Geburtenrekord:Ebersberg im Babyboom

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Die Kreisklinik erwartet heuer rund 640 Geburten - so viele wie nie zuvor. Insgesamt nimmt die Zahl der Neugeborenen im Landkreis seit Jahren zu

Von Anja Blum, Ebersberg

Die Ebersberger Kreisklinik fiebert einem neuen Rekord entgegen: In diesem Jahr kamen dort bereits mehr als 530 Babys auf die Welt, eine interne Hochrechnung geht aktuell von etwa 640 Neugeborenen bis zum Jahreswechsel aus. "Das ist deutlich mehr als bisher", sagt Cornelia Höß, Chefärztin der Gynäkologie. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Geburten in der Ebersberger Klinik von knapp 470 auf knapp 600 gestiegen, lediglich 2015 wurde ein leichter Rückgang verzeichnet, und zwar auf 570.

Exakt die gleiche Kurve zeigt die Zahl der Neugeborenen im Landkreis insgesamt: Sie stieg von 1090 im Jahr 2011 auf 1360 im Jahr 2014, nur 2015 sank sie wieder etwas, auf 1260. Der Babyboom hat also nicht nur die Kreisklinik erfasst, wo in der Regel knapp die Hälfte aller kleinen Ebersberger das Licht der Welt erblicken, sondern den ganzen Landkreis. Zudem offenbaren die Daten des Statistischen Landesamtes, dass auch der Promillewert, also die Zahl der Geburten pro 1000 Einwohner, im Landkreis seit Jahren kontinuierlich zunimmt (von 8,4 in 2011 auf 10,1 in 2014). Einzige Ausnahme auch hier: 2015.

Der Bedarf für warme Baby-Kleidung wird in Ebersberg nicht geringer: Im Vergleich zu 2011 hat die Kreisklinik einen Geburtenzuwachs von mehr als 30 Prozent zu verzeichnen. (Foto: Jörg Koch)

Ein anderer Messwert, der Ähnliches ausdrückt, ist die Geburtenziffer. Sie gibt an, wie viele Kinder eine Frau durchschnittlich in ihrem Leben bekommen würde, wenn ihr Geburtenverhalten so wäre, wie das aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im jeweiligen Kalenderjahr. Diese Geburtenziffer nimmt laut Statistischem Landesamt derzeit in allen Regierungsbezirken zu: Sie kletterte bayernweit von 1,45 im Jahr 2014 auf 1,48 im vergangenen Jahr. Ebersberg belegte dabei 2014 mit 1,72 unter den Landkreisen Rang eins, rangierte aber auch 2015 mit 1,56 noch deutlich über dem bayerischen Durchschnitt.

Geschuldet ist dieser positive Trend vermutlich vor allem dem Zuzug junger Familien, die im Münchner Umland Wohnraum, Arbeit und eine gute Infrastruktur finden. Für Höß und ihre Kollegen ist die aktuell hohe Geburtenzahl in Ebersberg aber freilich auch ein Indiz für die gute Arbeit ihrer Gynäkologie. "Ich habe schon das Gefühl, dass mittlerweile mehr Frauen aus München zu uns kommen, weil sie wissen, dass bei uns niemand weggeschickt wird", sagt die leitende Oberärztin Helen Budiman mit Blick auf die überfüllten Geburtskliniken der Landeshauptstadt. Schließlich sei es "ein Alptraum" für jede Schwangere, im Ernstfall erst nach einem freien Kreissaal suchen zu müssen. Außerdem, fügt Höß an, entschieden sich wohl auch immer mehr Familien, die in den Randbereichen des Landkreises wohnen und zuvor zu Kliniken außerhalb tendiert hätten, für eine Entbindung in Ebersberg.

Aus gutem Grund: "Ich glaube, vor allem unsere überschaubare Größe ist von Vorteil", sagt die Chefärztin, "weil unsere Hebammen sich wirklich für jede Geburt viel Zeit nehmen und auf jede Frau einlassen können". Das belegten auch die Zahlen: An der Kreisklinik gebe es sowohl sehr wenig Kaiser- als auch Dammschnitte (21,9 und 5,8 Prozent). "Wir bemühen uns eben sehr um eine spontane, sanfte Geburt." Doch nicht nur das. Die Ebersberger Geburtshilfe punkte auch mit schönen, neu gestalteten Räumen, so Höß, selbst die Kreissäle seien "wohnlich", da man die medizinische Technik so gut wie möglich "versteckt" habe.

Budiman jedenfalls geht davon aus, dass der Babyboom in Ebersberg weiter anhalten wird - und Höß sagt, dass die Kreisklinik damit auch keinerlei Probleme habe. "Unsere Kapazitäten reichen aktuell für 700 Geburten im Jahr." Zumal sich die Situation demnächst noch einmal verbessern werde: Die Rufbereitschaft, die bislang mit einigen Hebammen auf "persönlicher Basis gepflegt" wurde, soll nun in eine offizielle Praxis umgewandelt werden. "Die Genehmigung dafür liegt mir schon vor", freut sich Höß. Unerfüllt sei also nur noch der Wunsch nach einer Kinderstation an der Kreisklinik. Eine solche hätte zur Folge, dass die Geburtshilfe künftig auch Entbindungen mit gewissen medizinischen Risiken wie etwa Frühgeburten übernehmen könnte.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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