SZ-Serie Sport im Ort: Folge 2:Die Goldjäger

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Trainieren mit Recurve-Bögen den Schuss in die goldene Mitte: Alina Hanisch, Martin Huber und Lukas Seliger (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor knapp 30 Jahren schossen die Ebersberger Bogenschützen noch im Pfarrkeller auf Matratzen. Inzwischen haben sie ihr Quartier hinter dem Sportplatz bezogen - und reichlich Mitglieder gewonnen.

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Der Bogen ist gespannt, Zeige- Mittel und Ringfinger lösen sich von der Sehne des Bogens. Der Pfeil schwirrt durch die Luft, zehn Meter, die einfachste, weil kürzeste Distanz. Doch trotzdem trifft der Pfeil nicht in den innersten Bereich der Zielscheibe. "Immerhin im Blauen", lobt Susanne Hanneder den ersten Versuch mit dem Bogen. Zehn Ringe hat die Zielscheibe, die beiden blauen stellen den fünften und sechsten Ring dar. Je mehr Pfeilspitzen in den goldenen Ringen der Zielscheibe stecken, desto erfolgreicher der Schütze. "Alle ins Gold!" lautet deshalb der Leitspruch der Schützen.

Susanne Hanneder führt vor, wie es geht: Schulterbreit steht sie da, spannt die Sehne, die rechte Hand und das Ende des Pfeiles zieht sie unter das Kinn. Pfeil und rechter Unterarm bilden eine Linie, der ganze Oberkörper ist angespannt. Einige Sekunden lang fixieren ihre Augen die Zielscheibe. Dann surrt der Pfeil durch die Luft.

Hanneder trainiert für die Bogensportgemeinschaft Ebersberg (BSG) auch regelmäßig mit dem Nachwuchs aus der Region. Mittwochs und Donnerstags zwischen 16.30 Uhr und dem Dämmerungsbeginn treffen sich die Schützen auf dem Platz, im Sommer bietet die BSG auch ein Ferienprogramm für Schüler an.

"Als ich das erste Mal einen Bogen in der Hand hielt war es um mich geschehen", erinnert sich Sebastian Eichler, zweiter Vorsitzender der BSG Ebersberg und auch als Kampfrichter bei Bogenturnieren aktiv. Eichler hat den Verein mit aufgebaut. 1988 ging es los, Eichler war damals Hausmeister im Ebersberger Pfarrheim. "Die Bogenschützen haben den Pfarrer gefragt, ob sie im Keller schießen können". Der Pfarrer willigte ein. Und so kam es, dass in dem Keller Matratzen mit Zielscheiben aufgestellt wurden. 1989 dann gründete sich die BSG, über die Zeit wurde aus einer der fixen Idee ein professioneller Verein, der inzwischen auch bundesweit Erfolg bei Turnieren hat.

17 Gründungsmitglieder hatte die BSG am Anfang, inzwischen hat der Verein rund 150 Mitglieder - auch, wenn nicht alle von ihnen aktiv seien, wie Sebastian Eichler erklärt. Von der Gemeinde bekam die Bogenschützengemeinschaft vor vielen Jahren eine Wiese zwischen Volksfestplatz und den Gleisen zur Verfügung gestellt. Seitdem steht dort auch das Vereinshaus der Schützen.

"Es ist ein anspruchsvoller Sport", erklärt Eichler, "man braucht nicht nur Kraft, sondern auch den Kopf". Eichler sitzt an dem großen Holztisch in der kleinen Vereinshütte. Hinter ihm eine Vielzahl von Urkunden, von oberbayerischen, bayerischen und bundesweiten Wettbewerben. Bereits drei Mal gewannen die Ebersberger Bogenschützen die Erste Bundesliga. Auch Bogenschützin Kristina Heigenhauser ist in der Ebersberger BSG aktiv, 2013 wurde sie im türkischen Antalya Weltmeisterin im Schießen mit dem Compoundbogen.

Selina Rentsch übt sich mit dem Compound-Bogen auf dem Trainingsgelände der Ebersberger Bogensportgemeinschaft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein erfrischender Wind weht über den Bogenplatz, es wird ganz still, während man den Blick schärft und sich auf die goldene Mitte der Zielscheibe konzentriert. Die Vögel zwitschern, vom Bolzplatz nebenan hört man einige Fußballspieler schnaufen. Nach einigen Versuchen nähern sich die Treffer dann auch dem goldenen Zentrum der Zielscheibe. Doch es gehe beim Trainieren auf dem Bogenplatz um mehr als Erfolg, betont Sebastian Eichler. Die Konzentration, das Spüren des eigenen Körpers sei es, was er am Bogenschießen so schätze. "Da kommt man zur Ruhe, und zu sich".

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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