Schwimmen:Trotz Hitzesommer: Keine Rekordeinnahmen an Badeseen

Lesezeit: 3 min

Im Grafinger Freibad war der Andrang den Sommer über so groß, dass das Aufsichtspersonal auf freie Tage verzichten musste, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Mehr als 200 000 Euro zahlten die Besucher dort insgesamt für den Eintritt. (Foto: Christian Endt)

Die Umsätze der Badbetreiber im Landkreis Ebersberg sind überschaubar. Die Wasserwachtler sind zufrieden.

Von Moritz Kasper

Ab an den See oder doch lieber noch ein kleines Mittagsschläfchen? In normalen Sommern stürzt sich schon am Vormittag die halbe Welt in den Kampf um den besten Badeplatz - schließlich könnte ja am nächsten Tag schon Schluss sein mit der Hitzewelle. Doch in diesem Sommer scheint diese Gewissheit nicht mehr zu gelten.

Seit Mai verwöhnt von einer schier unendlichen Anzahl an badetauglichen Sonnentagen, haben es die Landkreisbewohner etwas ruhiger angehen lassen und sich bei der Zeiteinteilung eher an den südlichen Nachbarn orientiert. So mieden viele die Mittagshitze und kamen erst am späteren Nachmittag, um dann bis in die Abendstunden zu bleiben.

Im Grafinger Freibad war der Andrang den Sommer über so groß, dass das Aufsichtspersonal auf freie Tage verzichten musste, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Mehr als 200 000 Euro zahlten die Besucher dort insgesamt für den Eintritt. (Foto: Christian Endt)

Dies bekam besonders Jens Mende zu spüren, der den Kiosk am Poinger Bergfeldsee betreibt. Abends kamen die Leute in Scharen auf seine neue Dachterrasse, um mit einem Cocktailglas in der Hand den Sonnenuntergang zu genießen. Um diesen langen Arbeitszeiten gerecht zu werden, musste das Team über den Sommer kurzfristig erweitert werden. Nur an einem Tag gab es eine böse Überraschung.

"Auf einmal machte es brumm, und die Schirme begannen gefährlich zu wackeln", erinnert sich Mende. Die Badegäste und Cocktailschlürfer wurden plötzlich von einem Unwetter mit Sturmböen heimgesucht, sodass die meisten sich nicht mal mehr rechtzeitig einen Unterschlupf suchen konnten. Und Mende musste um die neue Einrichtung der Dachterrasse bangen, die seine Mitarbeiter panikartig in Sicherheit brachten. Bis auf diesen Wetterumschwung habe es aber keine besonderen Vorfälle gegeben, sagt er.

Die Wasserwacht am Steinsee war an den meisten schönen Badetagen im Einsatz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Der Such-Helikopter musste kein einziges Mal ausrücken"

Auch am Kastensee ist die Saison trotz ihrer Länge recht ruhig ausgefallen. "Der Such-Helikopter musste kein einziges Mal ausrücken, es gab nur ein paar Wespenstiche", erzählt Manfred Lang, der Betreiber des dortigen Strandbades. Die Einnahmen seien gut gewesen, aber im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren nicht außergewöhnlich. "Die Badegäste kamen eben mehr über den ganzen Sommer verteilt, statt konzentriert an wenigen Tagen", resümiert auch er.

Anders sieht es beim beliebten Grafinger Freibad aus, für das auch schon erste Zahlen vorliegen. Mehr als 200 000 Euro zahlten die Besucher laut Christian Bauer von der Stadtverwaltung dort insgesamt für ihre Tickets, 23 000 Euro mehr als im Vorjahr. Sowohl der Zustand des Bades, als auch das freundliche Personal hätten viel Lob geerntet. Doch obwohl die Einrichtung selten ganz voll war, "arbeiteten die Bademeister oft an der Belastungsgrenze. Deswegen haben wir eine Stunde früher geschlossen", erklärt Bauer. "Wir mussten gut zusammenhalten", sagt auch Bademeisterin Sandra Friesinger. Sie und ihre Kollegen mussten auch auf freie Tage verzichten, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.

Noch akuter war die Lage wohl bei den grundsätzlich ehrenamtlichen Wasserwachten. "Die eine oder andere Wache ist sicher ausgefallen", sagt Robert Hofmann, der technische Leiter der Kreiswasserwacht vom Bayerischen Roten Kreuz Ebersberg. "Wir haben eine Mindestpersonalstärke. Unter der findet keine offizielle Wache statt." Da Wasserwachten aber ein begehrter Treffpunkt für Mitglieder und deren Familien sind, ist meist trotzdem jemand anwesend.

Zum Glück kann aber auch Hofmann von keinen ernsteren Vorfällen berichten. Lediglich am Steinsee, dem größten und beliebtesten See der Region, gab es drei Vermisstensuchen mit Helikopter - mit gutem Ausgang. Die Vermissten hätten meist nur "eine längere Runde gedreht" und seien so aus dem Blickfeld ihrer besorgten Mitmenschen verschwunden. So lag die wichtigste Aufgabe der Wasserwacht am Steinsee in diesem Jahr nicht darin, Leben zu retten, sondern Angehörige in jenen Schreckensminuten zu betreuen, in denen der Helikopter über dem See kreist, während das Schicksal der Vermissten noch ungewiss ist.

Am Steinsee ist es zudem eher unwahrscheinlich, dass an vollen Tagen eine Wache ausfällt. Laut Ferdl Gareißen, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsgruppenleitung Moosach, ist die Wacht dort personell recht gut besetzt und kann auf Ausfälle flexibel reagieren. Auch über mangelnden Nachwuchs kann er sich nicht beklagen. Während das Grafinger Freibad inzwischen geschlossen hat, verlängern andere Badbetreiber angesichts des großartigen Spätsommerwetters die Saison noch ein wenig. Die Strandbäder am Steinsee und am Kastensee haben beispielsweise derzeit noch geöffnet, ebenso wie der Kiosk am Bergfeldsee. Einen Cocktail mit Blick auf den Sonnenuntergang kann man dort also weiterhin noch genießen.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: