Gerichtsverhandlung:Gewaltorgie im Dönerladen

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Nach dem Überfall auf einen Ebersberger Imbiss wurden die mutmaßlichen Täter schnell gefasst. Jetzt steht jetzt der Termin für die Gerichtsverhandlung fest

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Im September 2015 war Ebersberg überregional in den Schlagzeilen: Am S-Bahnhof der Kreisstadt hatten acht Personen die Mitarbeiter eines Dönerladens angegriffen. Nun, fast zwei Jahre nach der Tat, müssen sich die mutmaßlichen Angreifer am Dienstag, 1. August, vor Gericht verantworten. Sie sind angeklagt, den Imbiss gestürmt und rassistische Parolen gerufen zu haben, während sie im Dönerladen die Einrichtung zertrümmerten und auf den Besitzer des Imbisses sowie zwei Mitarbeiter mit einem Baseballschläger, Holzlatten und einem Messer losgingen. Der Prozess findet, wie bei schwereren Straftaten und Verbrechen üblich, am Landgericht München II und nicht am Ebersberger Amtsgericht statt. Angesetzt seien sieben Verhandlungstage, wie Ken Heidenreich, Pressesprecher des Landgerichts, erklärt. Ein Urteil würde demnach am 10. August gesprochen.

Der Angriff auf den Dönerladen hat eine Vorgeschichte: Gegen 19 Uhr stand der Besitzer des Imbisses einige Stunden vor der Tat vor seinem Laden und rauchte. Als er beobachtete, wie zwei Männer am Bahnsteig geflüchtete Menschen angingen und beleidigten, rief er die Polizei. Doch die Beamten brauchten laut Aussage des Imbissbesitzers rund 20 Minuten. Als sie am Tatort ankamen, waren die Täter bereits verschwunden.

Auch beim zweiten Mal brauchten die Polizisten rund 20 Minuten, bis sie vor Ort waren

Doch sie kamen wieder - mit Verstärkung. Gegen 21.45 Uhr stürmten sie, mutmaßlich alkoholisiert, den Laden, und riefen dabei rechte Parolen. Einen der Mitarbeiter verletzten sie mit dem Messer an der Hand, er kam ins Krankenhaus. Die Schäden im Laden waren so groß, dass erst nach einigen Wochen alles repariert war. Wieder verständigte der Imbissbesitzer die Polizei, wieder hätten die Beamten der Ebersberger Polizeiwache, die rund einen halben Kilometer vom Tatort entfernt liegt, rund 20 Minuten gebraucht, schätzte der Betroffene nach der rassistischen Attacke.

Viele Ebersberger solidarisierten sich nach dem Angriff mit den Opfern. Im Klosterbauhof kamen wenige Tage später Hunderte Menschen zusammen, um ihre Solidarität für die Opfer auszudrücken und gegen Rassismus zu demonstrieren. Im Zuge der Fahndung nach den Tätern griffen Polizeibeamte noch in der Nacht des Vorfalls tatverdächtige Personen im Alter zwischen 19 und 34 Jahren in Ebersberg auf und nahmen sie zur Identitätsfeststellung vorläufig fest. Die weiteren Ermittlungen zum Tatgeschehen übernahm das Staatsschutzkommissariat der Erdinger Kriminalpolizei.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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