Hohenlinden:Ab nach draußen

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Hohenlindener Gemeinderat debattiert über die Erweiterung von Siedlungen in den Ortschaften

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Wie soll sich die Gemeinde außerhalb des Hauptortes weiterentwickeln? Bereits vor der kürzlich beschlossenen Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP) gab es im Gemeinderat heftige Debatten darüber, wie intensiv in den Ortsteilen gebaut werden soll. Und obwohl der FNP inzwischen gültig ist, sind die Debatten um die Entwicklung der Ortschaften damit nicht beendet. In der jüngsten Gemeinderatssitzung führte die beantragte Umwidmung von nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Bauernhöfen zu lebhaften Diskussionen.

Beantragt war der Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage im Ortsteil Kronacker. Geschäftsleiterin Barbara Hartl von der Gemeindeverwaltung erläuterte zunächst die Sachlage und teilte mit, dass das Vorhaben der Darstellung Kronackers im aktuellen FNP widerspreche.

Damit gaben sich mehrere Gemeinderatsmitglieder aber nicht zufrieden: Der Zweite Bürgermeister Thomas Riedl (CSU) forderte "Möglichkeiten zu prüfen, damit auch Kronacker moderat wachsen kann". Die Antragsteller seien keine Immobilieninvestoren sondern Einheimische, und der genannte Standort wäre grundsätzlich für eine bauliche Entwicklung denkbar, sagte Riedl. Langfristig könne er sich für Kronacker auch vorstellen, dass trotz landwirtschaftlicher Prägung und neuem FNP bald wieder Bewegung in die umstrittene Frage "Außenbereich oder Innenbereich?" kommen könnte. Im konkreten Einzelfall müsse nun über Realisierungsmöglichkeiten nachgedacht und "der Spielraum der Gemeinde genutzt werden", sagte Riedl.

Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) gab sich hingegen eher skeptisch, er wies auf die möglichen Folgen eines Präzedenzfalls für Kronacker hin: Sollte eine Satzung mit größerem Umgriff möglich und vom Gemeinderat gewünscht sein, müsse die Gemeinde mit "einer Lawine an Anträgen rechnen". In Kronacker müsse aber auch Rücksicht auf die noch verbliebenen landwirtschaftlichen Betriebe genommen werden, deren Besitzer um ihre Existenzgrundlage fürchten. Denn als Folge einer dichten Bebauung könnte den Landwirten das Leben künftig von den Anwohnern schwerer gemacht werden, sagte der Landwirt Maurer dazu. Denn falls neue Bürger mit anderen Mentalitäten und anderem Anspruchsdenken in die kleinen Orte ziehen sollten, könnte das gewachsene sensible Ortsgefüge dort schnell aus der Balance geraten und neuer Ärger programmiert sein.

Unterstützung erhielt Maurer von seiner Tochter Viktoria, und seiner Schwester Mechtild, die als ÜWH-Gemeinderatsmitglieder dafür plädierten, das im neuen FNP für die nächsten Jahre als potenzielle Entwicklung festgelegte "große Ganze im Blick zu behalten", statt jedes "schöne Fleckerl bebauen zu wollen". Die ÜWH-Vorsitzende Barbara Meyer war allerdings anderer Meinung als ihre Fraktions-Kolleginnen: "Warum sollten wir nicht für den Antrag stimmen und das Landratsamt entscheiden lassen?" Auch Alois Grabl und Horst Bolscho (beide CSU), sowie Theo Falterer und Josef Neumeier (beide Bürgerliche) sprachen sich dafür aus: Der Siedlungsdruck nehme zu, erschwingliches Bauland im Hauptort ist rar und in den Nachbargemeinden wie Forstern entstehen in Nebenorten wie Preisendorf oder Karlsdorf riesige neue Siedlungen.

Bürgermeister Maurer sah in den genannten Beispielen zwar keine erstrebenswerte Vorbilder, er teilte jedoch die Einschätzung, dass der Gemeinderat für Hohenlinden trotz FNP "die Richtung vorgeben" könne: Das Signal des Gemeinderats war beim Beschluss dann deutlicher als zu erwarten war, denn 13 Gemeinderatsmitglieder stimmten dem Vorbescheidsantrag zu, lediglich Gemeindechef Maurer votierte dagegen. Das Landratsamt muss nun prüfen, ob das Bauvorhaben trotz der erwähnten Hindernisse im Außenbereich realisiert werden darf.

Ebenfalls bewilligt wurde ein Bauantrag zur Sanierung und zum Teilabriss mit Wiederaufbau eines Bauernhauses und Stallgebäudes im Ortsteil Berg. Dort möchte der Antragsteller zwei Wohnungen, ein Pensionszimmer, sowie einen Seminarraum realisieren. Bürgermeister Maurer teilte dazu mit, dass die Umnutzung von nicht mehr für die Landwirtschaft genutzten Gebäuden gesetzlich vereinfacht wurde. Allerdings gab es bei der Abstimmung über den in einem ehemaligen Hühnerstall geplanten Bau eines Ferienappartements in Berg einen Patt mit sieben zu sieben Stimmen - die Umnutzung des ehemaligen Hühnerstalls wurde dadurch abgelehnt.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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