Abzocke:Fußballer kassiert ab, kommt aber zu keinem Spiel

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Zumindest lautet so der Vorwurf an einen 29-Jährigen. Er steht vor dem Ebersberger Amtsgericht, weil er unter anderem einen Verein im Landkreis abgezockt haben soll.

Von Marc Dimitriu, Ebersberg

Luxuriöser Lebensstil ohne Einkommen, diese Kombination hat einen 29-Jährigen aus dem nördlichen Landkreis nun auf die Anklagebank am Ebersberger Amtsgericht geführt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet, der Arbeitslose habe sich seinen Lebensunterhalt durch Betrügereien finanziert. Am schwersten wiegen hierbei die etwa 42 000 Euro Schulden, die er bei seiner Ex-Freundin hat. Außerdem soll er Geld für teure Elektrogeräte kassiert, die Ware aber nie geliefert haben. Ebenfalls vorgeworfen wird dem Angeklagten, er habe sich von einem Sportverein im Landkreis als Spieler verpflichten lassen, einen Vorschuss kassiert sowie weiteres Geld geliehen, aber den Job nie angetreten.

Von seiner Ex borgte sich der 29-Jährige immer wieder größere Geldbeträge. Als Begründung hatte er angegeben, er brauche das Geld etwa für eine Autoreparatur, einen Urlaub und einen Hauskauf in der Türkei, was laut Aussage der Ex aber gelogen gewesen sei. "Anfangs habe ich ihm vertraut", sagte sie. Unterlagen über seine Ausgaben konnte er ihr aber nie zeigen. Der Angeklagte gab an, sich nicht mehr genau erinnern zu können, wo das Geld hingekommen sei, gab aber zu, über seine Verhältnisse gelebt zu haben: "Ich war auch ein paar Mal im Casino." Irgendwann reichte es seiner damaligen Partnerin, sie forderte über einen Anwalt ihr Geld zurück. Man einigte sich auf eine Rückzahlung bis August 2012 - bis heute ist dies aber nicht geschehen.

Dafür gelang es dem Angeklagten im Frühjahr 2014, seiner früheren Freundin und deren Nachbarin weiteres Geld abzuluchsen, mit dem Versprechen, ihnen günstig Smartphones und Tablets besorgen zu können. Mindestens 850 Euro soll der 29-Jährige kassiert, die bestellte Ware aber nie geliefert haben. Was aber nicht seine Schuld sei, wie er nun aussagte. Ein Bekannter habe angeboten, die Geräte im Ausland zu besorgen, dem habe er das Geld überwiesen.

Den beiden Geschädigten hatte er allerdings noch erzählt, er würde die Ware über einen Freund beziehen, der bei einem Elektronikmarkt arbeitet. Die beiden sagten weiter aus, der Angeklagte habe immer weitere Zahlungen verlangt, da es angeblich Probleme mit der Lieferung gebe, und sie ansonsten mit Ausreden vertröstet. Gutgläubig zahlte die Nachbarin immer wieder, bis sie schließlich nach einem Monat Anzeige erstattete. Der Angeklagte bestätigte die Vorwürfe und entschuldigte sich dafür "dass ich andere betrogen habe". Er nehme die Schuld zumindest in diesem Fall auf sich.

Ein Hotelzimmer für Frauenbekanntschaften

Auch anderswo nahm es der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft mit dem Bezahlen nicht so genau. So soll er sich im Sommer 2014 für drei Tage ein Zimmer in einem Hotel gemietet haben - gewohnt haben soll er darin aber doppelt so lange und ohne die zusätzlichen 588 Euro zu zahlen. Er habe gedacht, die drei Tage seien umsonst, da er quasi Stammkunde gewesen sei, sagte er. Dort habe er sich mehr als ein Jahr lang immer wieder einquartiert, um sich mit Frauenbekanntschaften zu treffen.

Er behauptete weiter, dass er die Managerin kannte und deshalb nie eine Kreditkarte hinterlegen oder bar im Voraus zahlen musste. Er habe auch schon zuvor einige Nächte länger bleiben dürfen, ohne dafür zahlen zu müssen. "Es ist nicht üblich, Kunden Übernachtungen umsonst anzubieten", sagte dagegen ein Zeuge, der zu diesem Zeitpunkt in dem Hotel in der Buchhaltung tätig war. Auch der Angeklagte bilde da keine Ausnahme. Der außerdem, so der Zeuge weiter, das Zimmer teilweise verschmutzt und kaputt hinterlassen habe.

Den Fall des Vorschusses und Darlehens bei dem Sportverein - insgesamt 2500 Euro - stellte der Angeklagte als Missverständnis dar. Klären ließ sich der Sachverhalt nicht, da ein als Zeuge geladenes Vorstandsmitglied des Sportvereins nicht erschienen war. Darum wird die Verhandlung in zwei Wochen fortgesetzt.

Der Angeklagte erklärte zum Schluss noch, er wolle sich "den Arsch aufreißen und mein Leben in den Griff kriegen". Er habe auch schon die Schuldnerberatung aufgesucht und wolle seine Verbindlichkeiten - immerhin gut 80 000 Euro - in Raten abzahlen. Ob er denn auch schon einen Job gefunden habe, wollte Richter Markus Nikol vom Angeklagten wissen. Der verneinte: "Ich will damit bis nach der Verhandlung warten."

© SZ vom 08.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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