Ein Fest zum Ausklang:Vom Pausenhof ins Wohnmobil

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Mit einem großen Fest haben sich am Donnerstag Kinder und Kollegen von Susanne Anderl-Schottner verabschiedet. (Foto: Christian Endt)

Nach 41 Jahren als Lehrerin verabschiedet sich Markt Schwabens Grundschulrektorin Susanne Anderl-Schottner in den Ruhestand

Von Johanna Feckl

Etwas anderes als Lehrerin? Ein solcher Gedanke kam Susanne Anderl-Schottner nie. "Mir war einfach schon immer klar, dass ich Lehrerin werden möchte", sagt die 63-Jährige. Mittlerweile ist sie das seit 41 Jahren. "Eine knackig lange Zeit", sagt sie. Seit 1980 arbeitet sie unter anderem als Rektorin und Konrektorin an verschiedenen Schulen im Landkreis Ebersberg, seit fünf Jahren ist sie Rektorin an der Grundschule in Markt Schwaben. Doch zum Schuljahresende geht sie in den Ruhestand. Am Donnerstag veranstaltete die Schule zu ihrem Abschied eine Feier.

Was sich in 41 Jahren am meisten an ihrem Beruf verändert hat, ist für Anderl-Schottner die öffentliche Wahrnehmung: Schule als reine Bildungseinrichtung - so war das einmal. "Die Erziehungsaufgabe von uns Lehrern ist immer größer geworden", sagt sie. Mittlerweile seien es oft banale soziale Dinge, die Lehrkräfte den Kindern beibringen: Höflichkeit, Rücksichtnahme, Gemeinschaftlichkeit. Seit drei Jahren gibt es an der Markt Schwabener Grundschule eine Sozialpädagogin. Verhaltensveränderungen und soziale Auffälligkeiten, die Anderl-Schottner zu Beginn ihrer Berufslaufbahn in der Regel nur von Fällen an weiterführenden Schulen kannte, treten mittlerweile immer öfter auch bei Kindern im Grundschulalter auf.

"Die Erwartungshaltung, was wir als Schule alles leisten müssen, ist einfach stark gewachsen", sagt sie. Das gelte keinesfalls nur für Markt Schwaben, sondern überall und für alle Schularten.

Wenn Anderl-Schottner an die Zukunft denkt, macht sich ein klammes Gefühl in ihr breit. Das gibt sie ohne Umschweife zu. "Ich sehe die Kolleginnen und Kollegen, die sich verausgaben, und zwar mit aller Liebe zu ihrem Beruf", sagt sie. "Aber sie müssen immer mehr leisten - und das bereitet mir Sorgen." Das Problem sei dabei gar nicht so sehr, dass Schulen parallel Bildungs- und Erziehungseinrichtungen sein sollen. Da gäbe es genügend Ideen und Konzepte von Seiten der Lehrkräfte. Die seien aber nur umsetzbar, wenn es genügend Personal gibt und genau hier hapert es. "Da muss politisch etwas geschehen", fordert sie.

Trotz dieses kritischen Resümees: Sie würde sich auch heute dafür entscheiden, Lehrerin zu werden. "Ich bin jemand, der sich gerne und immer wieder Herausforderungen stellt." Sie ist stolz auf alles, was sie in ihren Berufsjahren erlebt und erreicht hat. "Die Grundschule ist grundlegend für alles, was danach im Leben kommt", sagt sie. Das habe oft wenig mit einer "ach-sind-die-niedlich"-Attitüde zu tun. Man brauche einen fundierten fachlichen Hintergrund genauso wie eine intensive pädagogische und psychologische Ausbildung.

"Die Kinder kommen blank zu uns - und nach einem Dreivierteljahr können sie kleine Geschichten schreiben. Das ist unglaublich spannend zu beobachten", sagt sie. Eines scheint Anderl-Schottner zu bedauern, wenn sie über ihre Zeit als Lehrerin und Rektorin nachdenkt: Dass die Ernsthaftigkeit und Bedeutung von Lehrkräften an den Grundschulen in den Köpfen vieler Menschen ihrer Meinung nach zu wenig präsent ist. "Viele nehmen uns nicht richtig ernst."

Auch das aktuelle Schuljahr war für Anderl-Schottner eine Herausforderung: Rektorin an einer Schule mit 559 Schülerinnen und Schülern - und das alles ohne Konrektor. Dazu kam das Unterrichten von Viertklässlern in Englisch. Ein ziemliches Päckchen sei das gewesen, gibt die 63-Jährige zu. "Aber das gesamte Kollegium hat toll mitgeholfen."

Wenn im September Monika Seidel, die bislang Konrektorin einer Münchner Grundschule war, als neue Rektorin das kommende Schuljahr einläuten wird, dann wird Anderl-Schottner in ihrem Wohnmobil Richtung Süden unterwegs sein. Dass sie nach so langer Zeit in den Urlaub fahren kann, wenn keine Schulferien sind, gefällt ihr sehr. Danach steht vielleicht ein Senioren-Studium an. Und die Idee, sich für ehrenamtliche Dinge einzusetzen, schwebt ihr auch im Kopf umher. Und dann gibt es ja noch ihre Enkel. Eines ist für Anderl-Schottner jedenfalls klar: "Ich werde nicht daheim sitzen und Däumchen drehen!"

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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