Frauenneuharting:Der Regenbewacher

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Bei der Verleihung der Wetterdienstplakette muss Martin Moosmeyer unter Beweis stellen, dass er sein Amt als Wetterbeobachter im Griff hat. (Foto: Christian Endt)

Täglich misst Martin Moosmeyer aus Frauenneuharting in seinem Garten die Niederschläge. Der Deutsche Wetterdienst ehrt ihn nun für sein langjähriges Engagement als Wetterbeobachter

Von MATTHIAS REINELT, Frauenneuharting

Früh morgens aufstehen und erst mal raus in den Garten - egal bei welchem Wetter. So sieht der Alltag für Martin Moosmeyer aus der Gemeinde Frauenneuharting aus. Und das als Rentner. Als einer von bundesweit 1800 ehrenamtlichen Wetterbeobachtern misst er für den Deutschen Wetterdienst (DWD) die Niederschlagsmenge. Eine wichtige Aufgabe, für die der 65-Jährige nun von dem meteorologischen Dienst geehrt wurde. "Ohne die vielen Ehrenamtlichen könnten wir ein derart flächendeckendes Messnetz nicht betreiben", lobte Thomas Schuhmacher, Leiter der regionalen Messnetzgruppe in München. Sie seien die Grundlage für eine lückenlose Erfassung vieler Daten, welche dann auch in Wettervorhersagen einfließen würden.

In Anwesenheit des Frauenneuhartinger Bürgermeisters Eduard Koch überreichte Schuhmacher Martin Moosmeyer am Montag als Dank für sein 25-jähriges Engagement die sogenannte Wetterdienstplakette. Dazu gab es eine Urkunde unterschrieben von Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Der DWD betreibt in ganz Deutschland ein flächendeckendes Mess- und Beobachtungsnetz mit etwa 2000 Messstellen. 1800 weitere Stationen werden ehrenamtlich von engagierten Bürgerinnen und Bürger - häufig über Jahrzehnte hinweg - betreut. Ungefähr 550 dieser ehrenamtlichen Messstellen befinden sich in Süddeutschland, wie Schuhmacher erklärt. Im Landkreis Ebersberg gibt es insgesamt vier davon: eine in Halbing, eine in Forstinning, eine in Oberpframmern und eine im Garten der Moosmeyers.

Es handelt sich beinahe um einen kleinen Familienbetrieb bei der Wetterbeobachtung der Moosmeyers. Denn wie der Rentner selbst zugibt, bekommt er beim Messen tatkräftige Unterstützung von seiner Frau. Und von seinen Kindern, wenn die Eheleute mal in den Urlaub gehen; was allerdings selten vorkomme. "Meine Frau mag nicht länger als fünf Tage weg - und mir reichen schon drei", sagt Moosmeyer bei der Ehrung und lacht.

Für den Wetterdienst beobachtet und gemessen wird in Frauenneuharting schon seit 1951; Moosmeyer hat das Ehrenamt 1991 übernommen. Seine Vorgängerin, die die Messungen von 1972 an durchgeführt hatte, musste altersbedingt aufhören. Damals erschien eine Anzeige im Gemeindeblatt, auf die sich neben Moosmeyer noch weitere Kandidaten bewarben. Die Zusage bekam er womöglich auch aufgrund seines hervorragenden Standortes. Denn seit 1981 wohnt das Ehepaar im eigenen Haus in Lohen bei Frauenneuharting. Das Gebäude ist freistehend und hat einen Garten, der ausreichend Platz für das Messgerät des DWD bietet.

Dieses ist eineinhalb Meter hoch: An einer Art Stahlrohr ist ein silberner Auffangbehälter angebracht mit einem Niederschlagsmesser darin, der 200 Quadratzentimeter groß ist. Die Messangaben werden allerdings immer pro Quadratmeter gemacht, sodass Moosmeyer die Werte also erst noch hochrechnen muss, bevor er sie bis spätestens 9 Uhr an die regionale Messnetzgruppe des DWD melden kann.

Für sein Ehrenamt muss der 65-Jährige allerdings viel früher aufstehen: Im Winter wird die Messung um 6.50 Uhr durchgeführt, im Sommer dann eine Stunde später. Schließlich ist es wichtig, dass die Daten immer nach genau 24 Stundenabgelesen werden. Denn natürlich müsse der Zeitrahmen, in dem die Menge des Niederschlages gemessen wird, immer die gleiche bleiben, erklärt Schuhmacher. Nur so könne der Monats- und Jahresdurchschnitt korrekt berechnet werden. Kein Problem für Moosmeyer und seine Frau: Die beiden stehen ohnehin so früh auf.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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