Design-Fahrrad:Auf dem Holz-Weg

Lesezeit: 2 min

Drahtesel war gestern: In Oberpframmern wird die neueste Innovation der Zweiradtechnologie hergestellt - ein Rad mit einem Rahmen aus Holz.

Max Gösche

In der Fabrikhalle nebenan wird gerade ein neues Modell der Automobilmarke BMW bearbeitet - alles streng geheim versteht sich. Dagegen wirkt die neueste Innovation der Zweiradtechnologie geradezu winzig: Ein aus Holz gefertigter Rahmen für das Designer-Fahrrad "Waldmeister".

Zwanzig Schichten Rotbuchenholz sind notwendig, um dem Rahmen für das Designer-Bike "Waldmeister" Flexibilität zu geben - Maßarbeit von Maximilian Lörzel (links), dem Geschäftsführer des Oberpframmener "Schröter Modell- und Firmenbau" und seinem Team. (Foto: Christian Endt)

"Es ist tatsächlich das erste Produkt, das bei uns verkaufsfertig hergestellt wird", sagt Maximilian Lörzel. Er ist Geschäftsführer des Familienbetriebs "Schröter Modell- und Firmenbau", in dem sonst vorwiegend Teile für große Automobilhersteller modelliert werden. Da die Firma mit diesen Aufträgen eine echte Marktnische bedient, sieht Maximilian Lörzel das neue Projekt ziemlich entspannt: "Wir haben eben die Kapazität, um solche Ideen vorzufinanzieren."

Vor drei Jahren sei der Freiburger Designer Marcus Wallmeyer an ihn herangetreten, mit der Bitte, seinen Entwurf eines Fahrrads mit Holzrahmen zu verwirklichen. "Knapp 40.000 Euro sind seither in die Produktion geflossen", bilanziert Lörzel. Verkauft wurden bisher allerdings erst zwanzig der Bikes, die nicht nur einen künstlerischen, sondern auch einen ökologischen Anspruch haben. Hergestellt wird nur auf Anfrage. Eine Woche Produktionsdauer benötigt allein der Holzrahmen, der zum Großteil in Handarbeit entsteht. "So gesehen betreiben wir hier noch gute alte Manufakturarbeit", freut sich Lörzel. Mindestens 200 Stück müssen über den Tisch gehen, bis das Projekt rentabel ist. Auf Sportmessen habe das Rad bereits viel Aufsehen erregt. Zudem hätten einige Radsportprofis nach Probefahrten begeistert reagiert.

Marcus Wallmeyer kreierte seinen "Waldmeister" bereits vor neun Jahren als Studien-Abschlussarbeit. Der Entwurf erhielt in den folgenden Jahren mehrere europäische Auszeichnungen. Doch verfügte der Künstler nicht über das nötige Geld, um seine Vorstellung eines modernen Fahrrads umzusetzen. Die Oberpframmener Firma hat ihm dies nun ermöglicht. In aufwendigen Pressverfahren werden über zwanzig Schichten Buchenholz übereinandergeleimt. Unter einem Druck von zehn Tonnen entsteht so ein robuster wie flexibler Rahmen. "Die Innovation besteht darin, dass es keine direkte Verbindung zwischen Sattel und Tretlager gibt", sagt Lörzel. Dadurch bekäme das Rad eine "geschwungene Federung". Seit nunmehr zwei Monaten trägt der "Waldmeister" auch das TÜV-Siegel. "Unser Produkt hat denselben Tests standgehalten wie ein Mountain-Bike", berichtet der Geschäftsführer. Immerhin ist der TÜV hierzulande ein wichtiges Kriterium für Erfolg auf dem Biker-Markt, weiß Lörzel.

Zwischen 12.000 bis 15.000 Euro muss der Käufer für das Designer-Stück, je nach Ausstattung, berappen. Verschiedene Lackierungen sowie Holzbeschichtungen stehen zur Auswahl. Palisander oder Zebrano, Birke, Vogelaugenahorn oder Olivenholz - wer es extravagant mag, muss tief und tiefer ins Portemonnaie greifen. Räder, Sattel, Lenker und Tretlager werden dann in Marcus Wallmeyers Werkstatt in Freiburg/Gundelfingen montiert. Da das Rad eher für den Stadtgebrauch konzipiert ist, scheint es logisch, dass der "Waldmeister" lediglich über einen Gang verfügt. "Die Idee ist puristischer Natur und passt zum ökologischen Ansatz des Projekts", erklärt Geschäftsführer Lörzel.

Er ist stolz auf seine 31 Mitarbeiter, davon siebzehn Meister und Techniker. Jährlich stellt der Unternehmer aus Oberpframmern neue Lehrlinge in seiner Hight-Tech-Firma an. Aus den Bewerbern - in der Regel Realschüler - wählt er zwei aus. Trotzdem ist er bestrebt, mehr junge Leute für einen Ausbildungsberuf in seinem Betrieb zu mobilisieren. Dass der Job nicht nur technisches Können und Computerwissen beinhaltet, sondern auch Kunstfertigkeit, haben die Schröter-Mitarbeiter beim Bau des Designer-Fahrrads bewiesen. "Bei uns kann und macht halt jeder alles", schließt Maximilian Lörzel.

© SZ vom 09.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: