Erfolgsprojekt:Der erste Schritt ins Rampenlicht

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Beim Bandworkshop der Musikschule Ebersberg treffen völlig fremde Jugendliche aufeinander. Nach zwei intensiven Tagen funktioniert das Zusammenspiel fast fehlerfrei

Von Yvonne Münzberg, Ebersberg

Die Sonne scheint durch die Fenster des Klosterbauhofs, draußen glitzert idyllisch der Schnee. Drinnen jedoch wird ordentlich Krach gemacht - insgesamt vier Bands haben sich zum diesjährigen Workshop zusammengefunden und proben fleißig für ihren großen Auftritt, der in wenigen Stunden stattfinden soll. Das Besondere dabei: Die Teilnehmer kannten sich davor nicht, bei der Anmeldung mussten Instrument und Lieblingsgenre angegeben werden, danach wurden die Bands zusammengewürfelt. "Die Herausforderung", erklärt Timo Kresslein, "ist dann, die verschiedenen Level, auf denen gespielt wird, zusammenzubringen."

Neben Sängerin Kim und Bassist Jeron spielen auch die beiden Trompeter Franziska und Leonhard. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Musiker und Sozialpädagoge ist bereits das zweite Mal als Special Guest des Workshops geladen und unterstützt die vier Instrumentallehrer, die seit Samstagmorgen "ihre" Bands begleiten. Einer davon ist Maurizio Saccomanno. Er ist seit dem ersten Bandworkshop dabei, jetzt also zum elften Mal. "Es ist wichtig", so der Lehrer, "dass die jungen Musiker auch lernen, aufeinander zu hören, miteinander zu arbeiten." Einige der Teilnehmer standen noch nie auf der Bühne, der Workshop führt sie langsam an das Rampenlicht heran. Doch wie gut kann das funktionieren, kennen sich die Musiker anfangs doch gar nicht?

"Man lernt viel, besonders wenn man Fragen hat"

"Man sieht sofort die Fortschritte, spürt, wie die Band innerhalb der kurzen Zeit zusammenwächst", erklärt Tobias Fluck. Der 15-Jährige nimmt mit vielen Gleichaltrigen teil, die meisten jungen Musiker sind zwischen 13 und 16 Jahren alt. Doch auch Takumi Saccomanno sitzt mit seinen sieben Jahren schon wie die Großen am Schlagzeug. 23 Jahre und damit der älteste Teilnehmer ist hingegen Maximilian Leupelt. Er war bereits beim ersten Mal dabei und kommt seitdem immer mal wieder. "Man lernt viel, besonders wenn man Fragen hat", lobt der junge Mann. Julia Zschauer ist ebenfalls hellauf begeistert. Hier habe sie, was Bands angeht, bisher die besten Erfahrungen machen können. "Die Atmosphäre ist einfach super", schwärmt die 15-Jährige. Im besten Fall treffen sich die Jugendlichen auch nach dem Workshop noch, gründen tatsächlich eine Band. Das können sich einige der diesjährigen Teilnehmer gut vorstellen.

"Da kommt schon die Gänsehaut"

"Hab' ich euch schon gesagt, dass wir als Erste dran sind?", sagt Saxophon-Lehrer Hermann Ried und grinst. Die Antwort ist ein mehrstimmiges, ungläubiges "Nein!" Aber alles halb so schlimm, denn die achtköpfige Band, die er leitet, darf dafür als letzte zum Soundcheck. Soll heißen: weniger Zeit dazwischen, um nervös zu werden, um Besprochenes zu vergessen. Das gehört eben auch zum Workshop. Den Teilnehmern werden trotz der begrenzten Zeit so viele Facetten des Musizierens in einer Gruppe mitgegeben, wie es nur geht. "Uns wird eben gezeigt, wie eine Band zusammenarbeitet", lobt die 16-Jährige Kim Thoma. Sebastian Hausl übt mit seiner Band beispielsweise kleine Kniffe wie das Integrieren der Zuschauer ein. Auf der Bühne stehen, so der Musiklehrer, sei eben immer ein Konflikt zwischen dem Blick zum Publikum und der Kommunikation mit den Bandkollegen. Bei manchen läuft das Zusammenspiel am zweiten Tag bereits wie am Schnürchen. So etwa bei der Band von Robert Hartner, die ohne Sänger Metal-Songs covert. Er muss gar nicht mehr viel sagen, nickt zustimmend mit dem Kopf. "Da kommt schon die Gänsehaut", sagt Hartner und lächelt.

Robert Hartner probt mit seinen Musikern Christian, Maximilian, Lisa, Vitus und Franziska (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

So lange am Stück zu spielen, ist für viele Teilnehmer ungewohnt. Dennoch sind alle Musiker bis zum Schluss mit vollem Körpereinsatz dabei, ihre Gesichter zeigen absolute Konzentration. Während des Spielens sehen sie sich immer wieder gegenseitig an, sprechen sich ohne Worte, aber stattdessen mit Blicken ab. Diese Art von Kommunikation funktioniert nur, wenn man sich vertraut, wenn man sich schon lange kennt - könnte man zumindest meinen. Während des Bandworkshops scheint diese Regel jedoch nicht zu gelten. Alle, egal ob in der Pop-, Rock-, Metal- oder Jazzband, sind sich einig: Von der ersten Minute an haben sich alle gut verstanden, die Gruppendynamik war sofort da. Auch den Respekt im Umgang miteinander lernen die jungen Leute hier.

Wenn dann mal ein Einsatz fehlt, werden bisweilen auch die Haare gerauft. "Ich kenne keine Band, die auf der Bühne Fehler macht", sagt einer der Teilnehmer. Sebastian Hausl widerspricht vehement: Die ließen sich das nur nicht anmerken. Also noch mal auf Anfang.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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