Einfallsreiche Bäuerinnen :Eierlikör aus dem Landkreis: Mit dem "Gackerl" zum Erfolg

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Judita Nasufi und Sylvia Maier beim Abfüllen der "Gackerl". (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Brigitte Riedl aus Jakobsbaiern produziert aus den Eiern ihrer Hennen ein besonderes Getränk. Maria Voglrieder wurde für ihren Hofladen ausgezeichnet.

Von Katharina Güntter

Die ersten Gläschen mit der verführerischen Mischung aus Eigelb, Sahne und Alkohol lieferte Brigitte Riedl 2016 in ein Maibaumstüberl im Ort. Noch am selben Abend waren alle verkauft. Das war der Anfang der Erfolgsgeschichte des "Gackerl", wie die Bäuerin aus Jakobsbaiern ihre Erfindung - eine etwas mildere Ausgabe des traditionellen Eierlikörs - genannt hat. Inzwischen wird das Produkt mit großem Erfolg verkauft und hat ihr auch eine Auszeichnung als Unternehmerin des Jahres 2019 gebracht.

Auf einem Hof im Landkreis Rosenheim aufgewachsen, war Riedl bereits von Kindheit an mit der Landwirtschaft vertraut und trat 2008 in den landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Zehatmoarhof ihres Ehemanns Hans Riedl in Jakobsbaiern ein. Als Halterin von 5000 Freiland-Legehennen begann die Unternehmerin 2013 mit der Eierlikörherstellung. Da ihr der herkömmliche Eierlikör zu "rass" war, wie sie sagt, reduzierte sie den Alkoholgehalt von 14 auf 12,5 Prozent. Aufgrund des reduzierten Alkoholgehalts darf das Getränk nicht mehr Eierlikör genannt werden. Riedl taufte ihre Ware daraufhin "Gackerl", ein bayerisches Wort, das so etwas wie "gelb" und "kleines Ei" bedeutet.

Sylvia Maier füllt die cremige Spezialität ab, die in Eierkartons verkauft wird. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Etwa 1500 "Gackerl" werden pro Woche produziert

Anfangs füllte sie das Getränk in Flaschen, zwei Jahre später entwickelte sich die Idee der "partytauglichen" Portionen. Wegen der dickflüssigen Konsistenz waren kleine Schnapsfläschchen nicht geeignet, woraufhin die 41-Jährige sich für kleine Gläschen entschied. Diese werden dann in Vierer- oder Zehner-Eierkartons zum Verkauf verpackt. Nach dem Test im Maibaumstüberl nahm das Geschäft seinen Lauf. 300 000 Gackerl hat die Landwirtin nun schon verkauft, etwa 1500 Stück werden in einer Woche produziert. Die meisten Kunden kommen derzeit noch aus dem Umkreis von 100 Kilometern. Mit fünf anderen Frauen arbeitet sie an der Produktion - alles Mütter aus dem Umkreis, die sie über die Kinder kennengelernt hat.

Dieses Jahr bewarb sie sich dann beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das nun zum achten Mal "Bäuerinnen als Unternehmerin des Jahres" aus ganz Bayern auszeichnete. Die Jury bewertete das Konzept, die Qualität, den Verkaufswert und die Wirtschaftlichkeit der zusätzlichen Erwerbstätigkeit. Riedl wurde mit dem Ehrenpreis in Höhe von 1500 Euro ausgezeichnet. Die Gackerl sind erhältlich ab Hof, bei Hofläden in der Umgebung, regionalen Getränkemärkten und verschiedenen Online-Händlern. Für Großbestellungen werden die Gackerl auch in XL-Eier-Kartons verkauft.

Ein Blickfang im Hofcafé ist das Guckloch im Boden

Neue Wege in der Landwirtschaft geht auch Maria Voglrieder vom Summererhof in Netterndorf: Sie erhielt beim selben Wettbewerb den Anerkennungspreis in Höhe von 1000 Euro für ihren Hofladen, die Schaukäserei und das Hofcafé. Die Idee eines Direktmarkts vom Hof hatte Voglrieder mit ihrer Schwägerin. Zwei Garagen wurden umgebaut, 2008 eröffnete der Hofladen. Später kam die Käserei dazu, über den neuen Reiferaum wurde ein Café gebaut. 2018 wurde dies zuletzt erweitert, sodass Voglrieder nun größere Gruppen bewirten kann. In den ersten Jahren habe sie sich schon durchbeißen müssen, jetzt laufe das Geschäft aber sehr gut, erzählt sie. Das Angebot des Hofladens reicht von Käse, Wurst, Obst, Gemüse, Mehl, Eier, Nudeln, Tee, Wein, Marmelade und Gewürzen bis hin zu Dekoartikeln und Geschenkkörben. Das breite Sortiment von hauptsächlich regionalen und Bioprodukten lockt Kunden aller Altersstufen von nah und fern. Ein Blickfang im Hofcafé ist das Guckloch im Boden, durch das die Gäste die Arbeit in der Schaukäserei beobachten können. Einen ausführlicheren Blick in die Käserei bekommt man bei einigen der Kurse, die man auf der Website buchen kann. Die Produkte der 36-Jährigen können auch durch ihr Catering erworben werden. Viele Veranstaltungen deckt sie mit ihren hausgemachten, frischen Sachen ein, auch das Landratsamt war schon dabei.

Aufgewachsen auf einem kleinen Hof in Schlacht, heiratete sie 2008 Josef Voglrieder und arbeitet neben dem Hofcafé, dem Hofladen und der Schaukäserei hauptsächlich im Stall und kümmert sich um ihre vier Kinder. Die sieben Halbtagskräfte - alles Mütter aus der Umgebung - helfen ihr dabei, in den Ferien sind deren Kinder herzlich auf dem Hof willkommen. Auch mit den anderen Höfen arbeitet sie zusammen. Oft bekommt sie Käse geliefert, kauft Schnäpse von ihren Nachbarn oder verkauft deren Waren.

Neben den ganzen Umbauten stellte die Familie Voglrieder zusätzlich auf einen Naturlandbetrieb um. Ihr Biohof richtet sich nun nach den strengeren Naturlandrichtlinien. Darüber hinaus produzieren sie eigenständig ihren Strom mit zwei Photovoltaikanlagen. Der Hofladen sowie das Hofcafé haben Dienstag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie Samstag von 7.30 bis 12 Uhr und zu anderen Zeiten nach Vereinbarung geöffnet.

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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