Kultur im Landkreis:Sommerlicher Spirit

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Die Band Rainer von Vielen beschließt die Ebersberger Kulturtage in der Volksfesthalle mit fernöstlich angehauchtem Synthie Pop. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim furiosen Finale der Ebersberger Kulturtage lacht in der Halle die Sonne, pumpt der Bass und brennt die Luft

Von JOHANNES HIRSCHLACH, Ebersberg

Die Drei ist eine magische Zahl in der Musik, auf wundersame Weise vervollständigt sich der Klang der drei Töne zu harmonischen Akkorden. Ähnlich gut ergänzen sich auch die drei Bands am Freitag, die den Abschluss der Ebersberger Kulturtage bilden. Mit einem Trommelfeuer aus den Bassboxen eröffnet Impala Ray den Abend in der Volksfesthalle. Mit der Wucht von Kanonenschlägen fliegen die ersten Beats durch den Saal und ziehen magnetisch im Handumdrehen sämtliche anwesenden Zuschauer an.

"We do it like Impala Ray" lautet eine der ersten Zeilen, die der Münchner Leadsänger Rainer Gärtner ins Mikrofon ruft, und die vierköpfige Truppe macht schnell klar, was damit gemeint ist. In einem einzigartigen Sound im Indie-Folk-Stil mit Gitarre, Tuba und Schlagzeug bringen die Musiker das Publikum schnell zum Feiern, wobei vor allem das Hackbrett aus den Tonfolgen hervorsticht. Was nach grobem Metzger-Instrument klingt, produziert in Wirklichkeit helle, klar gezupfte Töne, die den Stücken einen sonnigen Spirit verleihen. So bringen Impala Ray den Sommer zurück in die Halle, während draußen mit Tief "Theresia" der Vorbote des Winters an die Türen klopft. "Slow me down", singt die Band, Seifenblasen steigen aus den tanzenden Zuhörerreihen empor und fügen sich harmonisch in die entschleunigte Atmosphäre ein - nur um Sekunden später unter dem plötzlich einsetzenden Bassdruck der Boxen zu platzen.

Nach Zugabe um Zugabe macht Impala Ray die Bühne frei für die nächste Band, Xavier Darcy. Die Menge in künstlichen Nebeldunst gehüllt, macht sich der gleichnamige Sänger sogleich daran, den Stil der Vorgänger zunächst ins Gegenteil zu verkehren. Im Hintergrund zucken raketengleich bunte LED-Lichter gen Saaldecke, unmittelbar davor brennt der englisch-französischstämmige Darcy ein wahres Folk-Rock-Feuerwerk ab. "Inferno" heißt der erste Song, in dem ein wahrhaft infernalischer E-Gitarrensound die Zuhörer endgültig aufhorchen lässt. Trotz der instrumental-gewaltigen Stücke scheut Darcy nicht davor zurück, auch leise Töne anzustimmen. Nur vom Zupfen einiger Gitarrensaiten begleitet, überlässt der Musiker zuweilen seiner aufgerauten Stimme den Raum. Nach einer guten Stunde hat sich die Band heiß gespielt, Darcy entledigt sich seines Jacketts, um mit hochgekrempelten Hemdsärmeln zu einem fetzigen Abschlusslied anzusetzen und den Feierwütigen für den tollen Abend zu danken.

Der Umbau der Bühne nimmt Zeit in Anspruch. Die Menge schwillt zum Ende noch einmal an, gespannt warten die Zuhörer auf das Finale der Kulturtage. Rainer von Vielen ist nicht einer von vielen, sondern ein Künstler, der sich abzusetzen weiß - ein Act, der sich für einen Abschluss der Veranstaltungswoche wahrlich geziemt. Wie Jodeln, E-Gitarren und fernöstlich angehauchter Synthie Pop zusammenpassen, beweist der Allgäuer Musiker, der eigentlich Rainer Hartmann heißt, mit Bravour. Der Stil ist eine wilde Mischung verschiedener Richtungen. Rock, Hip-Hop, Rap, er selbst bezeichnet es als "Bastard-Pop". Schon mit den ersten Takten prasselt ein Synthesizer-Gewitter auf das Publikum herab, ehe die Bandmitglieder mit Drums, E-Gitarre, Bass und Hartmann mit Akkordeon einsteigen. Mal mit Originalstimme, mal mit Verzerrungseffekt rappt und singt der Musiker im Kontrast zu den Vorgängerbands auf Deutsch. Im Song "Niedermauern" fordert er das Publikum auf, imaginäre Mauern in den Köpfen einzureißen. Rainer von Vielen reißt jedoch auch Hürden auf musikalischer Ebene ein und vermischt Musikstile aus aller Herren Länder: Zünftig bayerische Mundharmonika trifft auf verzerrte Gesänge, die den Rufen tibetischer Mönche alle Ehre machen würden, alles umrahmt von andalusischen Gitarrengriffen. Die Band beherrscht mit ihrem herrlich unberechenbaren Sound bis zur letzten Sekunde die Volksfesthalle, ehe mit dem Schlussakkord das zweijährige Warten auf die nächsten Kulturtage beginnt.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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