Duo aus Poing und Kirchseeon:Wie Zwillinge

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Intuitives Verstehen: Die beiden Harfenistinnen Sophie Betzl und Sophie Pfaffenstaller sind dank der Musik zu Freundinnen geworden. (Foto: Christian Endt)

Die beiden Harfenistinnen Sophie Pfaffenstaller und Sophie Betzl traten einst als Konkurrentinnen an. Mittlerweile sind sie gute Freundinnen und wollen bei "Jugend Musiziert" gemeinsam punkten

Von Manuel Kronenberg

Sophie Betzl hebt die Hände und zeigt die kleinen Blasen an ihren Fingerkuppen - zum Beweis, dass sie geübt hat. Dabei zweifelt daran wohl niemand, der sie musizieren hört. Sophie Betzl spielt Harfe, genau wie ihre Freundin Sophie Pfaffenstaller. Wenn sich die beiden Mädchen an ihre Instrumente setzen, können sie kaum mehr aufhören zu spielen.

So wie an diesem Nachmittag, an dem sie sich zum Üben verabredet haben. Sophie Pfaffenstaller zupft die Saiten ihrer Harfe und lässt eine Melodie erklingen. Doch es dauert nicht lange, da spielt ihre Freundin ihre ganz eigene Melodie dazwischen. Manchmal geht es eben auch ein bisschen durcheinander. Meistens aber spielen sie doch zusammen; die beiden haben sich schon ein beachtliches Repertoire an zweistimmigen Stücken erarbeitet.

Vor kurzem sind die beiden Mädchen gemeinsam beim Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" in München angetreten. Als Duo haben sie das Wertungsspiel erfolgreich gemeistert und sind sogar eine Runde weitergekommen: Bekommt man von der Jury genug Punkte, wird man zum bayerischen Landeswettbewerb weitergeleitet, der an diesem Wochenende in Hof stattfindet. Die beiden Mädchen haben mit 24 von 25 Punkten den ersten Preis erzielt. Besonders gelobt wurden sie von den Juroren für ihr ausdrucksvolles Zusammenspiel. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da waren die zwei jungen Harfenistinnen noch Konkurrentinnen.

Sophie und Sophie haben so viel gemeinsam, dass es wirkt, als habe sich das jemand ausgedacht: Da sind schon mal die beiden identischen Vornamen. Obendrein sind beide sind zehn Jahre alt und gehen in die fünfte Klasse aufs Gymnasium. Ihre Haare tragen beide in zwei langen, geflochtenen Zöpfen. Aber das, was die beiden von Anfang an vor allem verbunden hat, ist das Harfespielen.

Angefangen hat alles auf einem Wettbewerb - nicht bei "Jugend musiziert", sondern beim Wertungsspiel "Junges Podium Musik". Das wird einmal im Jahr vom Landkreis Ebersberg in Zusammenarbeit mit den beiden Musikschulen Vaterstetten und Ebersberg ausgerichtet. Beim diesem Wettbewerb haben sich Sophie Pfaffenstaller aus dem Poinger Ortsteil Angelbrechting und Sophie Betzl aus Kirchseeon vor zwei Jahren kennengelernt - sie waren jeweils solo an der Harfe angetreten. "Damals haben wir sozusagen noch gegeneinander gespielt", sagt Sophie Pfaffenstaller, "sind aber gleich dort noch Freunde geworden." Nach ihren Vorträgen sind die Mädchen zusammen durch die Gänge der Musikschule geflitzt und haben die dort verteilten Musik-Rätsel gelöst. Haben gemeinsam verschiedene Tempoangaben in die richtige Reihenfolge gebracht oder Notenwerte geordnet. Später haben sie sich verabredet und zusammen gespielt - auch, aber nicht nur an der Harfe.

Sophie Betzl hat angefangen, Harfe zu spielen, als sie sechs Jahre alt war. Eigentlich wollte sie Blockflöte lernen, aber als sie dann eine Probestunde mit der Harfe nahm, war sie so begeistert, dass sie gleich dabei blieb. Ihre Freundin, die andere Sophie, spielt schon ein Jahr länger. Für sie war die Entscheidung für die Harfe immer klar. Denn ihre Mutter ist mit dem Hackbrett Teil der Band d'Vuizbandoffen; in der Volksmusikgruppe hat Sophie Pfaffenstaller zum ersten Mal jemanden Harfe spielen hören. "Seitdem wollte ich das auch unbedingt lernen", sagt sie. "Mit fünf hab ich es dann endlich geschafft."

Beim "Podium Junge Musik" in Ebersberg hatten beide Sophies gut abgeschnitten - und waren danach umso motivierter, weiter zu üben. Und weil sie sich sofort so gut verstanden, beschlossen sie, in diesem Jahr zum ersten Mal und gemeinsam bei "Jugend Musiziert" anzutreten. Unterstützt von ihren beiden Lehrerinnen Carolin Gruber von der Musikschule Vaterstetten und Regina Kätzelmeier von der Musikschule Ebersberg haben Sophie und Sophie also ein Duo-Programm erarbeitet; vorgespielt haben sie zum Beispiel "Les Pins de Charlannes" von Henriette Renié.

Für die erste, regionale Runde von "Jugend musiziert" hatten die Mädchen lange geübt und waren nach dem Wertungsspiel erst einmal froh, wieder andere Stücke lernen zu dürfen. Aber nun geht es zum Landeswettbewerb in Hof, wo sie das Wettbewerbsprogramm erneut vortragen werden. Deshalb mussten sie die erlernten Stücke noch einmal aufwärmen.

Sophie und Sophie legen die Notenblätter auf und setzen sich an ihre Harfen. "Jetzt nochmal mit null Fehlern!", sagt Sophie Pfaffenstaller zu ihrer Freundin, bevor die beiden an den Seiten loslegen. Und mit so viel Ehrgeiz, da klappt es bestimmt auch in der nächsten Runde von "Jugend musiziert".

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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