht im Fehlen der Heiligen Kommunion. In einem Gottesdienst liegt, theologisch gesehen, der zentrale Aspekt in der Wandlung, wenn sich also Brot und Wein ihrer Substanz nach in Christis Leib und Wein verwandeln. Die Wandlung kann allerdings nur ein Geistlicher vornehmen und fehlt daher bei einer Wort-Gottes-Feier. Stattdessen liegt der Schwerpunkt mehr auf der Auslegung des Evangeliums. "Bei mir wird die Predigt ein wenig länger und intensiver", verspricht Meier.

Trotzdem müssen die Hohenlindener Kirchenbesucher bei den Wort-Gottes-Feiern nicht auf den Empfang der Kommunion verzichten. Bei jedem "normalen" Gottesdienst weiht der Pfarrer schließlich Hostien, die die Gläubigen entgegennehmen dürfen. "Die übrig gebliebenen Hostien werden dann in der Sakristei aufgehoben und beim nächsten Gottesdienst oder eben bei einer Wort-Gottes-Feier verwendet", versichert Meier. Der Empfang der Kommunion sei wichtig, denn ohne diese würden wohl viele Gläubige nicht an einer Wort-Gottes-Feier teilnehmen. "Die suchen sich dann lieber einen Termin aus, an dem ein Pfarrer den Gottesdienst hält." Der Sinn einer Wort-Gottes-Feier wäre damit verfehlt: Dem Pfarrermangel zum Trotz keine Messe vollständig ausfallen lassen zu müssen und den Kirchgängern eine angemessene Alternative zu bieten. "Bevor man gar keinen Gottesdienst mehr halten kann, ist eine Wort-Gottes-Feier die beste Lösung."

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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