Diskussion über Ebersberger Umgehung:Bitte warten

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Die Ebersberger wünschen sich eine Umfahrung - doch bis diese überhaupt geplant wird, kann es Jahre dauern

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Bewohner der Kreisstadt wünschen sich seit Jahren eine Entlastung vom Durchgangsverkehr, auch auf der jüngsten Bürgerversammlung war dies ein großes Thema. Doch so einig sich die Ebersberger darin sind, dass der Verkehr aus der Stadt heraus soll, desto schwieriger ist die Suche nach einer konkreten Lösung. Auch, dass eine solche in absehbarer Zeit umgesetzt wird, ist unwahrscheinlich, frühestens in drei Jahren könnte überhaupt mit der Planung begonnen werden.

Wann und wo in Bayern welche Staatsstraße gebaut wird, legt der aktuelle Ausbauplan fest. Dieser wurde zuletzt im Jahr 2010 fortgeschrieben, erklärt Christian Rehm, der Bereichsleiter für Straßenbau beim Staatlichen Bauamt in Rosenheim. Darin ist zwar eine Ebersberger Nord-Süd-Umfahrung enthalten, die allerdings nur als "Projekt der zweiten Dringlichkeit" eingestuft ist. Bevor solche Projekte umgesetzt werden sind die Vorhaben der ersten Dringlichkeit und der ersten Dringlichkeit Reserve an der Reihe. Bis diese abgearbeitet sind dürfte es laut Rehm wohl bis 2024 dauern.

Grund dafür, dass die Ebersberger Umfahrung so weit hinten auf der Agenda steht, ist, dass sich der Stadtrat 2009 auf keine Trassenführung einigen konnte. Zur Wahl standen zwei Varianten im Westen und fünf im Osten der Stadt sowie ein Tunnel. Als keine Variante im Stadtrat eine Mehrheit fand, wurde die sogenannte "Amtstrasse" in den Ausbauplan eingetragen - aber eben weit hinten.

Ändern könnte sich dies, wenn der Ausbauplan fortgeschrieben wird, was laut Rehm etwa alle zehn Jahre der Fall ist. Allerdings: "ob die Staatsregierung eine erneute Fortschreibung des Ausbauplans 2020 plant, ist uns derzeit nicht bekannt." Sollte der Plan fortgeschrieben werden, würde die Ebersberger Umfahrung "einer erneuten Bewertung unterzogen, das aus den Komponenten Nutzen-Kosten-Analyse, Raumwirksamkeitsanalyse und Umweltrisikoeinschätzung besteht", erläutert Rehm. "Eine Höherstufung in die erste Dringlichkeit ist grundsätzlich möglich."

Voraussetzung dafür wäre aber vermutlich auch ein klares Votum aus der Kreisstadt, was dort denn gebaut werden soll. Denn es gilt als sicher, dass das Bauamt nicht gegen den Willen einer Kommune eine teure Straße erstellen wird. Einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2008 errechnete Kosten von 8,77 Millionen Euro für die ortsnächste und damit kürzeste Ost-Variante, die teuerste östliche Trasse wäre mit 10,86 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Die Trassen im Westen wären demnach entweder fünf Kilometer lang und 21,3 Millionen Euro teuer, oder man baut 15,5 Kilometer für 31,7 Millionen Euro. Mit 27,3 Millionen fast so teuer wäre der Tunnel.

Der Nutzen der einzelnen Varianten wurde damals auch untersucht, demnach sind jene im Westen besonders wegen der dort vorhandenen Naturschutzgebiete - darunter ein Flora-Fauna-Habitat - besonders problematisch. Auch die Entlastung für die Stadt sei eher "weniger effektiv" als die der anderen Trassen. Der Tunnel entlaste zwar die Stadt, aber nicht die Schwabener- und Hohenlindnerstraße, die Ostvarianten hätten Beeinträchtigungen für Landwirtschaft und Naherholung zur Folge.

Abwägungen, die der Stadtrat 2009 nicht treffen wollte - oder konnte. Aus diesem Grund hatte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) auf der Bürgerversammlung erneut erklärt, er könnte sich vorstellen die Ebersberger in einem Bürgerentscheid über die Trassen abstimmen zu lassen. Was nicht alle im Stadtrat so sehen, für SPD-Fraktionschefin Elisabeth Platzer "haben die Stadträte die Aufgabe, eine Entscheidung zu treffen." Auch ein vom Gremium initiierter Bürgerentscheid, wie es Brilmayer vorschlägt, "ist kein Allheilmittel und wird wohl auch keine Befriedung bringen", vermutet Platzer. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Philipp Goldner ist dagegen davon überzeugt, dass am Ende die Ebersberger direkt über eine Umfahrung abstimmen werden. Er hatte vor acht Jahren für die Tunnel-Lösung geworben, von der er bis heute überzeugt ist - genau wie viele andere Ebersberger, vermutet Goldner. "Wenn der Tunnel nicht berücksichtigt wird, werden sich die Befürworter anders Gehör verschaffen" - eben mit einem Bürgerbegehren.

Worüber sich die Stadtratsfraktionen allerdings einig sind, ist, dass für eine nachhaltige Verkehrsentlastung eine Umfahrung nötig wird - auch wenn es noch einige Jahre dauert. Platzer schlägt deshalb vor, die Stadt solle erneut versuchen, ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen zu beantragen. Dem räumt man allerdings bei den anderen Fraktionen wenig Chancen ein. Dies, so hatte das Verkehrsministerium der Stadt ausdrücklich mitgeteilt, sei nur möglich, wenn der Lastwagenverkehr dann keine andere Gemeinde belaste, sagt Brilmayer. Für Goldner wäre dies eventuell gegeben, wenn die Kirchseeoner Umfahrung fertig ist - natürlich möglichst als Tunnel.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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