Kirche mit Geldsorgen:Ebersberg und Kirchseeon ordnen Finanzen

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Die evangelische Kirchengemeinde in Ebersberg und Kirchseeon hat begonnen, ihre Finanzen zu ordnen. Doch auch die strukturellen Probleme sollen angegangen werden - bis September soll ein Konzept vorliegen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Edzard Everts wählt ein aussagekräftiges Bild, wenn er von der Situation der evangelischen Kirchengemeinde in Ebersberg und Kirchseeon spricht: "Die Kuh ist noch nicht vom Eis, aber schon mal eingefangen." Noch vor einigen Monaten ist die Kuh, um bei dem Vergleich zu bleiben, ziemlich wild herumgaloppiert: Der Neubau des evangelischen Gemeindezentrums in Kirchseeon hatte die Kirchengemeinde finanziell ordentlich in die Bredouille gebracht - es war eine Finanzierungslücke von 250 000 Euro entstanden, von der zunächst unklar war, wie man sie füllen sollte.

Inzwischen haben die Gemeindemitglieder 23 000 Euro für eine Sondertilgung gespendet. Doch in der Zukunft stehen wohl noch wesentlich gewaltigere Aufgaben an: Nach Einschätzung des Pfarrers ist die kirchengemeindliche Doppelstruktur mit je einer Kirche und einem Gemeindezentrum in Ebersberg und Kirchseeon auf Dauer nicht finanzierbar.

Unter anderem fehlten Rücklagen für den Bauunterhalt

Die Geldsorgen der Kirchengemeinde waren Ende 2014 bekannt geworden. Beim Neubau des Gemeindezentrums hatten nicht nur höhere Baukosten als zunächst erwartet die Kalkulationen durcheinander gebracht. Es stellte sich auch heraus, dass keine Rücklagen für den Bauunterhalt gebildet worden waren. Durch die kameralistische Buchführung, die keine Wertverluste verzeichnet, war das lange nicht aufgefallen. Die aktuellen finanziellen Probleme sind durch den Bau des neuen Gemeindezentrums zwar ausgelöst worden, sie haben aber laut Everts ein viel grundlegenderes Problem zutage gefördert.

Der Bau des neuen Kirchseeoner evangelischen Gemeindezentrums war teurer als gedacht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Wir haben zwei Kommunen, die ähnlich groß, aber sehr unterschiedlich in ihrer Art sind. In der Vergangenheit wurde daher eine Doppelstruktur aufgebaut. Das Problem: Dafür sind wir nicht groß genug, wir können uns das auf Dauer nicht leisten", sagt der Pfarrer, der 2014 nach Ebersberg gekommen ist. Zurückgehende Mitgliederzahlen und damit sinkende Einnahmen aus der Kirchensteuer auf der einen Seite und steigende Kosten, etwa für Gehälter und Handwerkerlöhne, auf der anderen Seite ließen eine Lücke entstehen - dieses Problem, das andere Kirchengemeinden schon lange kennen, werde nun auch hier evident.

Bereits in der jüngsten Gemeindeversammlung haben der Pfarrer und der Kirchenvorstand das Problem offen angesprochen. Dass man sich nun um große Transparenz bemühe, sei bei den Gemeindemitgliedern gut angekommen. Es gebe "große Solidarität über die ganze Gemeinde hinweg", sagt Everts. Mit etwa 200 Einzelspenden hätten Ebersberger, Steinhöringer, Hohenlindener und Kirchseeoner gemeinsam eine Reduzierung der Schulden um zehn Prozent bewirkt.

Um zu sparen, werden einige freie Stellen nicht besetzt

Auch für den Erhalt bestehender Gebäude, wie die Heilig-Geist-Kirche in Ebersberg ist viel Geld nötig. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zudem wird seit 2014 an vielen Stellen gespart. Zwar verzichte man auf betriebsbedingte Kündigungen, so Everts, doch nicht jede frei werdende Stelle werde nachbesetzt. Auch Unterhaltsmaßnahmen an den Gebäuden würden auf das absolut Notwendige beschränkt. Dabei gäbe es gerade an der Ebersberger Heilig-Geist-Kirche einiges zu tun: Fundamente und Buntglasfenster sind sanierungsbedürftig, auch etliche andere Renovierungsarbeiten wären eigentlich längst an der Reihe.

Wie man langfristig mit dieser Situation umgehen soll, damit beschäftigt sich laut Everts der Kirchenvorstand bereits intensiv. Ziel ist es, ein Gemeindekonzept zu erstellen; wesentlicher Bestandteil davon wäre auch ein "tragfähiges Gebäudekonzept". Ihre Vorstellungen wollen die Mitglieder des Kirchenvorstands bei der nächsten Gemeindeversammlung im September erläutern. Auch wenn viele unglücklich sein dürften über mögliche Einschnitte - Everts sagt, ihm sei es wichtig, offen zu diskutieren. "Auch die Benennung von Problemen und unser Umgang mit ihnen gehört für mich zur Offenheit dazu. Und wo man offen miteinander umgeht, da finden sich auch Wege. Da bin ich zuversichtlich."

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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