Großprojekt in Vaterstetetten:Jetzt wird geplant

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Vaterstetten bringt das gemeindeeigene Wohnprojekt an der Dorfstraße voran. Für etwa 35 Millionen Euro sollen mindestens 130 bezahlbare Wohnungen entstehen. Das Vorhaben soll sich durch Fördergeld und Mieteinnahmen refinanzieren

Von Wieland Bögel, Vaterstetetten

So könnte das gemeindeeigene Wohngebiet an der Vaterstettener Dorfstraße einmal aussehen, nun wurde der Planauftrag vergeben. (Foto: Christian Endt)

Die Großgemeinde investiert in den kommenden Jahren rund 35 Millionen Euro in bezahlbare Wohnungen. Am Donnerstag vergab der Gemeinderat die Planungsaufträge für das Wohngebiet Vaterstetten Nordwest. Das Besondere an dem Vorhaben ist, dass die Gemeinde Bauherr und Vermieter der etwa 130 neuen Wohnungen sein soll.

Wer das Projekt umsetzen soll, steht bereits seit Februar fest. Damals kürte die Jury des entsprechenden Architektenwettbewerbs Hans-Peter Hebensperger-Hüther und sein Büro H2R Architekten sowie Eva Fischer und ihr gleichnamiges Landschaftsarchitekturbüro zu Siegern. Ihr Entwurf sieht an der Dorfstraße einen bis zu fünfstöckigen Riegel vor. Auf dem übrigen Areal sollen ein dreigeschossiges Wohnhaus an der nördlichen und drei ebenfalls dreigeschossige Wohnhäuser in einer Reihe an der westlichen Seite entstehen. Südlich an der Pfarrer-Aigner-Allee ist ein zweigeschossiges Gebäude geplant, das einmal eine Kita beherbergen soll. In den Erdgeschossen der Gebäude sollen außerdem Ladengeschäfte entstehen.

Der Raum zwischen den Gebäuden soll als "Wohn-Hof" gestaltet werden, so die Architekten in der Sitzung. Was bedeutet, dass es dort weder Straßen noch Stellplätze für Autos geben soll, die Parkplätze sollen an der Dorfstraße und in einer Tiefgarage entstehen. Die Ladengeschäfte würden sich zum Innenhof öffnen und diesen beleben, so der Plan der Architekten. Einen Supermarkt werde es aber nicht geben, so Hebensperger-Hüther auf Nachfrage von Benedikt Weber (CSU), dafür sei die geplante Ladenfläche mit insgesamt nur 500 Quadratmeter zu klein. Außerdem bräuchte ein Supermarkt deutlich mehr Stellplätze, "dann können Sie die Wohnungen komplett vergessen". Darum sollen kleine Geschäfte wie Bäckerei, Café oder Obst- und Gemüseladen angesiedelt werden. Ob sich dafür Betreiber finden, hänge auch von der Miete ab, so Hebensperger-Hüther. Es sei durchaus möglich, die Ladenmiete niedrig zu halten und über die Wohnungsmieten querzusubventionieren.

Das mache eine dichtere Bebauung ratsam, empfahl der Architekt. So könnten die Wohnhäuser je ein weiteres Stockwerk bekommen. Was zwar die Baukosten, aber auch die Einnahmen erhöhen würde. Nach derzeitiger Kalkulation würde sich das Projekt bei einer Miete von zehn bis elf Euro pro Quadratmeter rentieren, erläuterte Kämmerer Markus Porombka auf Nachfrage von Klaus Willenberg (FDP). Der hatte wissen wollen, ob ein so großes Projekt "gerade in diesen Zeiten" die Gemeindefinanzen überfordern würde, immerhin kostet alleine die Planung fast zwei Millionen Euro. Laut Porombka ist das kein Problem, neben den Mieteinnahmen gibt es noch Zuschüsse aus dem kommunalen Wohnbauförderprogramm des Freistaates. Rund 30 Prozent der Baukosten plus 30 Prozent des aktuellen Wertes des Grundstücks sind zu erwarten - obwohl dieses schon länger in Gemeindebesitz ist.

Etwas Diskussionsbedarf gab es über einen Antrag der Grünen, darin wird gefordert, die Gebäude nach Möglichkeit aus Holz und auf dem Grundstück Zisternen zu bauen, die dann die Außenanlagen bewässern. Grundsätzlich sei dies möglich, sagte Hebensperger-Hüther, billiger und einfacher werde das Projekt dadurch aber nicht. Aktuell sei von Baukosten von 2000 Euro pro Quadratmeter Wohnraum auszugehen, gut 300 Euro mehr könnten es in der Holzvariante werden. Zudem seien nur wenige Firmen verfügbar, die so große Gebäude in Holzbauweise errichten könnten. Aber vielleicht könnte man einen Teil der Siedlung aus Holz errichten, schlug Cordula Koch (SPD) vor, ihr Fraktionskollege Sepp Mittermeier ergänzte "diese Stahlbetonorgien" seien alles andere als nachhaltig. Zumindest für das künftige Kinderhaus sei Holz eine Option, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Bei den Wohnhäusern sollte man aber auf jeden Fall möglichst alle in ein und der selben Bauweise erstellen, um Synergieeffekte zu nutzen, empfahl Ralf Schloemilch, Chef der Abteilung Hochbau.

Auch über den Nutzen der Zisterne gab es unterschiedliche Ansichten. "Man wundert sich immer, wie wenig Wasser ankommt", sagte Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD). Im Gegenzug sei der Aufwand für Bau und Betrieb beträchtlich, nicht zu vergessen der Platzbedarf.

Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) schlug vor, den Antrag der Grünen in einen Prüfauftrag umzuändern. Die Architekten sollen in einer kommenden Sitzung vorstellen, wie und mit welchen Mehrkosten es umzusetzen wäre. Ohne Gegenstimmen wurde dies und die Vergabe der Planungsleistung beschlossen.

© SZ vom 30.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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