Erding/Ebersberg:Knapp kalkuliert

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Kaum Interesse an Trägerschaft für das Erdinger Frauenhaus

Von Florian Tempel, Erding/Ebersberg

Der Erdinger Kreisverband des Roten Kreuzes (BRK) ist womöglich der einzige Bewerber bei der Neuvergabe der Trägerschaft für das Frauenhaus Erding. Zwar hat auch der bisherige Träger, der Sozialdienst katholischer Frauen München (SkF), eine Bewerbungen abgegeben. Der SkF kann allerdings die Vorgabe des Erdinger Kreistages, dass die Zuschusssumme für das vom Kreis Ebersberg mit finanzierte Frauenhaus auf 120 000 Euro pro Jahr gedeckelt sein muss, nicht erfüllen. Die SkF-Bewerbung wird demnach nicht berücksichtigt werden. Zuletzt hatte das Frauenhaus einen Zuschussbedarf von etwa 160 000 Euro. Caritas, Arbeiterwohlfahrt und Diakonie haben Bewerbungen mit Hinweis auf die Deckelung abgelehnt.

Der SkF macht in einer Pressemitteilung noch einmal deutlich, dass die Deckelung eine unmögliche Vorgabe sei. Den größten Anteil der Kosten, rund 70 Prozent, machten die Personalkosten aus. "Da wir auf bestehendes und bewährtes Personal zurückgreifen, können wir hier nicht einsparen. Zudem ist in den Frauenhäusern die Personaldecke ohnehin knapp bemessen und bräuchte eigentlich eine Ausweitung, wie schon von Sozialministerin Emilia Müller festgestellt wurde", schreibt SkF-Geschäftsführerin Elke Prumbach. "An den Kosten für Miete und Nebenkosten kann der SkF nichts ändern, und die Verwaltungs- und Sachkosten sind mit unter zwölf Prozent des Budgets bereits sehr knapp bemessen", heißt es weiter.

Auch andere Sozialverbände nennen die finanzielle Deckelung als Hinderungsgrund, eine Bewerbung abzugeben. "Wir haben die gleichen Tarife und denselben fachlichen Anspruch", sagte Caritas-Geschäftsführerin Barbara Gaab. Da der SkF im Frauenhaus Erding seit Jahrzehnten "hervorragende Arbeit" leiste, gebe es "keinen Grund für einen Trägerwechsel".

Der Vorsitzende der Erdinger AWO, Fritz Steinberger, sagte, die festgezurrten 120 000 Euro machten eine Bewerbung unmöglich, da "wir das Personal selbstverständlich übernommen hätten". Grundsätzlich hätten man in Kooperation mit der Dachauer AWO ernsthaftes Interesses am Betrieb des Frauenhauses gehabt. Steinberger wies noch einmal darauf hin, dass das gleich große Dachauer AWO-Frauenhaus vom dortigen Landkreis im Jahr etwa 160 000 Euro Zuschuss erhalte.

Bayerstorfer betont ausschließlich, dass das Freisinger Frauenhaus wesentlich weniger koste. Nach Informationen der SZ stimmt aber auch das nicht mehr: Das Frauenhaus Freising, das seit diesem Jahr in der Trägerschaft der Diakonie ist, soll mittlerweile einen Zuschussbedarf von etwa 150 000 Euro haben. Hans-Rudolf Weiß, Schatzmeister der Diakonie Freising, sagte, man habe sich eine Bewerbung für das Erdinger Frauenhaus "sehr, sehr ordentlich überlegt". Doch bei einer Deckelung auf 120 000 Euro "geht das nicht". Man müsste beim Personal oder dessen Qualifikation sparen, um den vorgegebenen Wert einhalten zu können: "Das wollen wir nicht, wir wollen seriös bleiben."

Der Kreisvorsitzende der BRK, der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU), will mit Verweis auf die noch laufende Ausschreibung nicht sagen, ob die BRK-Bewerbung den maximalen Zuschussbetrag einhalte.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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