Ebersberger Kulturtage:Wildschweinsause

Musikalisches Netzwerk: Beim "Taste of Boars"-Festival am kommenden Samstag treten sieben heimische Bands auf.

Thorsten Rienth

"Das Problem ist: Es gibt hier viele junge Bands, aber die spielen alle so ein bisschen nebeneinander her." Ob dem so ist, muss Franz Neugebauer selbst am besten wissen: 24 Jahre ist der Ebersberger alt, die letzten fünf davon spielte er vor allem als Schlagzeuger in verschiedenen Bands - aktuell bei Planet Ersag und The Dope. Zusammen mit einem zwar ebenso jungen, aber dennoch gewissermaßen bereits alten Musikerkollegen, Bernd Wolfram, 23, organisiert er das Festival Taste of Boars. Es soll die Musikszene im Landkreis vernetzen und steigt am Samstag. 11. Oktober, bei den Kulturtagen zum fünften Mal.

Ebersberger Kulturtage: Sieben Bands treten bei der fünften Auflage des Festivals "Taste of Boars" am Samstag in Ebersberg auf. Darunter Zeitzeuge.

Sieben Bands treten bei der fünften Auflage des Festivals "Taste of Boars" am Samstag in Ebersberg auf. Darunter Zeitzeuge.

(Foto: privat)

A la Ska, Brainbucks, The Dope, Aerolite, Mighty Hats, Zeitzeuge und Planet Ersag sind die Bands, die dort auftreten. Da drängt sich die Frage auf, warum bei einigen dieser durchaus bekannten Gruppen überhaupt noch eine Vernetzung nötig ist. Das ist sie sehr wohl, sagt Bernd Wolfram. "Der Austausch untereinander ist ganz wichtig und wird oft unterschätzt." Viele der Bands hätten es schließlich "nur deshalb so weit gebracht, weil sie sich ständig ausgetauscht haben".

Neugebauer und Wolfram sind ein gutes Beispiel dafür, wie dieser kleine Musik-Mikrokosmos in der Praxis funktioniert: Zunächst spielten beide zusammen bei Bad Head Music Scene. Wolfram als Gitarrist, Neugebauer als Schlagzeuger. Als die sich 2006 friedlich auflösen, gründen einige verbleibende Mitglieder die Gruppe Andrássy - wieder stehen die beiden Musiker zusammen auf der Bühne. Neugebauer steigt fast zeitgleich bei The Dope ein, später auch noch bei Planet Ersag.

Inzwischen gehören Neugebauer und Wolfram zu den alten Hasen - und Bands wie die Mighty Hats zu den Nachwuchsbands. Einer der Musiker feiert am Wochenende seinen 18. Geburtstag. "Die zu treffen, hat auch für uns einen Vorteil", erzählt Wolfram. "Die älteren Bands checken ja manchmal gar nicht mehr, was es alles Neues gibt." Kein Wunder. Manch einer wechselt für das Studium die Stadt, anderer starten in die Berufsausbildung, da verlangen einfache Bandproben schnell ein ausgeklügeltes Personalmanagement.

Mitnichten würden also beim Taste of Boars nur die Jungen von den Alten lernen. Den Zuschauern freilich geht es um etwas anderes. Um die Musik.

Deutlich mehr als 500 Gäste erwarten die beiden Organisatoren; eine logische Rechnung: "Bisher sind es von Festival zu Festival mehr geworden", sagt Neugebauer. "Warum sollte das jetzt anders sein?" Noch dazu findet das Taste of Boars 2010 in der Volksfesthalle statt und nicht in irgendeinem Jugendtreff, der alleine schon aus rechtlichen Gründen nach einer viel kleineren Besucherzahl die Türen schließen muss.

Zur Subkultur zählte das Festival noch nie. Die Bands dagegen gehörten sehr wohl zum musikalischen Untergrund. Gerade die Kombination aus kleiner Band und großem Publikum macht das Festival so wertvoll. Für Zeitzeuge zum Beispiel. Die zählen nicht mehr zu den Unbekannten, sind musikalisch, künstlerisch und vor allem poetisch große Klasse, aber bislang eher auf den kleineren Bühnen zu hören. Weil die Musik eben eher zum nachdenklichen Zuhören als zum brachialen Pogo taugt und sie deshalb schlicht weniger wahrgenommen werden als Stimmungskanonen wie A la Ska.

Das Festival eint neue und alte Bands. So wie es für Zeitzeuge, gewissermaßen eine Nischenband, eine große Präsentationsplattform ist, ist es das auch für junge Bands wie die Mighty Hats oder Aerolite. Die sind wiederum bei den Jugendlichen bekannt, bei selbst musikinteressierten Mitzwanzigern dagegen wiederum kaum.

Bis die Namen der sieben Bands auf die Flyer und Plakate gedruckt wurden, war einiges an Abstimmung nötig. Und an Selektion. "Anfragen von Bands hatten wir mehr, als bei so einem Festival eigentlich spielen könnten", erzählt Neugebauer. Auch von Gruppen außerhalb des Landkreises. Das spricht für das Taste of Boars, das offensichtlich schon so etwas wie eine musikalische Marke geworden ist. Das Festival aber immer größer werden zu lassen sei nicht Sinn der Sache. "Größer werden kann es natürlich gerne, aber es soll weiter ein Festival bleiben, das für die Bands aus dem Landkreis ist."

Diese anderen Bands sind trotzdem eingeladen. "Wir wollen uns am Nachmittag hinter der Volksfesthalle treffen und zusammen grillen", sagt Wolfram; Stichwort Vernetzung.

Das Festival selbst beginnt um 19 Uhr. Eine gute halbe Stunde spielt jede der sieben Bands, dann wird zehn Minuten umgebaut. Der Eintritt beträgt 5 Euro.

Offizieller Startschuss für die diesjährigen Kulturtage in der Ebersberger Volksfesthalle ist am Freitag, 10. September, um 19 Uhr. Die musikalische Eröffnung beginnt wenig später um 23 Uhr mit dem aus der FM4-Sendung ,,Unlimited'' bekannten DJ Functionist, der vor allem Funk, Hip Hop, Electro und Soul auflegt. Am Samstag, 11. September, findet um 14 Uhr der Skatecontest statt, um 19 Uhr das Taste of Boars. Am Sonntag beginnt um 17 Uhr das Festival ,,Bunt statt braun goes Woodstock''. Jeweils um 16 Uhr öffnet an den folgenden Wochentagen das ,,Café''. Die Schriftstellerin Melda Akbas liest am Montag, 13. September, um 19.30 Uhr aus ihrem Buch ,,So wie ich will - mein Leben zwischen Moschee und Minirock''. Am Dienstag beginnt um 19.30 Uhr der letzte Auftritt des Theaterensembles Ridere in Publico. Ebenfalls um 19.30 Uhr startet am Mittwoch, 15. September, der Singer-Songwriter-Abend mit Game Ove, Rainmann & SnareTom sowie Torpus. Der Filmabend Metropolis, bei denen Sci-Fi-Klassiker von Fritz Lang aus den 1920er Jahren auf die Leinwand geholt werden, beginnt am Donnerstag um 20 Uhr. Big Beats in Town Vol. 4 lautet der Titel der Freitagsveranstaltung (19.30 Uhr), am Samstag, 18. September, spielen ab 19 Uhr die Ohrbooten, Rainer von Vielen und Schein. Anschließend legt Selecta Drumchris auf. Bis auf eben diese Veranstaltung und das Taste of Boars am 11. September sind sämtliche Programmpunkte der Kulturtage 2010 kostenlos.

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