Der Sport im Ort:Mia san vier

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Im Fußball-Kindergarten des TSV Poing können sich Kinder unter fünf Jahren am Ball ausprobieren. Die Mentalität im Team stimmt - auch wenn das Runde dabei nicht immer im Eckigen landet.

Von Franca Wittenbrink, Poing

Das Outfit passt schon mal. Mit bunten Sportschuhen ist das T-Shirt bedruckt, das der kleine Junge - drei, vielleicht vier Jahre alt - trägt, als er von der Rückbank des Autos auf den Parkplatz klettert. "Kicking around" lautet der Schriftzug, für's Erste geht es allerdings runter auf die Knie. "Ich bin ein Tier", ruft der Kleine mit heller Stimme und krabbelt auf allen Vieren vor seiner Mutter davon. Ein paar Meter weiter hat sie ihn eingeholt, stellt ihn amüsiert zurück auf die Füße: "Na, das müssen wir aber noch mal üben", sagt sie und streichelt ihm über den Kopf, "So wird das mit dem Ball nämlich nichts!"

Es ist ein strahlend sonniger Donnerstagnachmittag vor dem Poinger Sportzentrum. Drei kleine Jungen hüpfen den Weg zum Kunstrasenplatz entlang, spielen Fangen, ein anderer klammert sich etwas schüchterner an die Hand seiner Mutter. Sie sind auf dem Weg zum "Fußball-Kindergarten" des TSV Poing, dem Trainingsangebot für die Jüngsten unter den Sportbegeisterten: Kinder von zwei bis vier Jahren können sich hier ein mal pro Woche auspowern, die ersten Schritte im Umgang mit dem Ball erlernen und sich auf spielerische Art und Weise an den Grundgedanken des Fußballspiels annähern.

Auf dem grünen Rasen wartet bereits Trainer Michael Leder und steckt mit kleinen, bunten Hütchen das Spielfeld ab, die Buben werden derweil von ihren Müttern in professionelle Fußball-Outfits gesteckt: Weiße Deutschland-Trikots im Mini-Format, eine Torwart-Version in grün, winzige, metallisch-blaue Schienbeinschoner über kleinen Adidas-Söckchen. Ein paar letzte, hastige Schlucke aus den Trinkflaschen, dann ruft der Trainer seine Truppe zusammen: "So Jungs, los geht's!"

Die Buben wuseln los und purzeln übereinander

Nachdem die grünen und blauen Leibchen verteilt sind - bei den meisten reichen sie trotz überkreuzter Träger bis über die Knie - geht es ans Aufwärmen. Brav reihen sich die Kleinen nebeneinander auf, Arme cool verschränkt, jeweils einen Fuß lässig auf dem Ball am Boden abgestellt. "Wer hat Angst vor'm blauen Mann?", ruft Leder ihnen zu, daraufhin sollen sie mit dem Ball am Fuß auf die andere Seite des Spielfelds rennen. Etwa 20 Schritte beträgt die Distanz - Erwachsenen-Schritte, wohlgemerkt.

"So viele Kilometer?!", empört sich ein kleiner Blondschopf, doch da geht es schon los. Die Buben wuseln drauf los, purzeln übereinander, stehen wieder auf und rennen weiter. Ein paar nehmen ihren Ball in die Hand und stürmen siegessicher geradeaus, ein anderer entschließt sich kurzerhand, lieber zuzuschauen und funktioniert seinen Ball inmitten des Feldes zum Sitzhocker um. "Moment mal, Sportsfreunde", ruft Trainer Leder lachend, "wir sind hier beim Fußball. Das spielt man nicht mit der Hand - und nicht mit dem Hintern. Okay?"

Bei der nächsten Übung läuft es schon besser. Erst mit der Innen-, dann mit der Außenseite des Fußes sollen die Kleinen den Ball führen, das klappt bis auf ein paar Stolperer ganz gut. Dann der erste, etwas unkoordinierte Schuss, einer der Buben bekommt den Ball an den Kopf, dicke Tränen kullern ihm über die geröteten Wangen. Liebevoll nimmt der Trainer den Kleinen in den Arm, nach wenigen Minuten ist er mit Feuereifer zurück auf dem Platz. "Zusammenspielen! Ja, genau, super!", jubelt ein junger Vater am Rande des Spielfelds, zwei Mütter schießen Fotos mit ihren Handys.

"Ach, unsere zwei Schlafmützchen", witzeln sie, "vielleicht doch nicht die wahren Fußballgötter." Aber darum gehe es natürlich auch nicht. Der Spaß an der Bewegung, die frische Luft, das Spielen im Team - all das sei ein super Ausgleich zum gewöhnlichen Kindergarten, finden die Mütter. Der Zuspruch sei dementsprechend groß, berichtet auch Co-Trainier Michael Maguhn. "Ist aber auch wirklich kein Wunder", sagt er und blickt sich strahlend um: "Wie diese Zwerge hier so durch die Gegend ameisen - das ist einfach grandios."

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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