Fotovoltaik:Trübe Aussichten

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Das Waldmuseum besteht teilweise aus einem 280 Jahre alten denkmalgeschützten Jagdhaus. Eine Solaranlage einzubauen, ist darum schwierig. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf dem Ebersberger Waldmuseum wird es wohl doch keine Solaranlage geben. Die Kosten wären wegen der Denkmalschutzauflagen zu hoch, die Ausbeute zu gering

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Planungen für eine Fotovoltaikanlage auf dem Waldmuseum haben wohl keine Zukunft. Nach einer nun im Technischen Ausschuss des Stadtrats vorgestellten Berechnung würde das Vorhaben nicht nur unverhältnismäßig teuer, auch die Energieausbeute ist laut Experte Josef Schnabl vom gleichnamigen Ingenieurbüro eher bescheiden. Grund sowohl für die hohen Kosten als auch die geringe Leistung sind Auflagen des Denkmalschutzes für das Museumsgebäude, welches zum Teil aus einem historischen Jagdhaus besteht.

Noch im Juli war man im Stadtrat guten Mutes, endlich eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. Damals wurde ein Entwurf vorgestellt, wie sich eine Solaranlage mit dem Denkmalschutz vereinbaren ließe. Dazu hatte sich die Stadt extra von der Landesstelle für die nicht staatlichen Museen in Bayern beraten lassen. Dort beschäftigt man sich bereits seit einiger Zeit mit denkmalgerechtem Bauen von Solaranlagen auf historischen Gebäuden wie dem Jagdhaus aus dem Jahr 1740. Da solche Gebäude oftmals eine sogenannte Verblechung - einen metallenen Übergang zwischen Dachziegeln und Dachrinne - besitzen, könne man diesen durch eine Solaranlage in gleicher Farbe ersetzen, so die Erkenntnis. Dadurch könnte das denkmalgeschützte Erscheinungsbild gewahrt bleiben, aber trotzdem Strom aus Sonnenenergie gewonnen werden.

Allerdings zu einem relativ hohen Preis, wie nun Experte Schnabl den Stadträten vorrechnete. Ging man im Gremium vor drei Monaten noch von gut 40 000 Euro aus, rechtet der Ingenieur nun mit Gesamtkosten von mindestens 55 000 Euro, davon etwa 14 500 Euro für den Stromspeicher. Der Rest entfällt zum einen auf die speziellen Solarzellen. Diese seien "am Markt nicht so verbreitet", erläuterte Schnabl, was sie erstens teuer und zweitens aufwendig zu installieren und damit noch teurer mache. Zum anderen sei auch der Anschluss ans Hausnetz des Museums alles andere als einfach - denn auch hier müsse man wegen des Denkmalschutzes behutsam vorgehen und könne die Kabel beispielsweise nicht direkt von der Solaranlage zum Verteilerkasten legen.

Weiterer Nachteil der Spezialanlage sei ihre geringe Ausbeute. Weil man eben nur einen schmalen Dachstreifen belegen könne, betrage die Leistung der Anlage etwa 5,2 Kilowatt, die in einem Jahr gewonnene Strommenge liege bei etwa 5000 Kilowattstunden, dafür seien Kosten von 55 000 Euro "gruselig viel", so der Experte. Er zog den Vergleich mit einem anderen Projekt an dem er beteiligt ist: Die Fotovoltaikanlage auf der Vaterstettener Realschule. Dort wurden 60 000 Euro investiert für eine Leistung von 30 000 Kilowatt. Dieses Verhältnis von 2000 Euro pro Kilowatt entspreche auch ungefähr dem Standard, erläuterte Schnabl.

Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) kommentierte den Sachvortrag mit den Worten, es gelte nun "zwei Gesichtspunkte" gut abzuwägen. Einerseits die Wirtschaftlichkeit, und hier sei ganz klar "es rechnet sich nicht". Würde die Stadt das gleiche Geld in eine Solaranlage auf einem anderen Dach investieren, "hätten wir das drei bis vierfache Ergebnis". Andererseits habe das Museum eben auch einen Bildungsauftrag, und darunter könne man auch verstehen, "Möglichkeiten aufzuzeigen" wie und wo Photovoltaik genutzt werden könne.

Für letzteres plädierten die Grünen - ausschließlich. Rosemarie Will verwies darauf, dass Museen selten wirtschaftlich arbeiteten, "damit wird man nicht reich". Die Anlage am Museumsdach könnte so etwas wie ein Prototyp dafür sein, was trotz Denkmalschutz möglich ist und somit ein Vorbild. Eine Sicht, die im Ausschuss nicht mehrheitsfähig war. Elisabeth Platzer (SPD) bezweifelte die Vorbildwirkung, erstens weil es "woanders wahrscheinlich wieder ganz andere Vorschriften gibt", zweitens weil es eben offensichtlich unrentabel sei. "Das hat auch unter Bildungsgesichtspunkten keinen Sinn." Unter Umständen erreiche man sogar das Gegenteil, ergänzte Martin Schechner (CSU): "Damit stellen wir dar, Photovoltaik rentiert sich nicht, da zahlt man nur drauf. Aber das stimmt nicht, man kann es wirtschaftlich betreiben." Gerd Otter (FW) warnte davor, dass die Kosten sogar noch steigen könnten, "man weiß nicht was in einem Altbau mit Denkmalschutz noch dazukommt". Mit so einer "Investition ins Nichts" werde die Stadt höchstens im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes landen.

Man solle "das Geld woanders anlegen, wo es besseren Ertrag bringt", forderte Platzer, auch Gerd Otter sah "sinnvollere Maßnahmen für eine solche Investition." Der dritte Bürgermeister Josef Riedl (CSU) regte an, sich mit einem benachbarten Landwirt zusammenzutun und etwa eine Scheune mit Photovoltaik zu bestücken, "es gibt in der Umgebung viele große Dachflächen". Bei der Suche nach einem geeigneten Dach "mache ich gerne den Vermittler", bot Riedl an. Andere Standorte für eine Solaranlage zu finden, könne schon sinnvoll sein, erklärt auch Bürgermeister Brilmayer. "Wir sollten schauen, ob es in der Nachbarschaft Flächen gibt, wo man mit dem gleichen Geld das vierfache erreichen kann". Einen Beschluss fällte der Ausschuss noch nicht, zunächst sollen die Fraktionen beraten, wie sie mit dem Thema weiter verfahren wollen.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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