Der Sport im Ort:Der Mann fürs Apfelmus

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Die Gegner von Judoka Matthias Sipple aus Anzing sind nicht zu beneiden. Seit Kurzem ist der 32-Jährige Bayerischer Meister - auch wegen seines Speiseplans

Von Stella Vogl

Mit sechs Jahren stand er das erste Mal als kleiner Knirps auf der Matte. Und sammelte knapp zehn Jahr später Erfahrungen als Trainer im Judo-Verein SV Anzing. Nun hat sich Matthias Sipple zum ersten Mal den Titel des Bayerischen Judo-Meisters geholt. Bei dem Wettkampf in Nürnberg kam ihm eine seiner Spezialtechniken, der sogenannte Würger, zu Hilfe. Mit einer Hand und dem Revers der Jacke drücke man kurzzeitig die Schlagader des Gegners zu, so dass dieser schnell zur Aufgabe gezwungen sei. So brutal der Griff auch klingen mag, gefährlich sei er nicht, versichert Matthias Sipple sofort.

Mit dem Sieg gehen für den Physiotherapeuten zugleich Traum und Ziel in Erfüllung. Nicht umsonst verbringt der 32-Jährige nach jedem Feierabend zwei Stunden im Kraftraum seiner Praxis. Dabei schätzt er durchaus die Anforderungen des Sports. "Man muss den ganzen Körper sowohl kraft- als auch konditionsmäßig trainieren", sagt er. Doch wer im Judo Erfolge erzielen und sich behaupten will, muss nicht nur auf ein konsequentes Training achten, sondern auch auf die Ernährung. Vor der Bayerischen Meisterschaft galt für Sipple ein striktes Verbot von Kohlenhydraten, Mittags nahm der Anzinger lediglich Proteinshakes zu sich. Dadurch erreichte er das für die Klasse Namens "Unter 73 Kilogramm" gerade so das vorausgesetzte Gewicht. Immerhin: Kurz vor dem Turnier gönnte er sich - ausnahmsweise - eine Portion Reis mit Apfelmus.

Unter den strengen Augen des Punktrichters ringt Matthias Sipple (oben) seinen Gegner zu Boden. Bei der Bayerischen Meisterschaft Mitte Oktober sicherte er sich den Titel in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm. (Foto: privat)

Judo beschränkt sich bei Matthias Sipple nicht nur auf einen durchdachten Ernährungsplan und Muskelaufbau. Was er insbesondere an dem Kampfsport und seiner Tätigkeit im Verein schätzt, ist der Zusammenhalt in der Mannschaft und die Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die er als "wahnsinnig schön" beschreibt. Durch die Teilnahme an Wettkämpfen und die Vorbereitung darauf sowie auf den gemeinsamen Fahrten erlebt er immer wieder Teamgeist. Bereits kleine Gesten wie ein High-Five nach einem Turnier erfüllen Matthias Sipple mit Stolz: "Wenn man die Erfolge sieht, motiviert das".

Erfahrung im Unterrichten hat Sipple reichlich gesammelt: Bereits als 16-Jähriger engagierte er sich als Co-Trainer in der Jugendarbeit, bevor er im Alter von 18 Jahren eigenständiger Trainier wurde. Heute leitet er beim SV Anzing einmal wöchentlich das Judo-Training für drei Altersstufen. Heimatverbunden blieb er seinem Verein immer treu. Aus diesem Grund legte er auch Wert darauf, dass der Ausbildungsplatz und die Zivildienststelle in guter Anbindung zu Anzing lagen. Rückblickend gibt er zu Bedenken: "Wäre ich weggegangen, gäbe es in Anzing wahrscheinlich kein Judo mehr." Zwar trainiert Matthias Sipple selbst beim Partnerverein Kodokan München, aber Unterrichtsstunden bietet er immer noch für den SV Anzing an.

Matthias Sipples Heimatverein ist der SV Anzing. (Foto: Christian Endt)

Auch wenn ihm die Stunden mit den Jugendlichen viel Spaß bereiten, merkte er bald, dass das persönliche Training auf der Strecke blieb. "Für den eigenen Wettkampf ist das nicht nur förderlich", gibt er zu. Inzwischen hat er eine Balance zwischen Unterrichten und "sich selbst verbessern" gefunden. Denn gerade im Judo sei "immer noch eine Steigerung möglich".

Gemeinschaft im Judo schätzt Sipple allerdings nicht nur daheim in Anzing. Erst vergangenes Jahr nahm er mit dem SV Anzing an einem Austausch mit dem "Judo Club Clam" aus der französischen Gemeinde Évian-les-Bains teil. Der Kontakt zu den Nachbarn bestehe immer noch. Es ist sogar geplant, nächstes Jahr gemeinsam nach Japan zu reisen.

Der andere Grund dafür, dass ihm noch nie "der Gedanke gekommen ist, irgendwann mit dem Judo aufzuhören", sei das Erlebnis während des Wettkampfs. Wenn Matthias Sipple kurz Kampfbeginn seinem Gegner entgegentritt, löst das immer wieder aufs Neue einen Adrenalinschub bei ihm aus, sagt er. Das sei nicht vergleichbar mit anderen Sportarten wie Klettern, die er hin und wieder in der Freizeit treibe, sagt Sipple. "Das pusht nicht so, da geht fast nichts drüber."

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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