Debatte:Planer müssen nachsitzen

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Die Anzinger Straße wird verlängert, die markante Kreuzung in der alten Ortsmitte neu gestaltet. (Foto: Christian Endt)

Konzept für Verlängerung der Anzinger Straße missfällt Poings Gemeinderäten

Poing ist nicht schön, aber praktisch: Wer dieses Zitat einmal geprägt hat, ist nicht bekannt, doch wird es in der Wachstumsgemeinde immer wieder gern und mit gewissem Stolz verwendet. Dennoch gibt es auch Plätze in Poing, da reicht es den Gemeinderäten nicht, wenn es nur praktisch ist, da sollte es auch einigermaßen schön sein. Zum Beispiel in der Nähe der alten Pfarrkirche St. Michael. Weil auf der anderen Seite der Hauptstraße die Anzinger Straße verlängert wird, ist auch die Neugestaltung der Kreuzung mit der Hauptstraße nötig. Doch das erste Konzept fiel im Gemeinderat durch, vor allem Herbert Lanzl (CSU) hatte zuvor recht deutliche Worte gefunden: "Ich bin von der Planung enttäuscht, wir haben die Chance vertan, einen schönen Platz zu gestalten, wo man sich auch gern trifft", sagte er.

Denn in der alten Ortsmitte der Gemeinde soll sich einiges tun, die Verlängerung der Anzinger Straße soll nicht nur ein neues Wohngebiet nördlich der Hauptstraße erschließen, sondern neben der Plieninger Straße auch eine neue Nord-Süd-Verbindung schaffen. Das lässt sich die Gemeinde einiges kosten, so muss eine neue Eisenbahnunterführung für 7,9 Millionen Euro geschaffen werden, 3,4 Millionen davon trägt die Gemeinde, den Rest die Bahn. Die Hauptstraße wird durch den neuen Durchstich entlastet, sie wird künftig gegenüber der Anzinger Straße auch die untergeordnete Straße sein - wer also auf der Anzinger Straße unterwegs ist, hat Vorfahrt.

Das Straßenbauamt hat daher für die Kreuzung einige Anforderungen gestellt, unter anderem müssen die Parkplätze an der Anzinger Straße neu angeordnet werden. Der beauftragte Planer hatte nun einen Entwurf angefertigt, der an der südwestlichen Ecke der Kreuzung eine Schleife vorsieht, von der die Parkplätze angefahren werden können. Sie würde knapp an der alten Villa an der Straßenecke Richtung Friedhof führen und dort auf die Anzinger Straße einmünden. Ziel ist es, dass die Autofahrer auf der Anzinger Straße nicht lang herumrangieren müssen. Die acht Parkplätze gehören zu dem Nachfolgebau des im vorvergangenen Jahr abgerissenen Wirtshauses Liebhart, der außer Wohnungen auch wieder eine Wirtschaft und Räume für Vereine beherbergen soll. Ohne diese Parkplätze, warnte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD), "können wir die Gaststätte vergessen". Eine Herausforderung bei der Planung war auch, wie Christine Wirth vom Bauamt einwarf, die Tatsache, dass die Grundstücke an der Kreuzung nicht alle der Gemeinde gehören.

Dennoch wünschen sich die Gemeinderäte, dass die Planung noch einmal überarbeitet wird. Denn zum alten Friedhof hin würde dann noch mehr Platz für Autos geschaffen, das habe er sich wirklich anders vorgestellt, sagte Herbert Lanzl "da kann ich überhaupt nicht damit leben". Man könne wirklich nicht von Schönheit sprechen, stimmte Ludwig Berger (CSU) zu, "sehr unschön", reihte sich auch Werner Dankesreiter (Grüne) in die Riege der Kritiker ein. Günter Scherzl (FWG) schlug vor, nochmals Gespräche zu führen, wie der markante Platz in der Ortsmitte schöner gestaltet würde.

Gleichzeitig sollen auch noch etliche andere Fragen geklärt werden, etwa zur Führung des Radverkehrs in der Straßenverlängerung und zur Frage, ob eine bauliche Trennung zwischen Fußgänger- und Radweg nötig ist. Er wünsche sich hier rechtlich sichere Auskünfte, sagte Peter Maier (SPD), bei einer neuen Planung dürfe man kein Risiko eingehen oder mit Vermutungen arbeiten. Hingerl versprach, sich außer mit den Planern auch noch mit den Eigentümern und den Verantwortlichen im Landratsamt zusammenzusetzen.

© SZ vom 07.04.2017 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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