Folgen des Klimawandels:Kollaps statt Knochenbruch

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In der Kreisklinik machen sich Hitzeperioden durchaus bemerkbar

Von Anja Blum, Ebersberg

Aus Sicht der Kreisklinik Ebersberg hat der Klimawandel eine positive Seite, etwa mit weniger Knochenbrüchen: "Die Winterunfälle nehmen spürbar ab, weil es weniger Schnee und Eis gibt", sagt der Ärztliche Direktor Peter Kreissl. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass auch Hitzeperioden für Menschen durchaus gefährlich werden können, "das erleben wir öfter", sagt Kreissl. Betroffen seien vor allem ältere Personen, doch auch bei Jüngeren könne es Probleme geben. "Wer zu lange in der Sonne liegt, draußen Sport treibt, dabei nicht auf Sonnenschutz achtet oder nicht ausreichend trinkt, kann schon einen Hitzschlag bekommen", so der Mediziner.

Hier sei also eine gewisse Unvernunft ursächlich - was für viele Senioren nicht gelte: "Ältere Menschen trinken oft viel zu wenig, weil ihnen gar nicht mehr bewusst ist, dass das wichtig wäre", erklärt Kreissl. Das aber könne zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen: von Atembeschwerden über Verstopfung bis hin zu Benommenheit, Schwächeanfällen oder gar Blutgerinnseln. Grundsätzlich sei die Kreisklinik auf Patienten mit Exsikkose (Austrocknung durch Abnahme des Körperwassers) freilich immer vorbereitet. "Doch in Zukunft werden wir uns wohl darauf einstellen müssen, dass sich die Fälle häufen", ist der Ärztliche Direktor überzeugt. Schließlich sei in heißen Perioden bereits jetzt ein Anstieg zu verzeichnen. Konkret bedeute das, dass die Klinik noch mehr Intensivkapazitäten, mehr Infusionen und entsprechende Überwachung bereit stellen müsse.

Abkühlung verspricht das Ebersberger Krankenhaus Hitzegeplagten indes nur in beschränktem Maße: Wie Kreissl erklärt, sind nur die Funktionsräume, in denen operiert oder untersucht wird, sowie die Intensivstation klimatisiert. "Hier ist das einfach notwendig, weil die Fenster zu bleiben müssen." In allen anderen Zimmern jedoch gebe es keine Klimaanlagen, sondern lediglich reflektierende Jalousien, die sich bei einer gewissen Sonneneinstrahlung automatisch schlössen. Selbst beim neuen Bauabschnitt sei keine andere Belüftung geplant, sagt der Ärztliche Direktor. "Ich sehe da momentan auch keinen Handlungsbedarf, denn die Jalousien funktionieren sehr gut, sie sorgen für eine angenehme Verdunkelung und damit Abkühlung." Klimaanlagen hingegen seien in Krankenhäusern eher mit Vorsicht zu genießen: Diese müssten hier oft und gründlich gesäubert und gewartet werden, um bakterielle Verunreinigungen zu vermeiden. "Denn Keime nisten sich hier gerne ein - und würden dann über die zirkulierende Luft noch verteilt werden."

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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