Serie: Juroren der Jugendkultur (2):Buchhändler auf Umwegen

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Sebastian Otters Herz schlägt für Bücher und Filme. Als Juror ist er in vielen Bereichen kompetent. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sebastian Otter hofft, Jugendliche für die Kunst gewinnen zu können

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

"Neben der Literatur sind Filme meine zweite große Leidenschaft", bekennt Sebastian Otter, Inhaber der Buchhandlung Otter in Ebersberg. Erst über Umwege kam der 44-Jährige zu seinem Laden. Zwar hat er nach der Schule in Rosenheim eine Ausbildung zum Buchhändler gemacht. "Ich habe dann auch in Hamburg in Buchhandlungen gearbeitet", erzählt er. Dann aber habe er noch mal ein Studium drangehängt und sich stärker in Richtung Film orientiert. "Ich habe vor allem Kurzfilme gemacht", erzählt er, "damit wurde ich sogar zu Filmfestivals eingeladen."

Ein Jahrespraktikum beim Münchner Unternehmen Arri, das Geräte zur Filmherstellung verleiht und produziert, gab ihm weiter Gelegenheit zu experimentieren. Dass Otter doch noch zu einer Buchhandlung kam, daran seien die äußeren Umstände beteiligt gewesen. "Als ich bei Arri fertig war, gab es sehr viele Freiberufler aus der Filmbranche auf dem Markt", erinnert er sich. Der Zusammenbruch der Kirch-Gruppe beeinflusste in den frühen 2000er Jahren den Arbeitsmarkt - und zumindest in diesem Sinne auch Otters Leben. Als 2004 die Buchhandlung am Ebersberger Marienplatz frei wurde, ergriff der Buchhändler die Chance - und glaubte an die Vereinbarkeit von Hobby und Beruf: "Ich hatte damals die Hoffnung, mich auch weiter mit Filmen beschäftigen zu können. Die Idee, wieder an einem Kurzfilm zu arbeiten, spukt immer in meinem Hinterkopf herum."

Als Jury-Mitglied beim Jugendkulturpreis hat er somit zwei Spezialgebiete. "Wir Jury-Mitglieder kommen ja alle doch aus unterschiedlichen Ecken und betrachten die Werke deshalb aus verschiedenen Blickwinkeln", erzählt er. Eine strikte Trennung zwischen den Künsten sei ohnehin schwierig, da die Disziplinen doch Hand in Hand gehen. "Die Bestrebung, die Künste voneinander abzugrenzen, ging doch immer damit einher, die Grenzen dann auch wieder zu überschreiten", philosophiert der Buchhändler.

Einfach ist die Aufgabe der Jury natürlich nicht. "Manchmal frage ich mich schon: Auf was habe ich mich da eingelassen?", verrät der Vater eines achtjährigen Buben. Aus der Vielzahl von Einreichungen beim Jugendkulturpreis die besten Kunstwerke zu küren, sei immer eine Herausforderung. Doch es sei sehr interessant, was so an verschiedenen Dingen eingereicht werde. Und letztlich werde man sich dann doch erstaunlich schnell einig.

Otter hat selbst einen Sohn, der die dritte Klasse besucht. "Beim Wettbewerb mitmachen muss er natürlich nicht", stellt er lachend klar. Wenn Kinder von Jury-Mitgliedern ein Kunstwerk einreichen, sei die Stimme des Elternteils außen vor. "Ich hoffe, dass dieser Anlass manchen Jugendlichen eine Motivation gibt, etwas Tolles zu schaffen." Selbst wenn der primäre Anreiz das Preisgeld wäre, sei das nicht schlimm. "Jedes Kind, das sich künstlerisch betätigt, ist ein Gewinn."

Er selbst hat seine Liebe zur Literatur bereits in der Schulzeit entdeckt: "Deutsch und Geschichte mochte ich immer - aber ansonsten hatte ich es nicht so mit der Schule", erinnert er sich. Wichtig sei ihm gewesen, "die Welt zumindest nicht schlechter, vielleicht sogar besser zu machen." Die Buchhandlung ist für ihn auch eine Kommunikationsplattform: "Das ist das Spannende an diesem Beruf, die Leute kommen rein und man kann sich austauschen", erklärt er. Darum gehe es auch in der Kunst: "In den Werken, die beim Jugendkulturpreis vorgestellt werden, stecken Geschichten, es wird etwas erzählt."

Das Thema des Jugendkulturpreises 2015 lautet "Glückskeks". Abgabeschluss ist Montag, 26. Oktober, 18 Uhr. Der Kreisjugendring nimmt die Arbeiten in seiner Geschäftsstelle, Bahnhofstraße 12 in Ebersberg, entgegen. Als Preisgeld gibt es insgesamt 1000 Euro. Preisverleihung ist am Freitag, 30. Oktober, 19 Uhr, beim Kunstverein im Klosterbauhof.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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