Natur:Handarbeit im Moor

Lesezeit: 3 min

Der Landschaftspflegeverband Ebersberg kümmert sich um 60 Flächen im Landkreis. Seit März hat Geschäftsführer Josef Rüegg Unterstützung von einer festangestellten neuen Mitarbeiterin

Von Nina Kugler, Ebersberg

Schneeglöckchen und Krokusse strecken ihre Köpfe aus der Erde, an den Bäumen kann man endlich die ersten Knospen entdecken. Das heißt, der Frühling kommt mit großen Schritten näher. Während der Stadtmensch sich auf warme Tage im Straßencafé freut, beginnt für den Landschaftspflegeverband Ebersberg (LPV) die Arbeit. Nicht, dass er Winterschlaf gehalten hätte. Aber jeder Hobbygärtner weiß, dass das Frühjahr Extra-Aufgaben mit sich bringt.

Für den LPV bedeutet das: Streuobstwiesen bepflanzen, steile Hangwiesen mähen oder nach seltenen Lebewesen Ausschau halten. Insgesamt 60 Flächen im Landkreis hat der Verband in seiner Obhut, alleine 18 davon kamen 2015 neu dazu. "Die Gemeinden oder Eigentümer treten an uns heran mit der Bitte, dass wir uns um die Fläche kümmern sollen. Es müssen aber ökologisch wertvolle Flächen sein, also mit oder für bedrohte Tier- oder Pflanzenarten, damit wir sie pflegen" erklärt der langjährige Geschäftsführer Josef Rüegg.

Zur Unterstützung wurde Rüegg nun eine neue Mitarbeiterin zur Seite gestellt. Seit Anfang März arbeitet Vivien Riener als Teilzeitarbeitskraft mit. Studiert hat sie in Freiburg Waldwirtschaft und Umwelt. Eine Festanstellung in einem Landschaftspflegeverband war für die junge Frau ein lang gehegter Traum. "Seitdem ich in der Uni ein Seminar darüber hatte, wollte ich in einem solchen Verband mitarbeiten. Ich denke, dass der Schutz und die Erhaltung der Natur so am besten funktionieren können". Besonders überzeugt habe sie das Zusammenwirken von Kommunalpolitikern, Landwirten und Naturschützern im Vorstand. "So kann jeder mitreden. Und wo es sonst vielleicht ein Kampf um eine Fläche gäbe, versuchen wir zusammen zu arbeiten" sagt Riener.

Der Landschaftspflegeverband kümmert sich um 60 Flächen im Landkreis. (Foto: N/A)

Gemeinsam mit Josef Rüegg wird sie im Büro, aber auch draußen in der freien Natur ihren Dienst tun. Zu ihren häufigsten Arbeiten werden dann Entbuschungsmaßnahmen gehören. "Wir entfernen auf Flächen, bei denen Bewaldung droht, Holz, sodass wir sie mähen und pflegen können" erklärt Rüegg. Aber nicht jede Fläche ist eine ebene Wiese, die man leicht betreten kann, und gerade sie machen ihren Besitzern die meiste Mühe. Es gehört zu den Hauptaufgaben des Landschaftspflegeverbands, unwegsame Flächen zu mähen. "Das meiste geschieht in Handarbeit. In einem Moor oder an einem extrem steilen Abhang kann man nicht mit schwerem Gerät arbeiten".

Zum besonderen "Highlight" erklärt Rüegg auch in diesem Jahr wieder das Kreuzotter-Projekt. In der Gegend um Frauenneuharting liegt das letzte bekannte Kreuzottergebiet im Landkreis. Damit das auch so bleibt, bemühen sich die LPV-Mitarbeiter mit besonderer Sorgfalt um ihren Fortbestand. "Wir haben lichte Waldstrukturen geschaffen, weil es ja wechselwarme Tiere sind, die gerne sandigen Boden mögen. Gleichzeitig mussten wir uns darum kümmern, dass auch genügend Nahrung vor Ort ist." Kreuzottern fressen gerne Eidechsen oder Frösche. "Dafür haben wir ehemalige Torf-Stiche reaktiviert, so dass sich darin Wasser sammeln kann und die Kreuzottern ihr Running Sushi jagen können". Zwar liegen keine Zahlen vor, wie viele Kreuzottern genau in diesem Gebiet leben. Doch der LPV ist optimistisch, dass sich ihr Bestand erholt hat.

Dazu zählt unter anderem das Biotop entlang der Bahnstrecke bei Kirchseeon. (Foto: Christian Endt)

Das Kreuzotter-Projekt ist aber bei Weitem nicht der einzige Erfolg, den der Verband in jüngerer Zeit vorweisen kann. Ebenso gelang es, nahe Moosach den Abbiss-Scheckenfalter, ein Schmetterling, der auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, sowie die Sumpfgladiole wieder anzusiedeln. Den genauen Ort verschweigen Rüegg und Riener aber lieber, damit ihn "Natur-Touristen" nicht finden und die nach wie vor seltenen Lebewesen gefährden oder gar zertrampeln. "Jede noch so kleine Fläche kann ein ganzer Lebensraum sein", erklärt Riener. "Klar ist aber auch: wir wollen durch Nutzung schützen. Ich selbst habe das durch meine Arbeit auch noch mal neu zu schätzen gelernt".

Einen Schutz, den die bayerische Regierung im Übrigen gerne für das gesamte Bundesland hätte. Bisher gibt es in etwa zwei Dritteln der bayerischen Landkreise einen eigenen Landschaftspflegeverband. "Aber auch in den übrigen Landkreisen sollen Verbände entstehen", erzählt Riener. Deshalb wurde vom Freistaat im Sommer 2014 das "Biodiversitätsprogramm Bayern 2030" beschlossen, um den "kooperativen Naturschutz in Bayern flächendeckend zu etablieren", wie es in dem Beschluss heißt.

Josef Rüegg und Vivien Riener (rechts) vom Landschaftspflegeverband. (Foto: Nina Kugler)

Der LPV

Der Landschaftspflegeverband (LPV) für den Landkreis Ebersberg ist ein Bündnis verschiedener Interessengruppen für den Erhalt und die Entwicklung der Natur und der Kulturlandschaft. Sein Vorstand bildet sich aus je drei Vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz und der Kommunen. Sie haben sich 1992 zusammengeschlossen, um gemeinsam die Lebensräume von Tieren und Pflanzen zu schützen und zu pflegen. Heuer betreuen sie 60 ökologisch wertvolle Flächen über den gesamten Landkreis verteilt.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: