Ein schattiges Plätzchen im Biergarten eignet sich genauso gut für ein Konzert wie ein Konzertsaal oder eine Kneipe - wenn nicht sogar besser. Und wenn sich nebenbei auch noch Spareribs und Steckerlfisch verspeisen lassen, gefällt es einem dort umso besser. Das dachte sich auch der Ebersberger Musiker Rudi Baumann, der für Konzert das Landgasthaus Bichler in Emmering ausgesucht hatte.
Auch wenn Wirt Paul Bichler bis zum Schluss davon überzeugt war, an diesem späten Sonntagnachmittag Mardi Gras in seinen Biergarten geholt zu haben, handelte es sich doch um Rudi Baumann and friends, die sich bis auf den Frontmann erheblich von der Coverband unterscheidet. Denn die vierköpfige Band hat sich der Devise "No covers" verschrieben und spielt nur Songs, die vom Ebersberger Rudi Baumann selbst geschrieben wurden. "Und Paul Bichler hat uns immer wieder falsch angekündigt", schmunzelt Baumann. Doch das scheint die Gäste nicht gestört zu haben, was der bis zum letzten Platz besetzte Biergarten zeigte. Und den musikalischen Genres ist Rudi Baumann auch mit dieser Gruppe treu geblieben - Folkrock, Rock, Rockabilly, Blues und Funk wechseln sich ab.
Seit 1972 ist Rudi Baumann im Musikgeschäft und hat nebenbei, wenn die Zeit dafür blieb, immer wieder selbst Lieder geschrieben. "Mittlerweile werden auch mehr Lieder auf Bairisch gesungen", sagt Baumann. Die englischsprachigen Texte hat er bereits vor einigen Jahren gemeinsam mit seinem Cousin Tom Green gedichtet. Als Inspiration dafür habe sich das Leben als bester Eingeber erwiesen, verrät Baumann. In den vergangenen zehn bis 15 Jahren hat er auch alleine gespielt und es sind 30 Lieder wie "All I ever want" entstanden. Darin macht sich Baumann Gedanken darüber, was im Leben wirklich zählt und wichtig ist. Ein anderer Song handelt wiederum von verschütteten Minenarbeitern. "Dieser soll veranschaulichen, in welchem Paradies wir leben und welche Probleme es woanders gibt", schildert Baumann.
Während Rudi Baumann an den Texten feilt, hat er bereits ein Arrangement im Kopf und weiß, wie die Musik dazu klingen soll. "Den Rhythmus des Schlagzeuges höre ich schon mit", so Baumann. 2014 fragte er schließlich alte Freunde, ob sie dazu bereit wären, ausschließlich seine Lieder mit ihm zu spielen. Seitdem treten Gundula Schuler (Gesang), Helmut Zeller (Bass), Robert Wendel (Schlagzeug, Percussion) und Rudi Baumann (Gesang, Gitarre, Mandoline, Bouzouki und Mundharmonika) vier bis fünf Mal im Jahr gemeinsam auf.
Der Inhalt seiner Songs steht für Baumann an oberster Stelle. Daher benutzt er eher einfache Akkorde, um die Aufmerksamkeit ganz auf den Text zu lenken. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, am Sonntagabend sein Können unter Beweis zu stellen. Nach einem Solo und während seines Songs "Kassandra" aus der griechischen Mythologie, riss ihm die Saite. Doch für einen wahren Profi mit 40 Jahren Erfahrung als Musiker ist das natürlich kein Problem, das nicht innerhalb von zwei Minuten behoben werden kann.
Währenddessen kümmerte sich ein anderes Ebersberger Urgestein, nämlich Paul Bichler, um die Gäste. Der Wirt persönlich hatte sich hinter dem Grill - der den Biergarten mit einer köstlichen Duftwolke umhüllte - positioniert und versorgte die zahlreichen Zuhörer mit leckeren Schmankerln.
Rudi Baumann stand dem Konzert im Biergarten anfangs etwas skeptisch gegenüber. Wie würde ein Konzert außerhalb der üblichen Räumlichkeiten angenommen werden? "Doch die Leute haben sich sehr gefreut, dass es einmal etwas Anderes ist", freut sich Baumann. "Es ist das Wichtigste, dass zumindest einer glücklicher heimgeht, als er gekommen ist!"