Hilfe für Frauen:Mit Wohngemeinschaften gegen Obdachlosigkeit

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Im Erdinger Frauenhaus werden die Plätze knapp. Die Einrichtung sucht nun nach Möglichkeiten, dagegen vorzugehen

Von Thomas Daller, Erding

Das Frauenhaus Erding, das auch der Landkreis Ebersberg in Ermangelung eines eigenen Frauenhauses mitfinanziert, ist kontinuierlich voll belegt. Das geht aus einem Bericht hervor, der nun im Erdinger Kreistag vorgestellt wurde. Das Rote Kreuz als Träger des Hauses befürwortet daher eine Ausweitung des Platzangebotes durch ambulantes Wohnen, das sich an den dreimonatigen Aufenthalt im Frauenhaus anschließt. Die Frauen hätten ansonsten oft nur die Wahl, zu ihrem Peiniger zurückzukehren oder in der Obdachlosigkeit zu landen.

BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden schlug daher dem Kreisausschuss, dem sie einen Bericht über das erste Jahr in der Trägerschaft des BRK vortrug, die Einrichtung der zusätzlichen Plätze vor. Inhaltlich liegt sie damit auf einer Linie mit einem Antrag der CSU, den die Fraktion bereits Mitte März gestellt hat, der aber noch nicht behandelt worden ist.

Vor rund eineinhalb Jahren gab es eine heftige Diskussion darüber, ob Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) dem Frauenhaus schade, weil er die Trägerschaft aus Kostengründen neu ausschreiben ließ. Auf die gedeckelte Ausschreibung bewarb sich allein das Rote Kreuz und der Sozialdienst katholischer Frauen musste nach 25 Jahren zum 1. März 2018 gehen. Die ÖDP hatte daher einen Antrag gestellt, das Rote Kreuz möge über das erste Jahr in ihrer Trägerschaft Bericht über das Frauenhaus erstatten.

Van der Heijden sprach von schwankenden Belegungszahlen in den Anfangsmonaten, doch seit September 2018 sei das Haus kontinuierlich voll belegt. Der Großteil der Bewohnerinnen komme aus dem Landkreis Erding, vereinzelt sind auch Frauen aus entfernteren Landkreisen untergebracht, die von ihren Männern nicht gefunden werden sollen. Ebersbergerinnen seien derzeit allerdings keine darunter.

Die BRK-Geschäftsführerin sagte, es gebe keine Warteliste, weil man sich bemühe, die Frauen in andere Frauenhäuser zu vermitteln. Insbesondere nach München habe man gute Verbindungen. Aber die maximale Auslastung gebe zu denken und Frauenhäuser alleine könnten das Problem nicht lösen. Sie regte ein ambulantes betreutes Wohnen von etwa einem halben Jahr an, das sich an den Aufenthalt im Frauenhaus anschließen sollte. In diesen Wohngemeinschaften könnten die Frauen aus einem sicheren Umfeld heraus ein Leben außerhalb des familiären Umfelds auf die Beine stellen und ohne Druck eine Wohnung suchen. "Viele Frauen im Frauenhaus haben kaum die Möglichkeit, eine Wohnung zu finden", sagte van der Heijden. "Sie sind auch finanziell ziemlich am Ende."

Landrat Bayerstorfer griff den Vorschlag auf und sagte, der Landkreis solle ein ambulant betreutes Wohnen anstreben, bis die Frauen tatsächlich eine eigene Wohnung finden könnten. Mit diesem teilgeschützten Raum könne man die Kapazitäten des Frauenhauses effizienter nutzen und Wartezeiten in Akutfällen möglichst verhindern. Er verwies auch auf den Antrag seiner Parteifreunde, über den in Kürze beraten werden solle.

Die Fraktionssprecherin der Grünen, Helga Stieglmeier, erkundigte sich, wie das Rote Kreuz mit dem Stellenplan zurechtkomme. Sie spielte damit auf die gedeckelte Vergabe an, für die es außer dem Roten Kreuz keinen weiteren Mitbewerber gegeben hat. Ob das Frauenhaus weiterhin rund um die Uhr erreichbar sei, wollte Stieglmeier wissen und ob man Aufgaben an Ehrenamtliche delegiert habe. Die BRK-Geschäftsführerin sagte, man komme mit dem Budget zurecht. Zwei ehrenamtliche Kolleginnen würden sich um das Bereitschaftstelefon kümmern und die Mitarbeiter würden ordentlich bezahlt: "Wir sind tariflich gebunden, unsere Mitarbeiter verdienen nicht schlecht" und man habe auch deren Wohl im Blick.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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