Hohenlinden:Der Untergang der "Sonne"

Lesezeit: 3 min

Schon vor mehreren Jahren wurde das alte Wirtshaus abgerissen. Die Pläne für das Gelände wurden immer wieder modifiziert. (Foto: Christian Endt)

Auf dem Areal am Hohenlindener Ortsrand, wo jetzt noch die alte Gaststätte steht, plant der Eigentümer massive Wohnbebauung. Der Gemeinderat verlangt Nachbesserungen

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Die Tage des alten Gasthauses "Zur Sonne" am Hohenlindener Ortsrand sind offenbar gezählt: Die Brauerei Wildbräu aus Grafing möchte das Wirtshaus abreißen und das Areal mit mehreren Wohnblöcken bebauen. Ein Teil des Komplexes könnte den Plänen der Brauerei zufolge weiterhin gastronomisch genutzt werden. Der Hohenlindener Gemeinderat hat einer baulichen Entwicklung des Geländes zwar nun zugestimmt, allerdings mit Einschränkungen: Zumindest eines der Gebäude würde mit seinen 14 Metern Höhe entschieden zu massiv ausfallen, so die Meinung von Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) und auch des Gremiums. Das Konzept soll daher nun noch einmal überarbeitet werden.

Im Flächennutzungsplan ist das Areal als "Fläche für Wohnbebauung" vorgesehen, der Bürgermeister sagte, er würde dort "eine vernünftige bauliche Entwicklung begrüßen". Ein 14 Meter hohes Gebäude sei aber im Vergleich mit der umgebenden Bebauung überdimensioniert. Zweiter Bürgermeister Thomas Riedl (CSU) unterstrich, er finde es grundsätzlich "toll, dass es an dieser Stelle Überlegungen für eine Bebauung gibt, die eine Aufwertung für den Ort wäre". Er stellte aber klar, dass der Ortsrand an dieser Stelle in den nächsten Jahren nicht durch weitere Entwicklungen über das Areal hinaus ausgedehnt werde, weil die Gemeinde an vielen anderen Stellen potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten sehe und für die nächsten Jahre der Bedarf für ein moderates Wachstum gedeckt sei. Riedl unterstrich zudem, die im Entwurf geplante Bebauung sei "für den ländlichen Raum zu dicht", eine derartige Bebauung würde zum urbanen, städtischen Bereich passen, aber nicht zu Hohenlinden.

Die alte Gaststätte am Ortsrand war früher das traditionelle und bei Einheimischen und Vereinen beliebte Gasthaus Steutzgerwirt, es war auch Vereinsheim der Schützengesellschaft, die allerdings wegen der sanierungsbedürftigen Umstände im alten Domizil mit Vereinsheim und Schützenständen ins moderne Wendlandhaus umgezogen ist. Das Wendlandhaus bietet inzwischen den örtlichen Vereinen, Parteien und Wählergemeinschaften mit dem großen Bürgersaal und dem kleinen Bürgerstüberl eine Bühne für Veranstaltungen, die früher im Saal des Gasthauses an der Hauptstraße stattfanden.

Dort übte früher der Theaterverein die neuen Bühnenstücke ein und bereitete Alfons Nagl mit seinem Team und den Schauspielern vom Verein "Hohenlinden 2000" die großen Freiluft-Spektakel 2000 zur Schlacht von Hohenlinden 1800 und 2006 zur Proklamation Bayerns zum Königreich vor. Der Verein Hohenlinden 2000 ist inzwischen für Veranstaltungen ins Wendlandhaus und Gasthaus zur Post umgezogen, die Räume im alten Gasthaus sind nicht mehr zeitgemäß, an einer Sanierung oder einen Neubau führt langfristig kein Weg vorbei.

Auf dem Weg zur dichten Bebauung des Geländes und zur Integration einer modernen Gastwirtschaft im neu gestalteten Wohnbereich sind aber nach dem Vorbescheidsantrag und vorgelegten Entwurf mit dichter Bebauung noch viele Fragen zu klären. Riedl wies darauf hin, dass zwar die dortige Gastronomie auch nach der Neugestaltung und Überplanung erhalten werden sollte, es müsse aber so geplant werden, dass Konflikte zwischen Wohnnutzung und Gastronomie künftig vermieden werden, denn derzeit wohnen eben im Umfeld der Gaststätte nicht so viele Menschen.

Wenn Wohnhäuser direkt neben Parkplätzen für die Gaststätte entstünden und Balkone über diese ragen würden, seien Konflikte zwischen Anwohnern und Gästen programmiert. Auch könnten dann Parkplätze der künftigen Anwohner - bei 27 Wohneinheiten wären alleine für die Anwohner 54 Stellplätze erforderlich - von Gästen der Gaststätte zugeparkt werden. Diese potenziellen Konflikte müssten im Vorfeld in einem ausgewogenen Konzept geklärt werden. Maurer fügte an, dass zwar durch den Bau einer Tiefgarage Parkplätze der Anwohner frei gehalten werden könnten, doch müsse die Tiefgarage im hochwassergefährdeten Bereich besonderen Anforderungen genügen, damit sie bei Überschwemmungen nicht überflutet werde. Der Hochwasserschutz - das Gebiet wurde beim landkreisübergreifenden Hochwasserschutzkonzept von einem Gutachter als faktisches Hochwassergebiet eingeschätzt- ist eine große Herausforderung am Kapuziner Graben, der in den vergangenen Jahren öfter gravierende Probleme bereitet hat und sukzessive durch Maßnahmen entschärft werden soll. Welche speziellen Hochwasserschutzmaßnahmen bei einer dichten Bebauung des Areals an der erforderlich wären, müsse erörtert werden, hieß es.

Das Gasthaus an der Hauptstraße 45 am Ortsrand hat zwar eine lange Tradition, es spielt historisch aber nicht die Rolle, die etwa das zentraler gelegene Gasthaus "Zur Post" als frühere Posthaltestelle der Postkutschen und später Postbusse auf der Strecke München - Mühldorf hatte. Papst Pius VI., Kaiser Josef II., Napoleon und Beethoven sollen auf der Durchreise dort Halt gemacht haben sollen. Dass die Brauerei Wildbräu aus Grafing an einer teilweisen gastronomischen Nutzung des Areals festhält, werden die Hohenlindener jedenfalls begrüßen, denn beim Bau des Rewe-Supermarktes musste vor Jahren im Zentrum Hohenlindens bereits das traditionelle Gasthaus Eicher durch Abriss dem heutigen Supermarkt-Parkplatz weichen.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: