Der Sport im Ort:Klausuren in Litauen

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Julia Pollak aus Ebersberg schaffte es mit dem deutschen U 17-Team bis ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Uruguay. Im Verein spielt die 16-Jährige für die zweite Frauenmannschaft des FC Bayern. Wie sie den Spagat zwischen Fußball und Schule meistert

Von Anna Horst

Es klingt wie ein Traum: Während die Schulkameraden früh aufstehen mussten und sich im tristen Dezemberwetter in die Schule schleppten, machte sich Julia Pollak auf in den globalen Süden nach Uruguay, wo Sommer herrschte. "Ja, das war schon ganz nett", sagt sie mit einem schelmischen Grinsen. Doch Städtetrips und faule Tage am Meer standen nicht auf ihrem Zeitplan, stattdessen hieß es schwitzen und ackern. Schließlich galt es eine Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Ende November fand die Weltmeisterschaft der unter 17 Jahre alten Fußballerinnen in Uruguay statt. Mehr als zwanzig Nachwuchsspielerinnen waren mit dabei, darunter auch Julia Pollak, die in Ebersberg wohnt. Mit dem Fußball angefangen hat sie beim TSV Ebersberg in der Bubenmannschaft. "Mich hat damals ein Kindergartenfreund mitgenommen, dann bin ich einfach da geblieben", erzählt sie. Inzwischen spielt sie in der zweiten Frauenmannschaft des FC Bayern und gehört seit mehreren Jahren zum U17 Kader des DFB. Zuvor war sie Mitglied der Bayern- und der Regionalauswahl. "Ich glaube, ungefähr 2014 war das, da wurde ich zu einem Probetraining vom FCB eingeladen", erzählt sie.

Seitdem spielt sie nun auf internationalen Turnieren für das deutsche Team in der Abwehr, so wie auch beim FC Bayern: "Ich bin auf der Außenbahn unterwegs und kann dann auch mal im Mittelfeld mithelfen", erklärt Julia. Die grobe Strategie sei bei ihrem Klub die gleiche wie bei der DFB-Auswahl. "Das ist ganz gut, dann muss ich mich nicht jedes mal umgewöhnen." Dafür wäre auch nur wenig Zeit: Mit dem Nationalteam gebe es keine eigenen Trainingszeiten, stattdessen fänden vor den Turnieren zentrale Lehrgänge für alle Mannschaftsmitglieder statt, sagt Julia.

Julia Pollak vom FC Bayern beim Endspiel um die deutsche U 17-Meisterschaft gegen den 1.FFC Turbine Potsdam. (Foto: Claus Schunk)

Für das Training beim FC Bayern pendelt sie mindestens dreimal in der Woche von Ebersberg nach München. "Eigentlich hätte ich viermal in der Woche Training, aber montags schaffe ich das einfach nicht", sagt sie. Schließlich macht sie in nicht einmal zwei Jahren ihr Abi und muss neben dem Fußball auch noch für Klausuren büffeln. Ihre große Leidenschaft mit der Schule zu vereinen ist eine Herausforderung, die sie aber gerne annimmt: "Es ist manchmal schon schwer, aber mit dem richtigen Zeitmanagement geht es schon irgendwie. Und es lohnt sich ja!"

Disziplin ist für Julia das A und O: Weil sie Montags nicht nach München zum Training kommen kann, arbeitet sie zuhause ein exakt auf sie zugeschnittenes Fitnessprogramm ab. Wenn sie anders herum wegen eines Turniers unterwegs ist, sind immer Lehrer mit an Bord der jungen Mannschaft, die dafür sorgen, dass möglichst wenig Unterrichtsstoff versäumt wird. "Ich habe auch schon eine Klausur in Litauen geschrieben", erzählt sie. Ungewöhnlich ist das nicht, schließlich sind die Nachwuchsfußballerinnen oft wochenlang unterwegs - danach den gesamten Schulstoff und etliche Klausuren nachzuschreiben, "das ginge ja gar nicht."

Es war nicht das erste Mal, dass Julia für mehrere Wochen von der Schule befreit wurde, um für das deutsche Nachwuchsteam ein großes Turnier zu spielen. Erst im Mai 2018 fand die Europameisterschaft in Litauen statt: "Wir waren mehrere Wochen dort, und auch meine Eltern waren mit dabei. Das erste Gruppenspiel war nämlich an meinem Geburtstag", erzählt Julia. Das Spiel gewann die deutsche Mannschaft auch prompt. Erst im Finale scheiterten sie gegen Spanierinnen, die nicht nur den EM-Titel holten, sondern einige Monate später auch Weltmeister wurden.

Für die deutschen Mädels war bei der WM in Uruguay nach dem Viertelfinale Schluss: Gegen Kanada verloren sie knapp mit 0:1. "Das Spiel war recht ausgeglichen, aber wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Kanada hatte dann eine richtig gute, die sie eben auch gleich verwandelt haben", analysiert Julia. Die Enttäuschung sei zwar recht groß gewesen, doch die verbleibende Zeit habe sie dann entspannt nutzen können, um einige Eindrücke aus Uruguay mitzunehmen. "Und irgendwie wollte man nach so einer langen Zeit dann auch wieder nach Hause."

Dort geht es nun auch sportlich weiter für das Ebersberger Fußballtalent: In der zweiten Schulwoche nach den Ferien geht es für Julia Pollak auf ins Trainingscamp nach Spanien, zum größten Teil mit neuen Teamkameradinnen. "Ich spiele nächstes Jahr noch einmal in der U 17, weil ich bis jetzt eine der Jüngeren war", erklärt Julia. Die nächste EM findet dann auch gleich 2019 statt, diesmal in Bulgarien. Dort möchte sie natürlich auch wieder mitspielen. Wenn alles gut läuft, soll es eines Tages auch die erste Frauen-Nationalmannschaft sein, für die Julia Pollak aufläuft.

© SZ vom 12.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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