Ebersberg:Eine Försterin für das Waldmuseum

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Ines Linke, die derzeit beim Stuttgarter Haus des Waldes arbeitet, wird Chefin des Ebersberger Waldmuseums. (Foto: privat)

Seit Anfang 2014 war die Stelle der Leiterin unbesetzt. Jetzt ist das Waldmuseum fündig geworden. Die Neue fängt aber nicht sofort auf der Ludwigshöhe an.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Wald brauchen die Dinge etwas länger. Diese alte Försterweisheit scheint auch für das Museum Wald und Umwelt zu gelten, gut eineinhalb Jahre lang ist es jetzt schon ohne Leitung. Doch nun soll die Stelle wieder besetzt werden, zum September wird Ines Linke den Chefsessel auf der Ludwigshöhe übernehmen.

Die Neue ist auf jeden Fall vom Fach, Linke studierte Forstwirtschaft mit Schwerpunkt Ökologie und Umweltschutz an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg, dort machte sie 2001 auch ihr Ingenieurs-Diplom. Seit 2006 arbeitet Ines Linke beim Haus des Waldes in Stuttgart. Dieses wird von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der dem Baden-Württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unterstellten ForstBW getragen. Die Einrichtung verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie das Ebersberger Waldmuseum und die Umweltstation. Auch im Haus des Waldes gibt es Ausstellungen und Veranstaltungen zum Thema Ökologie, Wald- und Umweltschutz.

"Das Spektrum der Themen ist dabei so vielfältig wie der Wald", beschreibt Linke ihre Arbeit in Stuttgart. So betreut und organisiert sie etwa Veranstaltungen mit Schulklassen, von der Grundschule bis zur Oberstufe, genau wie Fortbildungen im Bereich Waldpädagogik für Erwachsene, meist Pädagogen oder Fachkräfte aus dem Bereich der Forstwirtschaft. Aber auch im organisatorischen Bereich bringt die neue Museumschefin Erfahrung mit. So leitete sie nach ihrem Abschluss zwei Jahre lang die Geschäftsstelle des Hochschulrates in Rottenburg.

Schwerpunkte waren der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch waldpädagogische Veranstaltungen gehörten zu ihren Aufgaben. Dies habe ihr Interesse am Bildungsbereich geweckt, so Linke, weshalb sie sich für ein entsprechendes weiterbildendes Studium an der Freien Hochschule Stuttgart entschlossen habe. An ihrem aktuellen Arbeitsplatz gehört Organisatorisches ebenfalls zu Linkes Aufgaben, so ist sie dort zuständig für das betriebliche Qualitätsmanagement.

Die 39-Jährige sei "ein ziemlicher Treffer" freut sich Erik Ipsen, Hauptamtsleiter der Stadt Ebersberg und seit Januar 2014 kommissarischer Museumschef. Aus 47 Bewerbungen habe man Linke ausgewählt. Wenn sie im Spätsommer neue Leiterin der Einrichtung wird, wird diese Stelle beinahe zwei Jahre lang unbesetzt gewesen sein. Grund für den späten Termin - immerhin startete die Ausschreibung bereits im November 2014 - sei der laufende Arbeitsvertrag mit dem Haus des Waldes, heißt es seitens der Stadt, gerne hätte man die Noch-Stuttgarterin früher begrüßt.

Allerdings gibt es einen weiteren Grund für die lange Vakanz im Wald. Denn bis zum vergangenen Herbst war noch nicht klar, ob die Stadt die freie Stelle in ihrem Museum überhaupt nachbesetzen wird.

Hintergrund für das Zerwürfnis ist die sehr komplexe Organisation des Museums. Dass dieses vor zehn Jahren eröffnet werden konnte, lag nicht zuletzt am Engagement der Ehrenamtlichen. Seit Mitte der 1980er hatten diese das Projekt unterstützt, sich Konzepte überlegt sowie Spenden und Fördermittel aufgetrieben. Die Kehrseite des Einsatzes waren immer wieder Streitigkeiten zwischen den Ehrenamtlichen und der Museumsleitung - die eigentlich bereits mit der Eröffnung begannen: Schon der erste Chef auf der Ludwigshöhe, Winfried Freitag, stritt sich zunächst mit dem Förderkreis um Kompetenzen.

Beigelegt wurde dieser Streit letztlich mittels eines Vertrages, der dem Förderkreis sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten, etwa bei der Organisation von Veranstaltungen und Ausstellungen, gab. Dass Freitags Nachfolgerin diesen Vertrag neu verhandeln und die Kompetenzen des Förderkreises einschränken wollte, war schließlich die Ursache für neuen Ärger.

Die neue Museumschefin, so scheint es, dürfte hier sensibler agieren. Zumindest hat sie bereits erklärt, worauf sie bei ihrem Job Wert legt: "Bei allen Projekten, die ich bisher konzipiert, organisiert und begleitet habe, ist Partizipation ein zentrales Kriterium gewesen."

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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