Der Sport im Ort:Gut spielen, günstig wohnen

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Felix Mäsel, 28, ist Manager der 1. Frauenmannschaft des TSV EBE Forst United und im Management beim größten Sponsor, der Firmengruppe ntrax.group. Er war dreizehn Jahre lang aktiver Spieler im Verein. (Foto: Privat)

Die Frauenabteilung des Ebersberger Handballvereins bekommt eine eigene Sportförderung. Aber zunächst brauchen die Spielerinnen erschwingliche Appartements.

Interview von Viktoria Spinrad

In den USA sind Sportstipendien üblich, hierzulande eigentlich eher die Ausnahme. Nun aber wagt ein Verein im Landkreis einen ungewöhnlichen Schritt: Die Handballabteilung des TSV EBE Forst United wirbt seit einigen Tagen auf seiner Facebook-Seite für ein "Studium und Sport"-Kombipaket. Der Teammanager der ersten Damen-Mannschaft Felix Mäsel erklärt, was sich hinter dem "Top-Sport-Angebot" verbirgt - und warum es auch hierzulande mehr Sportförderung braucht.

SZ: Finden mit dem Programm nun Rundum-sorglos-Pakete für Sportler Einzug in den Landkreis, wie man sie aus den USA kennt?

Felix Mäsel: Alles abdecken kann der Sponsor leider nicht, hier geht es vor allem um die Wertschätzung. Aber es ergeben sich einige Vorteile für die Spielerinnen, die genommen werden. Die horrenden Münchner Mieten werden für sie keine Rolle mehr spielen. Sie können vergünstigt in Wohnungen des Sponsors im Landkreis unterkommen. Wie viel Miete noch berechnet wird, entscheiden wir von Fall zu Fall.

SZ: Ihre Mannschaft steigt in die Landesliga auf, will den Klassenerhalt schaffen. Reicht ein günstiges WG-Zimmer in Zorneding, um Spielerinnen aus ihren Vereinen in Laim oder Taufkirchen in die Kreisstadt zu locken?

Es gibt noch zwei wichtige Aspekte: Das Berufsnetzwerk und die Sportförderung. Über den größten Sponsor, die Firmengruppe ntrax.group, können wir Praktika und Studentenjobs innerhalb unserer Partnerunternehmen vermitteln.

Zum Beispiel?

Dort sind fast alle Branchen vertreten: IT, Medien, Veranstaltungsmanagement, Tiermedizin oder Autovermietungen. Wir haben viele Kontakte, also ist auch vieles möglich.

Und was versteckt sich hinter der Sportförderung?

Einzeltrainings, subventionierte Trainingscamps und ein Taschengeld für das Hin- und-her-Fahren - wie man es eben auch von Bundesligavereinen kennt. Da kommt man sonst nicht so schnell ran.

Um dann über die Sommerpause ein Super-Team zusammenzustellen, das die Landesliga rocken soll?

Es geht nicht darum, das bestehende Team tiefgreifend zu verändern. Die Mentalität unserer ersten Damenmannschaft soll auf jeden Fall bestehen bleiben. Aber die Mannschaft ist ja sehr jung. Punktuell brauchen wir deshalb Verstärkung möglichst durch erfahrene Spielerinnen im Studentenalter - vor allem im Rückraum und am Kreis.

Im Landkreis sind keine vergleichbaren Förderungsoffensiven in den Amateurligen bekannt. Wieso eigentlich nicht?

Nicht alle Firmen haben die Mittel, Vereine zu unterstützen. Wir haben das Glück, einen sehr sozial denkenden Sponsor zu haben. Das Glück haben nicht alle Vereine.

Wenn am 6. Juni die beiden Nationalmannschaften in der Münchner Olympiahalle spielen, werden bei den Frauen wieder deutlich weniger Zuschauer sein als bei den Männern. Geht es auch darum, den chronisch benachteiligten Frauensport aufzuwerten?

Definitiv. Auch im Handball ist der Frauensport gegenüber dem Männersport massiv benachteiligt. Während männliche Nationalspieler mittlerweile gutes Geld bekommen, müssen Nationalspielerinnen nebenher dazuverdienen. Um flexibel zu sein, geht das dann oft nur über Anstellungen bei Sponsoren.

Momentan läuft eine Debatte über die Förderwürdigkeit des deutschen Sports. Der Deutsche Olympische Sportbund fordert mehr Geld vom Bund. Liegt es am Steuerzahler oder an privaten Sponsoren, mehr Gleichstellung in den Sport zu bringen?

Natürlich wäre es wünschenswert, dass der Bund sowohl den Frauen- als auch den Amateursport mehr unterstützt. Aber zur Zeit scheint das unrealistisch. Wir sind mit einem guten Konzept und guten Sponsoren schon sehr weit gekommen. Sie haben erkannt, dass die Förderung des Frauensports viel zu kurz kommt und man da ansetzen muss. Aber dieses massive Ungleichgewicht werden auch engagiertere Sponsoren nicht sofort ändern können.

Welche weiteren Schritte plant der Verein?

Wir wollen uns weiter professionalisieren. Zur Zeit denken wir zum Beispiel über eine Art Sportinternat nach, um jüngere Spielerinnen zu fördern. Hier in Ebersberg sind wir mittlerweile ein Publikumsmagnet, das muss man nutzen. Die Leute wissen: Hier passiert was, auch bei der Gleichstellung. Auch wenn noch viel zu tun ist: Bei uns im Lokalen haben wir es schon geschafft.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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