Hochzeiten im Kreis Ebersberg:Verliebt, verlobt, versetzt

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Durch die sinkenden Inzidenzzahlen können nun auch wieder größere Hochzeitsfeste stattfinden. Einige Locations im Kreis Ebersberg sind für 2021 bereits ausgebucht - der große Heiratsboom steht noch bevor

Von Katrin Kastenmeier

Die Tische auf Gut Sonnenhausen in Glonn sind festlich gedeckt, Anfragen müssen die Mitarbeiter der Eventlocation dennoch vorerst ablehnen. Zunächst müssen die verschobenen Hochzeiten aus dem vergangenen Jahr abgearbeitet werden. (Foto: Christian Endt)

Heiraten auf Gut Sonnenhausen in Glonn empfinden viele als etwas Besonderes. In den anstehenden Sommermonaten werden dort aber vorrangig verschobene Hochzeiten aus 2020 stattfinden. Mit Blick in den Terminkalender stellt Mitarbeiter Nils Werner fest, dass hier bereits schon von Juli an alles voll ist. "Wir sind dieses Jahr jeden Freitag und Samstag ausgebucht", sagt er. "Sogar an den Feiertagen sind Hochzeiten."

Die Hochzeit ist für Verliebte wohl einer der schönsten Tage im Leben. Alles soll möglichst perfekt sein: Die Kleidung, die Trauung im Standesamt und auch die anschließende Feier mit Familie und Freunden. Die Pandemie hat viele Heiratspläne im vergangenen Jahr aber vorerst platzen lassen. Über dem sonst so schönen Ereignis lag ein Schatten, verbunden mit Worten wie Hygiene- und Abstandsregeln. Trauungen wurden daraufhin erst einmal auf ungewisse Zeit verschoben. Jetzt, da nicht nur die Corona-Fallzahlen sinken, sondern vor allem die Heirats-Hochsaison bevorsteht, läuft das Geschäft mit der Liebe im Kreis Ebersberg wieder an.

Wird eine Hochzeit geplant, führt der erste Weg zum Standesamt, um herauszufinden wann denn überhaupt ein Termin frei wäre zum Ja-Sagen. Das Ebersberger Rathaus sei aktuell auch schon gut ausgelastet, sagt Standesbeamtin Isabella Grafenauer. "Trotzdem sagen wir nichts ab diesen Sommer, die Hochzeiten sollen stattfinden und das bekommen wir auch unter." Von einem regelrechten Ehe-Boom könne man aktuell aber noch nicht sprechen. Das merke man vor allem bei Daten wie dem 8. August oder dem 9. September In der Regel seien diese Termine immer sehr begehrt, dieses Jahr gebe es aber deutlich weniger Anfragen. Ein Grund dafür könnte die anhaltende Ungewissheit sein, mutmaßt Grafenauer. "Die Leute wollen zwar sehr gerne bald heiraten, aber den meisten Paaren ist die Planungssicherheit einfach wichtiger".

Hochzeitsplanerin Anja Fischer aus Kirchseeon. (Foto: privat)

Dass die richtige Planung für solch ein rauschendes Fest eine Menge Arbeit ist, weiß Anja Fischer aus Kirchseeon. Sie ist laut eigenen Angaben die einzige Hochzeitsplanerin im Landkreis und hat es sich zum Beruf gemacht, von A wie Anzahl der Gäste bis Z wie Zeremonie alles rund um den Tag der Liebe zu managen. Das kann schon mal ziemlich stressig werden, gerade wenn es mehrere Hochzeiten auf einmal zu betreuen gibt und gleichzeitig strenge Pandemie-Auflagen gelten. "Aktuell läuft es aber eher langsam und entspannt an", sagt Fischer. Für sie persönlich ein Segen, denn hochschwanger könne sie momentan "eh nicht so viel rumspringen".

Natürlich bleibt das Telefon trotzdem nicht still. Die meisten Kunden treibt die Frage um, wie viele Gäste eingeladen werden dürfen und ob eine bereits gebuchte Leistung wieder storniert werden kann. Aber auch Fischer bestätigt den Eindruck aus dem Ebersberger Standesamt, dass es momentan keine Hochzeitswütigen gibt. "Viele haben sich damit abgefunden, dass es einfach besser ist, alles aufs nächste Jahr zu verlegen, als es jetzt noch schnell über die Bühne zu bringen", sagt Fischer.

Nichts desto trotz, gibt es Paare, die in den kommenden Monaten heiraten werden und unabhängig von der Personenzahl braucht es für diese Feste eine Location. Im Moosacher Eventstadl "Zur Alten Säge" finden in normalen Jahren rund 45 Hochzeitsfeiern statt. Obwohl es im Vergleich dazu, im vergangenen Jahr nur insgesamt vier waren, gibt es aktuell einen Annahmestopp von Brautpaaren. "Das liegt daran, dass wir bis Ende 2022 schon komplett ausgebucht sind", sagt Inhaber Martin Rottmayer. "Weil wir ständig verschieben mussten, sind wir gezwungen aktuelle Anfragen abzulehnen und erst einmal den Rest abzuarbeiten." Obwohl der volle Terminkalender des Eventstadls erst einmal ein gutes Zeichen nach der Pandemie sei, ließe sich das Geschäft aus dem Vorjahr so trotzdem nicht nachholen. Und gleichzeitig tue es dem Geschäftsführer natürlich sehr leid für alle Eheleute, die in den kommenden Monaten gerne gefeiert hätten: "Das letzte Jahr war sowieso viel zu still."

Ähnlich ist die Situation auf Gut Sonnhausen. Paare, die sich dort das Ja-Wort geben wollten, brauchen nach Einschätzung von Nils Werner noch Geduld und sollten mit Ende 2022 rechnen statt auf dieses Jahr zu spekulieren. "Eine Hochzeit mit so vielen Fragezeichen fände ich persönlich auch ganz schön stressig", sagt Werner.

Fragezeichen im Terminkalender stehen auch bei Karoline Pröbstl vom "Eisbach-Catering" in Kirchseeon. In der Marktgemeinde Kirchseeon beliefert Pröbstl normalerweise rund 20 Hochzeiten pro Jahr. Vor allem in den Sommermonaten kämen die meisten Aufträge: "Aktuell fängt es wieder an, aber sehr langsam."

Ein Vergleich zu regulären Jahren sei das nicht. "Heiraten mit Hindernissen" - so beschreibt Simon Mellar, Hochzeitsfotograf aus Ebersberg, die Lage. Ab und an würden momentan zwar neue Aufträge eintrudeln, aber das seien vor allem Paare, die sich mit der Situation abgefunden hätten. "Genau die suchen jetzt kreative Wege, ihren schönsten Tag auch im kleinen Kreis am besten in Szene zu setzen", sagt Mellar. So begleite er ein Pärchen zum Beispiel in die Berge, wo die freie Trauung gleich ganz ohne Gäste stattfinden soll. Auf einen Hochzeitsboom habe er sich dieses Jahr ohnehin noch nicht eingestellt. "Ich hoffe einfach auf 2022, so wie die meisten Paare." Daher heißt es wohl auch noch weiterhin: Ja ich will! Aber lieber erst nächstes Jahr.

© SZ vom 10.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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