Hohenlinden:Mirabellen für die Freundschaft

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Als Zeichen der Verbundenheit pflanzen die Hohenlindener mit ihren französischen Gästen einen Baum im Schulgarten

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Es ist ein Zeichen für Versöhnung, Freundschaft und Verständigung: 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs haben am Dienstagnachmittag Ludwig Maurer (ÜWH) und Jean-Pierre Laporra bei einem Empfang der Gemeinde Hohenlinden für eine französische Reisegruppe mit Bürgermeistern und Vertretern von historischen Vereinen einen Mirabellenbaum im Garten der Schule gepflanzt: "Euer Besuch ist für uns eine besondere Freude, wir sind mittlerweile in Freundschaft verbunden und wollen die Treffen fortsetzen", kündigte Hohenlindens Bürgermeister Maurer an.

Der Bürgermeister des im Ersten Weltkrieg bei der Schlacht um Verdun völlig zerstörten Fleury-devant-Douaumont, Jean-Pierre Laporra, fügte an, dass "wir in Hohenlinden neue Freunde gefunden haben und eine gefestigte Freundschaft entstanden ist". Beide Gemeinden pflegten eine Beziehung der besonderen Art, sagte Laporra weiter und erinnerte daran, dass Vertreter aus Hohenlinden im Sommer in der Nähe von Verdun bereits eine Linde gepflanzt hätten. Nun freue er sich, im Gegenzug den mitgebrachten Mirabellenbaum als Zeichen der Völkerverständigung mit Maurer gepflanzt zu haben: "Ich hoffe, dass der Mirabellenbaum gut gedeiht und blüht und sich die Schüler darüber freuen und bald Mirabellen essen können", sagte Laporra.

Beide Gemeinden haben mit der Schlacht von Hohenlinden vom 3. Dezember 1800 im Napoleonischen Krieg und der verheerenden Schlacht bei Verdun vor hundert Jahren im Hinblick auf die deutschfranzösischen Beziehungen ein besonderes Erbe. Das kleine französische Dorf Fleury im Département Meuse im damaligen Verteidigungsring von Verdun wurde völlig ausgelöscht. Auf dem Gemeindegebiet gibt es seitdem zwar einige Gedenkstätten, aber es gibt keine Einwohner mehr. Reisegruppen aus beiden Regionen haben sich schon mehrmals besucht und Kontakte geknüpft. Beim Empfang im Schulhaus überreichten die Gäste aus Frankreich originelle historische Geschenke für das von Rolf Kaiser im Keller des Gebäudes geleitete Museum zur Schlacht von Hohenlinden - darunter Teile von Pickelhauben von Soldaten aus Bayern, die auf den Schlachtfeldern bei Verdun gefunden und über die Generationen in den Familien in Frankreich aufbewahrt wurden. Auch eine leere Bierflasche einer Münchner Bürgerbräu-Brauerei, die ein Soldat in einem damals besetzten Haus während des ersten Weltkrieges in der Nähe von Verdun hinterlassen hat, kommt ebenso ins Museum wie eine Wasserflasche eines bayerischen Soldaten und von bayerischen Soldaten als Erinnerung an gestorbene Freunde bei Verdun angefertigte schmiedeeiserne Erinnerungsstücke mit den eingravierten Namen. "Wir sind überwältigt und freuen uns über die neuen Exponate", sagte der Vorsitzende des historischen Vereins "Hohenlinden 2000", Martin Hubner, dazu. Hubner betreut mit Rolf Kaiser und dessen Team das Museum.

Weil der Maler Franz Marc von der Künstler-Gruppe "Blaue Reiter" im Ersten Weltkrieg bei Verdun ums Leben kam und es dort kürzlich eine Ausstellung über den Künstler und den scharfen Kontrast zwischen seinen vor dem Krieg geschaffenen bunten Werken und dem brutalen Kriegsgeschehen bei Verdun gab, wandelte die Reisegruppe während ihres Aufenthaltes außerdem auf den Spuren des berühmten Malers. Die Teilnehmer besichtigten im Lenbachhaus und in anderen Museen in München und Ingolstadt Bilder und Tagebücher von Franz Marc und informierten sich im Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben über ein Projekt von Schülern der Oberstufe zum Namensgeber ihrer Schule. "Den Teilnehmern hat die Reise bisher sehr gut gefallen", zog Pierre M. Wolff, der Vorsitzende der Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit, eine erste Bilanz. Wolff ermöglicht seit mehr als zehn Jahren Kontakte zwischen Hohenlinden und Gemeinden in Frankreich.

Mit dem Blick auf das vom Schulgarten in Hohenlinden aus gut sichtbare Denkmal zur Schlacht von Hohenlinden würdigte Maurer dessen Urheber, den Ebersberger Kunstschmied Manfred Bergmeister, der es sich nicht nehmen ließ, an seinem 89. Geburtstag zum Festakt nach Hohenlinden zu kommen. Bergmeister hat nicht nur das Denkmal in Hohenlinden und kürzlich ähnliche Denkmäler in Frankreich geschaffen, sondern war auch mit dem bereits gestorbenen Gründungsvorsitzenden Alfons Nagl Initiator der Gründung des historischen Vereins "Hohenlinden 2000", der auf Völkerverständigung bedacht und dessen Ehrenmitglied Bergmeister ist.

Nach dem Empfang trugen sich die Gäste aus Frankreich im Rathaus in das Ehrenbuch der Gemeinde ein. "Im September 2017 wollen wir euch wieder besuchen, wir freuen uns schon darauf", sagte Bürgermeister Maurer abschließend zu seinen Amtskollegen aus Frankreich. Für die musikalische Unterhaltung sorgte Gaby Bichlmaier mit ihrer Musikschülergruppe. Die Reisegruppe ist am Mittwoch nach einem Stadtspaziergang durch München zurück nach Frankreich gereist.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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