Gemeinderat Hohenlinden:Überraschung im Gemeinderat

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Bei Wahl der stellvertretenden Bürgermeister geht ÜWH leer aus

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Eine faustdicke Überraschung auf Kosten der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWH) und zu Gunsten der Grünen hat es am Montagabend während der konstituierenden Gemeinderatsitzung in der Aula der Hohenlindener Grundschule gegeben: Den auf Antrag der ÜWH-Sprecherin Barbara Meyer - die ÜWH ist im neuen Gemeinderat mit sechs von 16 Sitzen stärkste Fraktion - neu geschaffenen Posten des dritten Bürgermeisters sicherte sich kein ÜWH-Vertreter, sondern das neue Gemeinderatsmitglied Johannes Rumpfinger von den Grünen, die mit drei Vertretern in den neuen Gemeinderat gewählt wurden und dort bei ihrer ersten Sitzung den ersten Coup landen konnten.

Der von Winfried Rohrbach (Grüne) vorgeschlagene Rumpfinger setzte sich bei 17 gültigen Stimmen, inklusive Bürgermeister, hauchdünn mit neun zu acht gegen die von Meyer vorgeschlagene Mechtild Maurer durch: "Ich freue mich über die Wahl, bin neu im Gemeinderat und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit. Wichtig ist, dass wir miteinander statt übereinander reden, um die Gemeinde nach vorne zu bringen", sagte der neue Dritte Bürgermeister Rumpfinger. Weniger überraschend war zuvor die Wahl von Thomas Riedl (CSU) zum Zweiten Bürgermeister abgelaufen. Riedl war ebenfalls von der ÜWH-Vorsitzenden Barbara Meyer wegen der bislang meist "guten Zusammenarbeit" der beiden stärksten Fraktionen erneut als Kandidat vorgeschlagen worden: Er erhielt in geheimer Wahl 14 von 17 gültigen Stimmen: "Ich werde auch künftig die Meinung aller Gemeinderatsmitglieder achten und freue mich auf die Debatten", sagte Riedl.

Für die ÜWH waren die Wahlen der stellvertretenden Bürgermeister ernüchternd: Sie ist zwar immer noch stärkste Fraktion und hat in Ludwig Maurer den Gemeindechef in ihren Reihen, doch die Zeiten, als sie die Mehrheiten hatte, nach Belieben agierte, die Gemeindepolitik dominierte und beide Bürgermeister stellte sind nun vorbei. Es müssen mühsam Mehrheiten organisiert werden, was wie bei der Wahl des dritten Bürgermeisters ins Auge gehen kann. Die lachenden Dritten waren dieses Mal die Newcomer von den Grünen, die ihre Chance genutzt haben. So hatte sich das die ÜWH sicher nicht vorgestellt: Einige aus der CSU-Fraktion müssen gegen die ÜWH-Kandidatin votiert haben, obwohl die ÜWH zuvor den CSU-Kandidaten unterstützt hat - Zündstoff also zu Beginn der neuen Amtsperiode.

Barbara Meyer hatte zunächst Riedl für weitere sechs Jahre als zweiten Bürgermeister vorgeschlagen und aufgrund des Wachstums der Gemeinde mit inzwischen 3300 Einwohnern und der von 14 auf 16 gestiegenen Zahl der Gemeinderatsmitglieder angeregt, auch den Posten eines Dritten Bürgermeisters zu besetzen - und zwar mit einer Frau. Als Kandidatin schlug sie Mechtild Maurer - die Schwester des Bürgermeisters - vor, die aufgrund ihrer kommunalpolitischen Erfahrung und ihres Fachwissens als Steuerberaterin und Betriebswirtin gut geeignet sei. Doch die Grünen (drei Gemeinderatsmitglieder) durchkreuzten den Plan: Rumpfinger kam ins Spiel. Wohl mit Stimmen der Grünen, SPD (1 Sitz), Bürgerlichen (2) und offenbar auch von einigen CSU-Vertretern kamen die erforderlichen neun Stimmen zustande: Ein Affront gegen die ÜWH, die künftig wohl mit mehr Gegenwind aus der gestärkten Opposition rechnen muss.

Für das eingespielte Bürgermeister-Team Maurer und Riedl bringt das neue Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Vor allem die Grünen, die mit Rumpfinger, Rohrbach und Manuela Brummer neu im Gemeinderat vertreten sind und kürzlich mit großem Andrang im Ebersberger Forst ihren Ortsverband (der zwölfte im Landkreis) gegründet haben, drängen auf Veränderungen und wollen die hohen Erwartungen der meist jüngeren Wähler auch im Hinblick auf die Energiewende in der Gemeinde nicht enttäuschen.

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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