Goldgräberstimmung ade:Geothermieprojekt kommt ins Stocken

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Offenbar gelingt es dem Investor nicht, sich gegen das Ausfallrisiko versichern zu lassen.

Wieland Bögel

Noch im Januar herrschte wahre Goldgräberstimmung in Zorneding, Grasbrunn und Vaterstetten. Nach jahrelanger Suche war es endlich gelungen, einen Investor für das Geothermieprojekt zu finden. Doch inzwischen ist die Euphorie deutlich abgekühlt, das Projekt ist erneut in Schwierigkeiten geraten. Offenbar gelingt es dem Investor um die Firmen Geysir und Exorka nicht, einen Versicherer zu finden, der das Risiko eines Scheiterns des Projektes tragen will. Dass die Geothermie also, wie geplant, bereits in zwei Jahren die ersten Häuser heizen kann, ist damit mehr als fraglich, auch ein komplettes Scheitern des Projekts ist nicht mehr ausgeschlossen.

Erste Zweifel an den im Januar vorgestellten Plänen für die Geothermie äußerte Vaterstettens Umweltamtsleiter Wolfgang Kuhn am vergangenen Mittwoch auf der Bürgerversammlung in Parsdorf. "Es zieht sich leider länger als gedacht", sagte Kuhn, er hoffe aber, dass erste Verträge mit dem Investor "in den kommenden Wochen" geschlossen werden könnten. Sehr viel pessimistischer zeigte sich dagegen Vaterstettens amtierender Bürgermeister Martin Wagner (CSU) einen Tag später im Gemeinderat. Auf eine Anfrage von Manfred Schmidt (FBU), wann denn mit einem Start des Geothermieprojektes zu rechnen sei, entgegnete Wagner: "Nicht in absehbarer Zeit."

Wie Wagner am Freitag erklärte, sei er mittlerweile "etwas skeptisch geworden, ob die Geothermie kommt". Man habe wiederholt Gespräche mit dem Investor geführt, um zu erfahren, wie es weitergehen soll, "aber es kommt nicht wirklich etwas Verbindliches dabei heraus". Der im Januar vorgestellte Zeitplan, wonach bereits 2015 erste Häuser angeschlossen werden können, ist Wagners Meinung nach inzwischen obsolet: "Ich glaube nicht, dass da in zwei oder drei Jahren etwas aus dem Boden gestampft wird." Auch in der Nachbargemeinde Grasbrunn ist man besorgt. "Es haben sich Schwierigkeiten ergeben", bestätigt Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), "wir müssen schauen, ob der Investor das in den Griff bekommt".

Dass es Probleme gibt, bestätigt Josef Daldrup vom Investor Exorka. Bislang sei es noch nicht gelungen, die Frage der Versicherbarkeit des Geothermieprojektes zu lösen. Bevor dies nicht geklärt und entsprechende Verträge mit Rückversicherern abgeschlossen seien, könne das Projekt nicht starten, so Daldrup, "das ist eine Grundvoraussetzung". Zu pessimistisch will man sich seitens des Investors natürlich nicht geben, Daldrup betont, dass die Probleme lösbar seien. Man sei von Anfang an davon ausgegangen, dass die Verhandlungen mit den Versicherern zeitaufwendig seien. Derzeit führe man mit einigen Versicherungen Gespräche. Der Exorka-Vertreter erwartet, dass man innerhalb der kommenden drei Monate eine entsprechende Police abschließen könne. Auf einen Zeitplan für das Projekt will er sich nicht festlegen, aber er gehe davon aus, wie er sagt, dass es spätestens Mitte kommenden Jahres losgehen kann. "Das Projekt ist auf einem guten Weg", versichert Daldrup.

Das gilt aber nur, wenn es gelingt einen Versicherer aufzutreiben, ansonsten stünde das Geothermieprojekt wohl vor dem Aus. Denn von den rund 68 Millionen Euro, die das Projekt insgesamt kostet, entfallen alleine 25 Millionen auf die Bohrung. Diese ist in jedem Fall nötig. Denn auch um überhaupt festzustellen, dass das Tiefenwasser für eine rentable Nutzung nicht warm genug ist, muss zunächst 3000 Meter tief gebohrt werden. Fünf Millionen Euro sollen die drei beteiligten Gemeinden im Rahmen eines Darlehens dazu beisteuern, eine weitere Million müssten Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn als Ausfallbürgschaft bereithalten.

© SZ vom 17.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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