Ebersberger Stadtpfarrkirche:Hör uns!

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In Ebersberg wird die Hirnschale des Heiligen Sebastian in einem kostbaren spätmittelalterlichen Reliquiar aufbewahrt. (Foto: Christian Endt)

Zum Patrozinium am Sonntag erklingt ein eigener Sebastians-Ruf: Pfarrer Josef Riedl hat die Komposition von Max Eham um einen neuen Text bereichert

Von Anja Blum, Ebersberg

Dass Josef Riedl hervorragend mit Worten umgehen kann, beweist er allsonntäglich in seiner Predigt. Doch wem ist darüber hinaus bekannt, dass der Dekan und Ebersberger Pfarrer sogar dichten kann? Am Sonntag, 20. Januar, erklingt zum Patrozinium der Pfarrkirche der Sebastians-Ruf - eine Ebersberger Spezialität, denn der Text stammt von Pfarrrer Riedl höchstselbst.

Bei diesem Sebastians-Ruf handelt es sich um eine Art musikalische Litanei. Das Volk singt zu einer eingängigen Melodie die Worte "Hör uns, Sankt Sebastian! Hilf uns, Sankt Sebastian!", unterstützt wird die Gemeinde dabei von ein paar Bläsern. Dieser Ruf wird dann immer wieder wiederholt, dazwischen singt der Chor in einem einfachen vierstimmigen Satz verschiedene Strophen, elf sind es an der Zahl.

Entstanden ist das Werk ziemlich genau vor zehn Jahren "aus einer lieben Not" heraus: "Wir haben für die jährliche Prozession zum Titularfest der Sebastians-Bruderschaft eine singbare Musik gebraucht, etwas ganz Einfaches, denn die Menschen haben unterwegs ja keine Gesangsbücher dabei", erklärt der Pfarrer. Da habe er sich an einen sehr schönen Korbinians-Ruf erinnert, den er aus seiner Zeit in Freising kenne. Dieser stammt aus der Feder von Max Eham, der von 1949 bis 1969 Domkapellmeister in Freising war. Nun kann man in Sankt Sebastian freilich nicht den Heiligen Korbinian anrufen, deshalb musste ein anderer Text her. Also fragte Riedl bei dem Nachlassverwalter des Komponisten, dessen Neffen Markus Eham nach, ob einer Umdichtung etwas entgegenstünde - und stieß auf offene Ohren. "Nur zu, da würde sich mein Onkel bestimmt freuen", habe die Antwort gelautet. Also griff Riedl zu Stift und Papier.

Zupass kam ihm dabei freilich, dass die Namen der zwei Heiligen mit ihren jeweils vier Silben metrisch identisch sind, die Melodie des Rufes also nicht verändert werden musste. Bei den Strophen allerdings waren doch einige Neuerungen nötig, allein schon deshalb, weil Korbinian ein Bischof, Sebastian hingegen ein Märtyrer war: Etwa 300 Jahre nach Christus bekannte sich der römische Soldat zum christlichen Glauben - und wurde dafür grausam hingerichtet.

Ihn bitten die Ebersberger nun seit zehn Jahren mit ihrer eigenen Litanei um Beistand und Fürsprache: "Mächt'ger Streiter für den Glauben / in bedrängter, schwerer Zeit / schau auch heut' auf Christi Herde / bitt' für uns bei Gott, dem Herrn", so lautet zum Beispiel die erste Strophe. Und Ebersberg als Wallfahrtsort - hier befindet sich als Reliquie die Hirnschale Sebastians - stehen freilich auch diese Zeilen gut zu Gesichte: "Dass die Pilger glücklich reisen / ihre Fahrt gesegnet sei / dass die Engel sie geleiten / bitt' für uns bei Gott, dem Herrn". Am Schluss steht freilich die Hoffnung auf die Gnade der Auferstehung: "Dass wir alle selig sterben / nach vollbrachter Wanderschaft / gehen ein zur ew'gen Freude / bitt' für uns bei Gott, dem Herrn".

Für Riedl selbst ist seine Dichtung indes keine große Sache: "Das Versmaß muss halt passen, und der Text sollte gut singbar sein", sagt er. Dafür ist Ebersbergs Kirchenmusiker Markus Lugmayr voll des Lobes: "Ich finde den Text sehr gut, die Bitten, das Leben als Pilgerreise, die Kinder, die Jugend - das alles kommt hier wunderbar zum Ausdruck." Und auch die Musik sei wunderbar, Max Eham habe stets sehr einfach, aber wohlklingend komponiert. "Das konnte der einfach", sagt Lugmayr. Pfarrer Riedl bezeichnet den Sebastians-Ruf sogar als einen regelrechten "Ohrwurm, der sich festsetzt". Auch die Reaktionen aus der Gemeinde darauf seien bislang sehr positiv gewesen.

Der Festgottesdienst am Sonntag zum Patrozinium, gewissermaßen dem Namenstag der Pfarrkirche Sankt Sebastian in Ebersberg, wird also auch in musikalischer Hinsicht besonders gestaltet: Chor und Orchester führen mit den Solisten Agnes Westermaier (Sopran), Michaela Lugmayr (Alt), Christian Alf (Tenor), Klaus Reiter (Bass) sowie Hans Orterer an der Orgel nicht nur den Ebersberger Sebastians-Ruf auf, sondern auch die "Missa brevis" in D-Dur KV 194 von Wolfgang Amadeus Mozart, die Motette "Locus iste" von Anton Bruckner sowie den Überchor zu "Großer Gott, wir loben dich" von Karl Norbert Schmid. Die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen von Kirchenmusiker Lugmayr.

Festgottesdienst zum Patrozinium in Sankt Sebastian Ebersberg am Sonntag, 20. Januar, um 10 Uhr

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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