Einstimmiger Beschluss:Kreativ gegen Werbung

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Ebersbergs Stadtrat will Plakatwand im Zentrum verhindern

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Werbung kann echt lästig sein. Das gilt für den Papierberg im Briefkasten genauso wie für die meist von schrillen Stimmen im Radio vorgetragenen Vorteile von Produkt X oder Dienstleistung Y. Werbung kann aber auch gefährlich sein, wenn sie etwa in Form einer Plakatwand am Straßenrand Autofahrer vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Und genau als eine solche Gefahr betrachten der Ebersberger Stadtrat und die Verwaltung eine geplante Werbetafel in der Münchner Straße.

Diese soll an einer Hauswand kurz vor Abzweigung in den Schwedenanger entstehen. Zwar ist keine auffällige Leuchtreklame, ja nicht einmal eine einfache Beleuchtung der Werbefläche geplant, dennoch hatte sich der zuständige Ausschuss des Stadtrates im März gegen den Antrag ausgesprochen. Das Argument damals, die Werbetafel in unmittelbarer Nähe zu einer Fußgängerampel sei ein Risiko für die Verkehrssicherheit.

Durchsetzen konnten sich die Ebersberger indes damit nicht. Für Werbetafeln am Straßenrand ist nämlich das Bauamt im Landratsamt zuständig. Und dort konnte man die Bedenken der Stadt nicht nachvollziehen, wie Ebersbergs Bauamtsleiter Christian Stöhr nun im Technischen Ausschuss erläuterte. Laut Landratsamt sei der Bereich an der Fußgängerampel nämlich weder besonders gefährlich, noch unübersichtlich.

Eine Einschätzung, die wiederum die Mitglieder des Gremiums nicht nachvollziehen konnten. "Wir halten die Stelle schon immer für nicht ganz unproblematisch", sagte Alois Lachner (CSU). Sein Fraktionskollege Martin Schedo, der als Polizist in Ebersberg arbeitet, zeigte sich ebenfalls erstaunt über das Landratsamt: "Eine große Werbeanlage wäre da noch mehr Ablenkung." Von den Schülerlotsen, die an der Stelle im Einsatz sind, höre er oft, dass sie sogar an der Ampel "fast überfahren werden", weil Autofahrer die Fußgängerquerung zu spät sehen. "Es ist schon sehr unübersichtlich" befand auch Zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW). Hans Mühlfenzl (SPD) berichtete, dass die Ampel außerdem von einigen offenbar entweder nicht gesehen oder nicht beachtet werde. "Was mir immer auffällt, wie viele Autos und Lastwagen da bei Gelb oder Rosarot drüberfahren." Darum habe seine Fraktion übrigens bereits vor Jahren Tempo 30 an der Stelle beantragt - was allerdings die Mehrheit im Stadtrat abgelehnt habe, so Mühlfenzl. Trotzdem solle man das Tempolimit erneut prüfen.

Zunächst aber geht man bei der Stadt einen anderen Weg zu mehr Verkehrssicherheit: eine Änderung im Bebauungsplan. Bisher enthält dieser nämlich keine Regelungen zu Art und Größe von Werbeanlagen, dies soll mit der Änderung nun nachgeholt werden. Aufhänger ist die Möglichkeit "Schutz und Gestaltung des Ortsbildes" als Planziele in einen Bebauungsplan zu schreiben. Und da die Stadt das Gebiet rund um den Schwedenanger langfristig zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich entwickeln will - sobald für den Durchgangsverkehr andere Wege gefunden sind - bestehe die Gefahr, dass dieses Planungsziel durch zuvor aufgestellte große Werbetafeln behindert, wenn nicht gar unmöglich gemacht werde.

Darum soll der geänderte Bebauungsplan solche Plakatwände untersagen. Dieses Vorgehen beschloss der Ausschuss ohne Gegenstimmen. Schnell noch Fakten schaffen, bevor die neuen Regeln gelten, kann der Antragsteller im Übrigen nicht. Bis der neue Bebauungsplan in Kraft tritt, gilt eine Veränderungssperre für das Areal - die sich explizit auf das Aufstellen von Werbeanlagen bezieht.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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