Diagnose:Kauz stirbt an West-Nil-Virus

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Bartkäuze sind offenbar besonders anfällig für das Virus. Auch in Halle starb vor einigen Tagen eines dieser Tiere. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Der Fall im Wildpark Poing ist erst der zweite in Deutschland

Von Barbara Mooser, Poing

Das West-Nil-Virus ist offenbar im Landkreis angekommen: Ein Bartkauz im Wildpark Poing ist an dem Erreger gestorben, wie eine Untersuchung des toten Tiers im Friedrich-Loeffler-Institut am Mittwoch ergeben hat. Erst vor wenigen Tagen hatte sich bestätigt, dass das Virus den Sprung über die Alpen geschafft hat, in Halle war ebenfalls ein Bartkauz daran gestorben.

Grundsätzlich können sich auch Menschen beispielsweise durch Mückenstiche mit dem Virus infizieren. Etwa 80 Prozent der Betroffenen bemerken allerdings keinerlei Symptome, 20 Prozent fühlen sich ähnlich wie bei einer Grippe. Nur in Einzelfällen - insbesondere bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen - könne allerdings auch ein "schwerer, hoch fieberhafter Krankheitsverlauf mit einer meist gutartigen Gehirnhautentzündung auftreten", wie es in einer Pressemitteilung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) heißt. In Deutschland gab es bisher noch keinen nachgewiesenen Todesfall, laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten starben in ganz Europa in diesem Jahr bisher 71 Menschen an dem Virus.

Vögel stellen die Hauptwirte des Virus dar, doch auch für sie ist eine Infektion meist harmlos. Doch es gibt Ausnahmen, wie eben den Bartkauz, der im Wildpark gestorben ist. Man untersuche routinemäßig alle toten Tiere, sagt Wildparkchef Josef Festl, dabei sei eben nun diese Todesursache diagnostiziert worden. Festl geht davon aus, dass der Tod "hoffentlich ein Einzelfall" bleibe und die übrigen Bartkäuze, die im Wildpark leben, nicht ebenfalls erkranken. "Bisher sind die anderen topfit", sagt Festl, aber laut der Experten kündige sich die Krankheit ohnehin nicht lange vorher an, "der Kauz fällt dann einfach vom Ast". Der Wildparkchef hegt die Hoffnung, dass der Herbst mit seinen kühleren Tagen nun die Weiterverbreitung des Virus eindämmt. Tatsächlich vermuten Fachleute, dass die Ausbreitung des West-Nil-Virus mit der lang anhaltenden Hitze dieses Sommers zusammen hängt. Die Viren vermehren sich bei Temperaturen über 30 Grad besonders schnell.

Gefahr für die Tierpfleger oder gar die Besucher bestehe im Wildpark jedenfalls nicht, unterstreicht Festl. Auch müssten die anderen Vögel weder getötet, noch voneinander separiert werden. Die Pfleger, die zweimal am Tag die Volieren sauber machen und die Vögel füttern, müssten auch keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen beachten.

Dies gilt auch für die Geflügelhalter im Landkreis, wie Norbert Neugebauer, Sprecher des Ebersberger Landratsamts, bestätigt. Anders als beispielsweise Ende 2016, als im Landkreis die Vogelgrippe erstmals festgestellt wurde, gibt es keine Stallpflicht für Nutztiere, ebenso wenig wie ein Verbot von Geflügelmärkten.

Menschen sollten vor allem eine Verhaltensregel beachten: Tote Vögel, die sie in freier Natur finden, sollten sie nicht anfassen. Sollten sie vermehrt tote Tiere finden, sollte das zuständige Veterinäramt kontaktiert werden. Weil das Virus auf den Menschen vor allem durch Mücken aller Art übertragen wird, hilft es, schützende Kleidung zu tragen und bei Bedarf zu Mückenmitteln zu greifen.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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