Erste Prognosen:Emotionen im kleinen Kreis

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Nur eine Handvoll Interessierter verfolgt den Abend im Landratsamt

Das Ehepaar, das kurz vor halb acht durch die laue Abendluft spaziert, wirft einen neugierigen Blick in das hell erleuchtete Foyer des Landratsamts. "Ah, der Herr Landrat", merkt der Herr an, "der darf feiern, dass die CSU über 35 Prozent ist." Doch in Feierlaune ist Robert Niedergesäß (CSU) nicht, als er kurz nach sieben zu dem sehr überschaubaren Grüppchen stößt, das sich zum Public Viewing im Landratsamt getroffen hat. "Kein erfreulicher Tag - mit Ansage", kommentiert er das Ergebnis auf Landesebene; die Zahlen aus dem Landkreis sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht da. Zeit für eine Erneuerung an der Parteispitze, findet der Landrat: "Die Streitereien der letzten Monate waren uns sehr abträglich, insbesondere das Auftreten von Horst Seehofer in Berlin." Markus Söder hingegen bekommt eher gute Noten von Robert Niedergesäß: "Gute Arbeit" mache der bayerische Ministerpräsident, "ich denke schon, er soll weitermachen."

Ansonsten herrscht im Landratsamt an den weiß bezogenen Stehtischen eine Stimmung wie an einem familiären Fernsehabend, nur etwas unbequemer. Ein winziges Grüppchen blickt kurz nach 18 Uhr gespannt auf die ersten Prognosen. Immerhin haben sich auch zwei Direktkandidaten eingefunden: Thomas von Sarnowski von den Grünen und Robert Böhnlein von der Bayernpartei. Letzterer zeigt sich erst einmal noch recht optimistisch: Sechs bis acht Prozent könnten es für die Bayernpartei schon werden, sagt er, doch die ersten Ergebnisse auf dem Fernsehbildschirm lassen diese Hoffnung schnell platzen.

Dafür haben Thomas von Sarnowski und seine Mitstreiter Grund zum Jubeln, die ersten Prognosen zeigen, dass die Grünen tatsächlich das phänomenale Ergebnis erreicht haben, das ihnen vorhergesagt worden war. Doch auch stellvertretender Landrat Toni Ried (FW), der mit seiner Frau Emine gekommen ist, sieht sehr zufrieden aus. "Wer hätte gedacht, dass die Freien Wähler mal über der SPD liegen", sagt er und grinst. Auch wenn Markus Söder gerade auf dem Bildschirm erklärt, man werde mit allen Parteien außer der AfD Gespräche führen, ist Ried sicher, dass bald Parteichef Hubert Aiwanger und seine Mitstreiter im Maximilianeum einiges zu sagen haben werden. "Ich traue ihnen zu, dass sie das nötige Rückgrat haben, um mit eigenen Ideen zu punkten."

© SZ vom 15.10.2018 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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