Ehrung in Steinhöring:Neue alte Heimat

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Familie Kopp aus St. Christoph erhält für die Instandsetzung eines Bauernhofs eine Denkmalschutzmedaille vom Kunstminister

Von Nathalie Stenger, Steinhöring

Stück für Stück schiebt sich die Sonne an der Dorfkirche vorbei, solange, bis sie ihre Strahlen auf die Geranien wirft. In diesem Abendlicht wirken die Farben der Blumen - tiefrot und cremeweiß - besonders intensiv, sie bilden einen Kontrast zu dem dunklen Holz des schmalen Balkons. Von dort oben scheint der Kirchturm am Westhang noch näher, fast schon zum Greifen nah. Das Plätschern des Brunnens neben dem Gemüsegarten macht die Idylle auf dem "Hofna", einem besonderen Bauernhof in Sankt Christoph, komplett.

Es ist einer dieser schönen letzten Sommertage, den sich Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler und das Team des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege um Generalkonservator Mathias Pfeil und Hildegard Sahler sowie der Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU) für ihren Besuch in dem kleinen Ortsteil von Steinhöring ausgesucht haben. Anlass ist die Verleihung einer Denkmalschutzmedaille an das Ehepaar Rosemarie Oberschätzl-Kopp und Max Kopp. Die beiden haben über die vergangenen fünf Jahre mit der Hilfe ihrer Familien ein altes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert liebevoll saniert, renoviert und modernisiert - unter Beachtung verschiedenster denkmalschutzlicher Auflagen.

Kunstminister Bernd Sibler (Mitte) zeichnet Rosemarie Oberschätzl-Kopp und Max Kopp als erste Ebersberger mit einer Denkmalschutzmedaille aus. (Foto: Christian Endt)

Bernd Sibler höchstpersönlich überreicht - unter stolzem Applaus der Eltern der Geehrten - Urkunde und Medaille an das Ehepaar Kopp. Die Medaille, die das Profil von Ludwig I., Begründer der Denkmalpflege in Bayern, trägt, erhalten die beiden als erste Ebersberger überhaupt im Landkreis.

Corona bringe eine ganze Reihe von Nachteilen, sagt der Kunstminister bei seiner Ansprache, ein großer Vorteil seien aber ganz eindeutig die persönlichen Besuche bei den Preisträgern. Normalerweise fände die Verleihung - neben den Eheleuten Kopp erhalten noch 25 weitere Menschen oder Institutionen aus Bayern Auszeichnungen für Denkmalschutz - nämlich in München statt, so aber dürfe er sich an diesem Tag das Anwesen in Sankt Christoph selbst ansehen, so Sibler. Ein kurzer Blick auf die Holzfassade reiche aus, um zu wissen: "Da habe ich mir was Gutes zum Schluss aufgehoben!"

Der Einfirsthof, der früher traditionell aus einem Wohnhaus, Stall und Tenne bestand, ist heute unterteilt in den privaten Wohnbereich der Familie Kopp und eine Ferienwohnung für bis zu vier Personen. Letztere versetzt den Besucher auf 150 Quadratmetern stilvoll in die Vergangenheit, allem voran "der Raum der Räume", wie der Hausherr und gelernte Bankkaufmann Max Kopp sagt: Für die "Stubn", die früher oft als einziger Raum des Hauses geheizt wurde, gab es bei der Instandsetzung deshalb ein separates Farbkonzept, sanfte Grün- und Minttöne laden nun ein, am Kachelofen zur Ruhe zu kommen.

Hier und bei vielen anderen Fragen unterstützt und beraten wurden die Eigentümer von Hildegard Sahler vom Amt für Denkmalschutz. Ihre Idee war es auch, den Vorderteil des Hofs in ein Gästehaus umzuwandeln, ursprünglich wollte Familie Kopp mit ihrem kleinen Sohn Leonhard selbst dort einziehen. "Doch so konnten wir die Decken niedrig lassen", erklärt Sahler nun mit Blick auf das Endergebnis.

Niedrig sind sie wirklich, die Räume, genauso wie manche der Türen. Gerade mal 1,55 Meter messen die Türstöcke zu den beiden Schlafzimmern im Obergeschoss. Moderne Elemente wie Badewanne, Induktionsherd und Regendusche ergänzen traditionelle Schmuckstücke. Marienstatuen oder auch Bilder von Künstlerin Katharina Schmidmayer aus dem Chiemgau setzen dezente und doch besondere Akzente. Ein weiteres Schmankerl: Hot Tub und Sauna im Garten, die Nutzung für Gäste erfolgt auf Anfrage.

Für die Sauna und den Duschbereich, erzählt Rosemarie Kopp, "wurde extra ein alter Stadl aus der Gegend auf dem Grundstück meines Bruders hergerichtet und mit einem 100-Tonnen-Autokran in unseren Garten gehoben". Den Stadl habe man damals wohl vergessen, auf die Denkmalschutzliste zu setzen, so die Agraringenieurin.

Unzählige Stunden Arbeit und ein hoher sechsstelliger Betrag machen den denkmalgeschützten Bauernhof zu dem, was er heute ist: "Ein Vorbild für viele andere", lobt Generalkonservator Mathias Pfeil. Kunstminister Bernd Sibler bedankt sich bei den Eigentümern für ihr Engagement, "es braucht viel Mut, um so ein Projekt anzugehen", sagt er. Die beiden sind sich einig: Das "Hofna" sei nicht nur schön, sondern auch nachhaltig und einzigartig.

Bei Weißwein und selbstgemachtem "coronakonformem Zwiebelkuchen im Glas" lässt man den Abend ausklingen, die Vögel zwitschern, nur gelegentlich fährt ein Auto durch den kleinen Ort. Bisher seien schon fünfmal Urlauber zu Gast gewesen, erzählen die Kopps, unter anderem eine Familie aus Berlin. Ein paar künftige Buchungen gebe es auch schon, für dieses Jahr sei man zufrieden.

Friede, das ist ein gutes Wort, um das Gefühl zu beschreiben, das man bekommt, wenn man vor diesem neuen alten Haus sitzt. Denn hier bleibt die Zeit irgendwie stehen.

© SZ vom 11.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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