Gemeinderat billigt Pläne:Wohnraum statt Wirtshaus

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Die Gaststätte "Zur Sonne" am Hohenlindener Ortsrand soll abgerissen werden, um Platz für sozialen Wohnungsbau zu schaffen. Ein Hindernis für das Projekt könnte die Hochwassergefahr sein

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

In der Gemeinde soll neuer Wohnraum für Menschen mit wenig Geld entstehen. Bis zu 24 Sozialwohnungen könnten auf einem Grundstück am südöstlichen Ortsrand errichtet werden. Das bedeutet freilich auch, dass die Hohenlindener Abschied von einem Stück Ortsgeschichte nehmen müssen: Das längst sanierungsbedürftige Gasthaus "Zur Sonne" soll für das geplante Projekt abgerissen werden. Allerdings gibt es noch einiges zu klären, bevor es mit dem Bau losgehen kann - unter anderem, wie es hier mit dem Hochwasserschutz steht.

Dass die Wildbräu Grafing GmbH, der das Grundstück gehört, hier deutliche Veränderungen plant, war bereits im Sommer 2017 bekannt geworden. Damals hatte der Grundstücksbesitzer allerdings noch nicht auf sozialen Wohnbau gesetzt, statt dessen sollten auf dem Grundstück mehrere Wohnblöcke mit dutzenden Wohneinheiten und eine neue Gaststätte entstehen. Allerdings stießen diese Pläne im Hohenlindener Gemeinderat auch auf Kritik: Zu massiv erschien die geplante Bebauung an der neuralgischen Stelle am Ortsrand; auch wegen der Hochwasser- und Stellplatzproblematik forderte man eine Überarbeitung der Pläne.

Das neue Konzept kommt nun schon besser an, es sieht keine Gastwirtschaft mehr vor, und laut Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) würde auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sozialen Wohnungsbau auf dieser Fläche "sehr begrüßen". Im Flächennutzungsplan ist das Areal als allgemeine Wohnbaufläche dargestellt, die geplante Bebauung steht dem also nicht entgegen. Allerdings könnte es mit den Parkplätzen ein Problem geben - denn diese liegen bisher nicht nur im Außenbereich, sondern auch im "faktischen Überschwemmungsgebiet", wie es im Gemeinderat hieß.

Was das bedeuten kann, wurde beim jüngsten Hochwasser deutlich, als von Birkach enorme Wassermassen durch den nahe gelegenen Bach und die Hauptstraße an der "Sonne" vorbei in den Ort flossen. Die Expertin aus dem Hohenlindener Bauamt unterstrich, dass das Vorhaben in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt entwickelt werden müsse. Auch Rückhaltegräben und Ausgleichsflächen seien nötig, damit das neue Wohnbauareal künftig "nicht absäuft". Bei einem Projekt, das dem Wohl der Allgemeinheit diene - wie eben der soziale Wohnungsbau - würden aber an die Auflagen zum Hochwasserschutz niedrigere Anforderungen gestellt, hieß es in der Sitzung. Wolfgang Hutterer (ÜWH) wies darauf hin, dass nicht nur die Folgen für die Bebauung auf dem Grundstück selbst geprüft werden sollten. Man müsse auch untersuchen, inwieweit eine neu versiegelte große Fläche sich auf das über die Hauptstraße abfließende Wasser auswirken werde.

Obwohl das Gremium die neuen Pläne insgesamt befürwortete, äußerten sich mehrere Gemeinderäte dennoch etwas skeptisch. Zweiter Bürgermeister Thomas Riedl (CSU) kritisierte ebenso wie Josef Neumeier (Bürgerliche), dass die Gemeinde kaum mehr etwas von den vorbereitenden Planungen mitbekomme, weil die Gespräche über das Landratsamt geführt würden. Neumeier äußerte außerdem die Befürchtung, dass über die Deklarierung des Projektes als sozialer Wohnungsbau Baurecht erwirkt werden könnte, danach die Wohnungen aber dann doch auf dem freien Markt veräußert werden könnten.

Er merkte auch an, dass für die 24 Wohnungen bis zu 60 Parkplätze vorgesehen werden müssten, damit nicht auf der Hauptstraße geparkt werde. Nach Angaben der Verwaltung will der Bauherr aber ohnehin ein Nachbargrundstück kaufen, um genügend Parkplätze für die Bewohner und deren Gäste zur Verfügung stellen zu können.

Auch mit der Gestaltung der Gebäude waren nicht alle Gemeinderäte zufrieden. Wie bei den im vergangenen Jahr vorgelegten Planungen wurde die Höhe der Gebäude an der ortsbildprägenden Stelle moniert. "Eine Nummer kleiner" sollte die Bebauung auf dem ehemaligen "Sonne"-Areal aussehen, sagte etwa Thomas Riedl. Gemeindechef Maurer räumte ein, dass "die Dimension der neuen Gebäude passen muss, da müssen wir drauf schauen".

Auch Überlegungen grundsätzlicherer Art wurden im Gremium diskutiert. Da auch an anderen Stellen in Hohenlinden neue Wohnhäuser entstünden, müsse man darauf achten, dass die Infrastruktur nicht überfordert werde. "Wenn wir bei den derzeit bekannten Bauvorhaben mehr als 400 neue Einwohner bekommen und mehr als zehn Prozent wachsen, müssen wir die Folgen etwa für den Kindergarten bedenken", sagte Riedl.

Mit zwei Gegenstimmen sprach sich der Gemeinderat für die Einbeziehungssatzung aus, die die Bebauung grundsätzlich möglich macht. Über das weitere Verfahren und die Details und den genauen Umfang der Bebauung soll aber im Gremium erneut diskutiert und abgestimmt werden. Gebaut werden sollen die neuen Wohnungen in mehreren Bauabschnitten. Dass nun - entgegen den ersten Plänen - kein neues Wirtshaus mehr auf dem Areal geplant ist, werden etliche Hohenlindener wohl bedauern. Denn erst vor wenigen Jahren wurde ein anderes Traditionswirtshaus in der Gemeinde, das Gasthaus Eicher, zugesperrt: Es musste beim Bau des Rewe-Supermarkt im Ortszentrum dem heutigen Supermarkt-Parkplatz weichen.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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